Macrons schwierige Mission: Warum der Präsident in Algerien keinen Respekt genießt

Blick auf Algier, die Hauptstadt Algeriens
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Von Euronews mit dpa, AFP
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Während des dreitägigen Staatsbesuchs Macrons in Algerien soll es um Gaslieferungen und wirtschaftliche Fragen gehen. Die Arbeitslosigkeit in dem Land ist hoch. Die Beziehungen zwischen beiden Staaten gelten als belastet.

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Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ist zu einem dreitägigen Staatsbesuch in Algerien aufgebrochen. Der 44-Jährige wird in der Hauptstadt Algier von Präsident Abdelmadjid Tebboune empfangen. Weitere Station der Reise ist Oran, die zweitgrößte Stadt des Landes.

Im Zentrum der Gespräche stehen unter anderem Gaslieferungen aus Algerien. Frankreich will die Gas-Importe aus seiner ehemaligen Kolonie weiter ausbauen. Außerdem geht es um wirtschaftliche Fragen. Die Arbeitslosigkeit in dem 45-Millionen-Einwohner-Staat ist hoch.

"Wir können uns nicht mal das billigste Auto leisten"

Viele Menschen, wie Straßenhändler Kadour, sehen keine Zukunft in ihrem Land. "Er ist hier willkommen. Er kann gerne hier leben - und ich werde dann nach Europa gehen", sagt der Mann. "Denn Algier hat nichts zu bieten, es gibt keine Hoffnung. Wir können uns nicht mal das billigste Auto leisten. Jedes Mal, wenn wir uns für einen Job bewerben, werden wir nach Hause geschickt. Wir bitten Macron, dass er Lösungen findet, damit wir Algerien verlassen können."

Auch bei Nazim sind die Erwartungen an den Besuch nicht hoch. Der Student erklärt, dass sich seiner Meinung nach in den Beziehungen zwischen Frankreich und Algerien nichts ändern werde. "Es wird sich auf jeden Fall nichts ändern. Das liegt an der Regierung, an der Bevölkerung und an der Gesellschaft."

Belastete Beziehungen

Die gemeinsame Kolonialvergangenheit hatte zuletzt wieder einmal zu diplomatischen Verstimmungen zwischen den beiden Ländern geführt. Während eines offiziellen Treffens mit Nachkommen von Betroffenen des Algerienkriegs im Oktober 2021 erklärte Macron, dass die algerische Nation seit ihrer Unabhängigkeit auf der Grundlage eines verfälschten Vergangenheitsnarratives, das der algerische Staat gefördert habe, errichtet worden sei, schreibt die "Bundeszentrale für politische Bildung" auf ihrer Webseite.

Toufik Doudou/AP Photo
Schädel von 24 Algeriern wurden nach Jahrzehnten offiziell nach Algerien zurückgebracht (Juli 2020)Toufik Doudou/AP Photo

Algerienkrieg riss tiefe Wunden

Demnach sei Macron zufolge der Kern dieses Narratives die Schuldzuweisung an Frankreich für alle Missstände und Schwierigkeiten Algeriens. Zudem habe der Präsident die Frage aufgeworfen, ob die algerische Nation vor der französischen Kolonialisierung im Jahr 1830 überhaupt existiert habe. Als Reaktion auf die Äußerungen des Präsidenten rief Algier vorübergehend seinen Botschafter aus Paris zurück.

Macron hatte sich zum Ziel gesetzt, die Versöhnung zwischen beiden Staaten vorantreiben zu wollen. Der Algerienkrieg von 1954 bis 1962 forderte Hunderttausende Opfer. In Frankreich selbst gab es lange Zeit wenig bis gar keine Aufklärung über die Verbrechen, die an Algerierinnen und Algeriern verübt wurden.

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