Wer ist Rishi Sunak (42) und wer will noch Nachfolger von Boris Johnson werden?

Der britische Finanzminister Rishi Sunak will Nachfolger von Boris Johnson werden
Der britische Finanzminister Rishi Sunak will Nachfolger von Boris Johnson werden Copyright Daniel Leal/AP
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Von Alasdair SandfordEuronews mit AFP
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Neben Ex-Finanzminister Rishi Sunak - der als der aussichtsreichste Kandidat gilt - haben andere britische Konservative angekündigt, dass sie sich um die Nachfolge von Premierminister Boris Johnson bewerben wollen.

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Im Kampf um den Parteivorsitz der britischen Konservativen haben mehrere neue Kandidaten ihren Hut in den Ring geworfen, um die Nachfolge des scheidenden Boris Johnson anzutreten.

Der ehemalige Finanzminister Rishi Sunak - dessen Rücktritt zusammen mit Gesundheitsminister Sajid Javid am Dienstagabend einen Dominoeffekt ausgelöst hatte - zählt zu den Favoriten für den Posten.

Der 42-Jährige hat seine Kandidatur am Freitag in einem Wahlkampfvideo angekündigt, in dem er versprach, der schwierigen wirtschaftlichen Lage mit "Ehrlichkeit, Ernsthaftigkeit und Entschlossenheit" zu begegnen - statt die Lasten auf künftige Generationen abzuwälzen.

In dem Video erzählt Sunak, der seit 2015 Abgeordneter von Richmond in der Region Yorks im Unterhaus von London ist, auch die Geschichte seiner Familie. Seine Mutter ist im Alter von 15 Jahren von Indien nach Großbritannien eingewandert. Sein Vater ist Arzt im öffentlichten Gesundheitssystem NHS. Aufgewachsen ist Rishi Sunak in Southampton. Er hat Philosophie, Politik und Wirtschaft in Oxford und in Stanford in den USA studiert.

In den kommenden Wochen werde er seine Vision für das Land den Menschen vorstellen.

In einem anderen Video ist zu sehen, wie Rishi Sunaks Ehefrau, die Modedesignerin Akshata Murthy, den vor der Wohnung der Familie wartenden Journalisten ein Tablett mit Tee bringt. 

Sunak war im Februar 2020 zum Finanzminister ernannt worden und löste auf diesem Posten Sajid Javid ab, der nur zwei Monate nach dem erdrutschartigen Wahlsieg der Tories im Dezember 2019 zurücktrat. Für sein COVID-19-Wirtschaftsrettungspaket konnte Sunak Lob einheimsen, vor allem durch ein teures Programm zum Erhalt von Arbeitsplätzen, das Massenarbeitslosigkeit verhinderte.

Später wurde der Chancellor of the Exchequer dafür kritisiert, dass er die Britinnen und Briten bei den Lebenshaltungskosten nicht genug unterstützt. Die Enthüllungen in diesem Jahr über den Steuerstatus seiner wohlhabenden Ehefrau, die keinen Wohnsitz hat, und eine Geldstrafe, die er wegen eines Verstoßes gegen die COVID-Bestimmungen erhalten hat, haben seinem Ansehen geschadet.

Sein Steuer- und Ausgabenhaushalt im letzten Jahr hat Großbritannien auf die höchste Steuerlast seit den 1950er Jahren zugesteuert, was seine Behauptung, er sei für niedrigere Steuern, untergräbt.

Sunak hat beim EU-Referendum 2016 für den Brexit gestimmt. In einem Bericht des Centre for European Reform vom Juni hieß es, dass seine jüngsten Steuererhöhungen "nicht nötig gewesen wären, wenn das Vereinigte Königreich in der EU (oder im Binnenmarkt und in der Zollunion) geblieben wäre", und dass der Aufschwung nach dem Brexit weniger schleppend verlaufen wäre.

Sunak liegt in Umfrage vorn

Sunak ist der Kandidat, der bei den konservativen Parteimitgliedern derzeit vorne liegt: in der jüngsten Umfrage hat sich etwa ein Viertel für ihn ausgesprochen.

