Außenminister Heiko Maas verspricht Hilfe für Tausende in Afghanistan Gestrandete. Einen Untersuchungsausschuss zur Afghanistan-Krise erwartet er nicht vor der Bundestagswahl.
Die Lage am Flughafen in Afghanistans Hauptstadt Kabul wird immer unübersichtlicher, auch für die deutschen Einsatzkräfte. Bei einem Feuergefecht, an dem auch deutsche Soldaten beteiligt waren, wurde eine afghanische Person getötet. Derweil befindet sich nach Angaben der Bundesregierung eine dreistellige Zahl an deutschen Staatsbürgern weiterhin in Afghanistan, dazu kommen mehrere Tausend Ortskräfte, also Afghanen, die für deutsche Institutionen in Afghanistan tätig waren - und von denen wohl die Meisten das Land verlassen wollen.
Es gelinge nicht allen, zum Flughafen vorzudringen, so Deutschlands Außenminister Heiko Maas. Aber denen, die den Flughafen erreichen, müsse es möglich sein, auch auf das Gelände zu gelangen: "Und das", so der Minister, "ist bedauerlicherweise zum gegenwärtigen Zeitpunkt außerordentlich fraglich."
Mit einem fünf-Punkte-Programm will die Bundesregierung die Ausreise nun doch noch sicherstellen. So soll unter anderem der Flughafen bis in den September hinein für Ausreiseflüge geöffnet bleiben. Die Taliban haben dieses Vorhaben bisher aber abgelehnt. Außerdem, so Maas, gebe es Gespräche mit Nachbarländern Afghanistans: Menschen, die es über die Grenze schaffen, sollen unkompliziert in die deutschen Botschaften gelangen und dort Hilfe bekommen.
Unterdessen bemühen sich auch zivilgesellschaftliche Initiativen um die Rettung von Menschen aus Afghanistan. So verkündete der Europaabgeordnete der Grünen, Erik Marquardt, man habe einen Charterflieger organisiert, um Personen aus Afghanistan auszufliegen.
Die Fehleinschätzung der Lage in Afghanistan und das mutmaßlich zu späte Handeln der Bundesregierung könnte auch einen Untersuchungsausschuss beschäftigen - für den Außenminister ist das aktuell aber kein Thema.
"Es gibt sicherlich eine Vielzahl von Dingen, die aufzuarbeiten sind", so Maas, "es gibt auch ein großes berechtigtes öffentliches Interesse daran. Ich bin im Moment allerdings ausschließlich damit beschäftigt, mich mit der konkreten Situation vor Ort auseinanderzusetzen. Alles andere wird zu entscheiden sein, wenn der neue Bundestag sich zusammengefunden hat."
Derweil kündigt sich weiteres Unheil an: So gibt es Warnungen, dass IS-Kämpfer einen Anschlag auf den Flughafen verüben könnten.