Vorzeigeprojekt in Sachsen-Anhalt: Biogas aus Hühnerkot

Die Biogasanlage in Zerbst
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Von Jona Källgren mit Euronews
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An jedem Tag wird in Zerbst so viel Biogas produziert, dass es einem Tanklastzug mit 20 000 Litern Heizöl entspricht.

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Unansehnlich, aber wertvoll als Basis für alternative Energiequellen. Geflügel kann wichtige Rohstoffe für die Energiegewinnung erzeugen. In Zerbst in Sachsen-Anhalt ist es Hühnerkot, der zusammen mit den Exkrementen von Kühen und Schweinen recycelt wird.

Chris Döhring ist der Besitzer der Biogasanlage in der flächenmäßig fünftgrößten deutschen Gemeinde: "Wir produzieren an jedem Arbeitstag so viel Gas, dass es der Füllung eines Tankwagens mit 20 000 Litern Öl entspricht."

Deutschland braucht Gas jeglicher Herkunft und das möglichst umgehend. Die Lieferungen aus Russland über die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 sind aktuell auf 20 Prozent reduziert. Deutschland könnte sich auf einen Winter einstellen müssen, in dem einige Unternehmen und regional auch Haushalte unterversorgt bleiben.

Partnerschaft für Energiesicherheit

In Zerbst sei zumindest die Versorgung der wichtigsten Abnehmer garantiert, wenn russische Lieferungen weiter gekürzt werden, sagt Döhring: "Mit den Partnern hier, dem Gasnetzbetreiber und der Stadt, werden wir in der Lage sein, das Krankenhaus und die Schulen und die andere kritische Infrastruktur weiter zu beheizen."

Um die Energiekrise in ganz Deutschland und der EU zu bewältigen, sind alternative Quellen nicht geeignet. Noch nicht, weil die Biogasproduktion Fachkleuten zufolge nicht schnell genug ausgebaut werden kann. Aber langfristig werde Biogas eine immer wichtigere Rolle in der Europäischen Union spielen, meint der Berliner Energiexperte Heiko Lohmann: "Die EU hat mit RePowerEU ein Konzept, wie man vom russischen Gas wegkommen kann, und Biogas soll dabei eine enorme zusätzliche Rolle spielen. Aber die meisten Leute, die ich kenne, haben massive Zweifel, dass das in vollem Umfang möglich sein wird. Papier ist an der Stelle geduldig."

Euronews-Korrespondent Jona Källgren kommentierte in Zerbst: "Deutschland steht vor einer riesigen Aufgabe, einem riesigen Problem, da es versucht, von russischer Energie und insbesondere von russischem Gas unabhängig zu werden. Und Biogas, wie das, das hier westlich von Berlin produziert wird, wird nicht die Lösung für dieses Problem sein, aber es könnte in Zukunft eine wichtige Rolle beim Aufbau der deutschen Energiesicherheit spielen."

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