Manu Fernandez/Copyright 2022 The Associated Press. All rights reserved
Außenministerin Liz Truss gilt ebenfalls als BewerberinManu Fernandez/Copyright 2022 The Associated Press. All rights reserved

Auf den ehemaligen Finanzminister folgt auf Platz 2 Außenministerin Liz Truss, die laut der Opinium-Umfrage für Channel 4 News von 21 % der Parteimitglieder unterstützt wird. In derselben Umfrage hätte es eine Mehrheit der Tory-Mitglieder aber besser gefunden, wenn Boris Johnson an der Spitze der Partei bleiben würde.

Weitere Bewerberinnen und Bewerber um die Johnson-Nachfolge

Die ehemalige britische Gleichstellungsministerin Kemi Badenoch hat am Samstag ihren Namen der Liste der Kandidatinnen und Kandidaten hinzugefügt. Sie war eine von fast 60 Abgeordneten, die in der vergangenen Woche zurückgetreten sind, um Johnson aus dem Amt zu drängen.

In einem Artikel in der Zeitung The Times rief Badenoch zu Veränderungen auf und sagte, die britische Öffentlichkeit habe genug "von Platitüden und leerer Rhetorik".

Toby Melville/AP
Kemi Badenoch ist die dritte von links neben Rishi Sunak - 2021Toby Melville/AP

Der konservative Abgeordnete Tom Tugendhat und die Generalstaatsanwältin Suella Braverman haben ebenfalls offiziell ihre Kandidatur angekündigt.

Verteidigungsminister Ben Wallace, der als einer der möglichen Bewerber um Parteivorsitz und Regierungsspitze galt, hat sich aus dem Rennen zurückgezogen.

Der ehemalige Gesundheits- und Außenminister Jeremy Hunt, der 2019 gegen Johnson unterlag, erklärte, er sei "ziemlich sicher", erneut zu kandidieren.

Tom Tugendhat ist Vorsitzender des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten des Parlaments und ehemaliger Soldat, der im Irak und in Afghanistan gekämpft hat. Er war ein regelmäßiger Kritiker von Johnson und würde seiner Partei einen klaren Bruch mit früheren Regierungen bieten.

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Er war noch nie im Kabinett tätig und hat entgegen dem vorherrschenden Trend der Konservativen Partei für den Verbleib in der Europäischen Union gestimmt.

Im Gegensatz dazu hat sich Suella Braverman für den Austritt aus der EU eingesetzt. Sie trat aus Protest gegen den von der damaligen Premierministerin Theresa May vorgeschlagenen Brexit-Deal von ihrem Juniorposten in der Regierung zurück, weil sie der Meinung war, dass dieser nicht weit genug ging, um die Beziehungen zur EU abzubrechen.

Als Generalstaatsanwältin unter Boris Johnson wurde Braverman von Juristen heftig kritisiert, nachdem die Regierung versucht hatte, internationales Recht in Bezug auf die Handelsregeln in Nordirland nach dem Brexit zu brechen.

Sie sagte, ihre Prioritäten als Regierungschefin würden darin bestehen, den Staat zu verkleinern und die Ausgaben zu kürzen, um die Inflation einzudämmen, und nannte auch die illegale Migration und ausländische Gerichte.

"Wir müssen die Probleme mit den Booten auf der anderen Seite des Ärmelkanals lösen, wir müssen verhindern, dass sich ein ausländisches Gericht in unsere inneren Angelegenheiten einmischt, wir müssen dafür sorgen, dass die Chancen des Brexit für jeden in diesem Land spürbar werden, und schließlich müssen wir diesen ganzen 'woke'-Quatsch loswerden", sagte Braverman in einem Fernsehinterview.

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Ein Zeitplan für die Wahl der oder des neuen Vorsitzenden der Konservativen Partei wurde für Montag erwartet. Die Siegerin oder der Sieger soll auf dem Parteikongress Anfang Oktober bestimmt werden.

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