Alles Käse, oder was? USA wollen "Gruyère" nicht schützen

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Im US-Staat Virginia urteilte ein Bundesrichter, dass in den USA verkaufter Gruyère überall hergestellt werden könne. Für US-Konsumenten sei das ganz allgemein ein milder, zart schmelzender Käse. Schweizer wollen für ihren würzigen Hartkäse in Berufung gehen.

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„Amis klauen unseren Gruyère" schrieb die Schweizer Zeitung „Blick“- einem Urteil aus den USA zufolge dürfen auch US-Produzenten ihren Käse Gruyère nennen. 

Der Schweizer Hartkäse aus Gruyères im Kanton Freiburg, im Jahr 1602 zum ersten Mal urkundlich belegt, ist als „Le Gruyère“ (DER Gruyère) per Herkunftsbezeichnung ("Appellation d’Origine Protégée" (AOP) in Europa geschützt und darf nur so genannt werden, wenn er aus den Schweizer Kantonen Freiburg, Bern, Neuenburg, Waadt oder Jura kommt. Die Milch muss vor allem von naturlich gefütterten Kühen sein, der Käse 5 bis 18 Monate gereift. Für Gruyère aus dem französischen Grenzgebiet, wohin Schweizer Käser vor Jahrhunderten auswanderten, gilt die abgeschwächte „geschützte geografische Angabe („Indication géographique protégée“ (IGP). 

MILD, ZART SCHMELZEND ODER HART UND WÜRZIG?

Im US-Bundesstaat Virginia urteilte ein Bundesrichter Anfang Januar, dass in den USA verkaufter Gruyère überall hergestellt werden könne und bestätigte damit eine Entscheidung des US-Patentamtes ("U.S. Patent and Trademark Office" (USPTO). Zwar hätte der Name früher einmal durchaus auf die Herkunftsregion verwiesen. Doch nach Jahrzehnten des Verkaufs von Gruyère-Käse, hergestellt außerhalb der geschützten Region, sei die Bezeichnung für Käsekäufer in den USA "zu einem allgemeinen Begriff" geworden. Und einen solchen kann man in den USA nicht als Marke eintragen. Die Konsumenten in den USA würden unter Gruyère ganz im Allgemeinen einen milden, zart schmelzenden Käse verstehen, so das Gericht – unabhängig von seiner Herkunft. Für Schweizer und Franzosen aus den Regionen Franche-Comté und Savoyen im Osten des Landes ist ein Gruyère dagegen ein besonders langsam gereifter und dadurch besonders würziger Hartkäse.

Philippe Bardet, Verband der Schweizer Gruyèreproduzenten

„Wenn da gesagt wird, dass Gruyère gleich Käse ganz allgemein ist, stimmt das überhaupt nicht. Wenn Sie sich auf dem amerikanischen Markt umschauen, werden Sie „Gruyère“ nicht an jeder Ecke finden. Es gibt ein paar Produkte, die „Gruyère“ heißen, aber keine Gattungsbezeichnung, wie da behauptet wird." 

Florie MarionBundesamt für Landwirtschaft in Bern:

„Die Wahrnehmung ist unterschiedlich. Für uns ist „Gruyère“ ein geschütztes Produkt, in der amerikanischen Wahrnehmung ist es eher ein Warenzeichen. Es gibt also tatsächlich eine abweichende Wahrnehmung der Lage."

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Europas Gruyère-Produzenten und US-Käsemacher streiten seit Jahren. Einige aus Übersee haben freiwillig eingelenkt, nennen ihren Käse nun stattdessen «Alpine Style».

Die Schweizer Käseproduzenten wollen gegen das Gerichtsurteil aus dem US-Bundesstaat Virginia Berufung einlegen, so Philippe Bardet

„Wegen COVID waren die letzten beiden Jahre sehr kompliziert, sowohl in Amerika als auch hier. Aber es waren zwei Jahre mit Rekordexporten. Wir können daraus entnehmen, dass der informierte amerikanische Verbraucher das echte Produkt will.“

su mit CHRTS

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