Hat Putin nicht genug Soldaten für den Kampf im Osten der Ukraine?

Rakete in der Nähe von Dnipro in der Ukraine
Rakete in der Nähe von Dnipro in der Ukraine Copyright Evgeniy Maloletka/Copyright 2022 The Associated Press. All rights reserved
Von Oleksandra VakulinaEuronews mit IWS, AP, AFP
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Experten gehen davon aus, dass die Einheiten Russlands zu stark dezimiert sind als dass sie den Donbas rasch einnehmen könnten.

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Hat Russland nicht genug Truppen, um den Osten der Ukraine rasch einzunehmen? Eigentlich will Wladimir Putin am 9. Mai - wenn in Russland die Kapitulation von Nazi-Deutschland gefeiert wird - einen militärischen Erfolg und die vermeintliche "Entnazifizierung" zumindest des Ostens der Ukraine feiern. Doch bisher erscheint selbst dieses Ziel fraglich. 

Das Institute for the Study of War (ISW) stellt fest, dass "Russland wahrscheinlich schwer beschädigte und nur teilweise wieder zusammengesetzte Einheiten in die Offensive in den Osten der Ukraine schickt und dass diese nur begrenzte Erfolge zu hohen Kosten bringen".

Einige dieser umgruppierten Einheiten sind aus dem Norden der Ukraine abgezogen worden, aus den Gebieten um Kiew und Tschernihiw. 

Die Menschen von dort wurden gebeten, mit der Rückkehr zu warten. Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte, es gebe "Hunderttausende gefährliche Gegenständen", darunter Minen, die von den russischen Streitkräften in Häusern, auf den Straßen und auf den Feldern zurückgelassen wurden.

Was hat Russlands Armee jetzt vor?

Laut dem ISW  konzentrieren sich die russischen Streitkräfte vor allem auf derzeit auf drei Ziele:

- die Einnahme von Mariupol

- Frontalangriffe in den Gebieten Donezk und Luhansk

- und Offensivoperationen auf der Achse Izyum-Slovyansk zur Einkreisung der ukrainischen Streitkräfte in der Ostukraine

Bei den fortgesetzten Angriffen auf Sewerodonezk, Popasna und Rubischne in der Ostukraine gab es allerdings zuletzt keine wesentlichen Frontbewegungen. 

10.000 bis 20.000 Zivilisten in Mariupol getötet

Der Bürgermeister von Mariupol berichtete, dass bei der russischen Belagerung seiner Stadt mehr als 10.000 Zivilisten ums Leben gekommen sind und die Zahl der Toten die Marke von 20.000 überschreiten könnte.

Mariupol ist seit Wochen umzingelt.

Militärexperte Thomas Jäger meint im Fokus, dass die bevorstehende Einnahme von Mariupol in Russland als „Befreiung“ gefeiert würde. Dabei liege die Stadt gar nicht mehr auf dem Territorium der Ukraine, sondern in der „Volksrepublik Donezk“ - und sie existiere praktisch nicht mehr.

Jäger meint, Putin stecke in der Klemme.

Nach Angaben des ukrainischen Außenministeriums sind geschätzt 19.600 russische Soldaten seit ihrem Einmarsch in die Ukraine getötet worden. Mehr als 720 russische Panzer wurden laut ukrainischen Angaben zerstört.

Das britische Verteidigungsministerium zeigt seine Analyse der militärischen Lage in der Ukraine auf einer Karte. Hellrot sind - im Osten des Landes - die von russischen Truppen kontrollierten Gebiete eingezeichnet.

Die Kämpfe in der Ostukraine werden sich laut Ansicht der Experten in London in den nächsten zwei bis drei Wochen verschärfen, da Russland seine Anstrengunen auf diese Gebiete konzentriert.

Friedensgespräche in der Sackgasse

Beim Treffen mit dem belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko im Fernen Osten Russlands erklärte der russische Staatschef, die Friedensgespräche mit der Ukraine seien in einer Sackgasse. 

Dabei hatte der österreichische Kanzler Karl Nehammer noch am Vortag nach dem Vier-Augen-Dialog mit dem Staatschef in Moskau erklärt, Putin setze weiter Zutrauen in die Verhandlungen mit Kiew in Istanbul. Doch auch in Österreich wurde Nehammers Vermittlungsreise nach Russland als "blauäugig" bezeichnet.

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