Mariupol: "Familie saß 5 Tage im Keller, oben tobten Kämpfe"

Mariupol: "Familie saß 5 Tage im Keller, oben tobten Kämpfe"
Copyright Mykola Osychenko, presidente Mariupol TV
Von Sasha Vakulina, su
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button
Den Link zum Einbetten des Videos kopierenCopy to clipboardCopied

Augenzeuge berichtet vom Belagerungszustand in der Stadt in der Ostukraine.

WERBUNG

Rund 300.000 Menschen sind in Mariupol eingekesselt, ohne Strom, fließendes Wasser oder Heizung.

Mykola Ositschenko, russisch sprechender Vorstandschef (CEO) von Mariupol TV, war in der Stadt, alsrussisches Militär in die Ukraine einmarschierte. Am vergangenen Mittwoch schaffte er es mit sechs Familienmitgliedern nach Saporischschja - nach 2,5 Wochen ohne regelmäßige Versorgung mit Essen oder Wasser.

Mykola Ositschenko aus Mariupol:

"Menschen in meinem Alter haben die ganze Zeit kaum etwas gegessen und sehr wenig getrunken.

Nahrung und Wasser wurden vor allem für Kinder und ältere Menschen reserviert. Eine Familie wurde vom linken Ufer zu unserem Haus im Stadtzentrum gebracht. Am linken Ufer fanden von Anfang an die schwersten Kämpfe statt.

Also diese Familie - sie saß 5 Tage im Keller, konnte nicht weg, weil oben die ganzen 5 Tage Kämpfe tobten. Ein Mann, eine Frau und ein 6 Monate alter Junge. Sie überlebten nur, weil es der Mutter gelang, das Baby zu stillen."

Doch der Kampf war mit der Evakuierung nicht beendet. Am vergangenen Mittwoch sah Ositschenko, wie Menschen in Scharen versuchten, aus der Stadt herauszukommen.

"Wenn die im Asowschen Meer gelegene Stadt Mariupol fällt, wird die Landverbindung zwischen der Krim und der Donbass-Region hergestellt..."

Mykola Ositschenko aus Mariupol:

"Rund 2000 Autos verließen an diesem Tag die Stadt. Praktisch in jedem Auto saßen kleine Kinder. Die Menschen nahmen das Kostbarste mit, und das Kostbarste ist nicht einmal Ihr eigenes Leben, sondern das Leben Ihres Kindes.

All diese Autos fuhren also durch die Straßen der Stadt, vorbei an den Leichen getöteter Zivilisten.

Und all diese Leute versuchten, ihre Kinder irgendwie abzulenken: ‚Schaut in die Sonne! Schaut euch Mama und Papa an!' nur damit die Kinder nicht hinschauen, nur damit sie die Leichen nicht sehen."

Und die Krise hat ihren Höhepunkt noch gar nicht erreicht - Lebensmittel und medizinische Vorräte gehen zu Ende.

Sasha Vakulina, su

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Das besetzte Mariupol "wählt" einen russischen Präsidenten

Ukrainische Frauen kämpfen um Anerkennung in der Armee des Landes

Russland rückt vor: Ukraine schießt drei russische Kampfjets ab