Mythos oder Wahrheit: "Geh nicht mit vollem Bauch schwimmen!"

Menschen im Freibad in Gelsenkirchen, 29.08.2017
Menschen im Freibad in Gelsenkirchen, 29.08.2017 Copyright Martin Meissner/Copyright 2017 The Associated Press. All rights reserved.
Von Euronews
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Wer kennt nicht den warnenden Satz aus seiner Kindheit oder Jugend: Doch stimmt das eigentlich, dass es besser ist, vor dem Baden auf eine Mahlzeit zu verzichten?

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Was gibt es Schöneres bei hochsommerlichen Temperaturen als ein erfrischendes Bad im kühlen Nass? Und wer kennt nicht den mahnenden Satz der (Groß-) Eltern: "Gehe nicht mit vollem Bauch schwimmen!" oder: "Warte eine halbe Stunde, bevor du ins Wasser gehst!"

Forscher:innen aus den USA geben Entwarnung und bestätigen frühere Erkenntnisse: die Vorstellung, dass man mit dem Schwimmen warten muss, bis man verdaut hat, ist ein Mythos, der auf einem falschen Verständnis der Körperfunktionen beruht, meint Notarzt Dr. Jim Keany vom Providence Mission Hospital in Mission Viejo, Kalifornien gegenüber HuffPost.

 "Es gibt keine medizinischen Beweise, die dafür sprechen, mit dem Schwimmen mindestens 30 Minuten nach dem Essen zu warten. Es gibt keine Fälle oder Beweise, die darauf hindeuten, dass das Essen kurz vor dem Schwimmen zum Ertrinken geführt hat", sagte Keany.

Die sich hartnäckig haltende Meinung, dass man mit "vollem Bauch" nicht schwimmen sollte, stammt offenbar daher, dass nach dem Essen mehr Blut zur Verdauung in den Magen fließt um Nährstoffe abzutransportieren und die Muskeln, die den Nahrungsbrei kneten, mit Sauerstoff zu versorgen. Gleichzeitig bleibt damit weniger Blut und Sauerstoff für die Muskeln in Armen und Beinen, die beim Schwimmen gebraucht werden. Mögliche Auswirkungen: Seitenstechen und Krämpfe, die zum Ertrinken führen könnten.

Doch tatsächlich hat der Körper genug Blut, um alles zu versorgen. Einziges Problem: durch den Wasserdruck fühlt sich der Magen noch voller an. Normalerweise dauert es ungefähr eine halbe Stunde bis die zerkaute Nahrung in den Darm rutscht - allerdings hängt auch viel von der Art der Speisen ab, die man verzehrt. Leicht verdauliche Lebensmittel sind dabei zu bevorzugen, und dazu gehört auch Eis. Pommes hingegen sind - aufgrund ihres Fettgehalts - weniger leicht verdaulich.

Die These, dass man im Wasser unmittelbar nach dem Essen "Bauchkrämpfe" bekommt, ist ebenfalls überholt: für ein leichtes Freizeitplanschen nach dem Grillen besteht kein erhöhtes Risiko für Krämpfe. Generell gilt: dieselben Essgewohnheiten, die auch außerhalb des Wassers Magenbeschwerden verursachen können, können auch im Wasser zu Krämpfen führen.

"Übermäßiges Essen [und der Verzehr] von übermäßig scharfen oder säurehaltigen Lebensmitteln kann auch unter normalen Umständen Magenkrämpfe verursachen, daher ist es ratsam, nach eigenem Ermessen zu handeln", wenn man nach dem Verzehr dieser Lebensmittel ins Wasser möchte, erklärt Keany. 

Und noch etwas sollten Wasserratten wissen: ein voller Bauch ist besser als ein leerer. Denn eine Unterzuckerung kann ebenfalls schwerwiegende Folgen haben.

Eine Sache ist besonders für Erwachsene wichtig: Im Gegensatz zu Essen passen alkoholische Getränke und Schwimmen nicht zusammen. Nachgewiesenermaßen "erhöht Alkoholkonsum die Gefahr des Ertrinkens erheblich", so Keany und weiter: "Das liegt daran, dass er die Koordination, das Urteilsvermögen, das Gleichgewicht, die Reaktion auf Kälte und die Fähigkeit, sicher zu schwimmen, beeinträchtigt."

Am sichersten ist also, nach dem Konsum von Alkohol nicht zu schwimmen. Und sollten sie doch in die Verlegenheit kommen, jemanden an Ihrer Seite zu haben, der nüchtern ist.

Weitere Quellen • HuffPost

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