Was wird aus den europäischen Monarchien ohne ihre Ikone Elizabeth II.?

In Gedenken an die Queen legten Menschen weltweit Blumen nieder.
In Gedenken an die Queen legten Menschen weltweit Blumen nieder. Copyright BRENTON EDWARDS/AFP
Von Laura Llach
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Trotz mehrerer Rückschläge galt die Queen als eine der beliebtesten Monarchinnen in Europa. Hat ihr Tod Auswirkungen auf die anderen Königshäuser?

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Mit 70 Jahren Regierungszeit wird Elizabeth II. als die am längsten regierende Herrscherin der Welt in die Geschichte eingehen, obwohl niemand in ihren Kinderjahren dachte, dass sie einmal den Thron besteigen würde.

In ihrer Regenschaft besuchte sie mehr als 100 Länder, was nach den Berechnungen der britischen Zeitung Daily Telegraph 42 Weltreisen entspricht. Es gelang ihr, den Respekt von 15 Premierminister:innen zu gewinnen, darunter zwei starke Persönlichkeiten wie Churchill und Thatcher.

Sie war auch die erste britische Königin, die in ein unabhängiges Irland reiste. Darüber hinaus traf sie 13 der 14 US-Präsidenten, die während ihrer Amtszeit gewählt wurden.

Trotz Kontroversen und Rückschlägen ist es der Königin gelungen, ihre Popularität über die Zeit zu erhalten. Was sie zu einer Instanz und einem Vorbild unter den europäischen Monarchien gemacht hat.

Ihre Gelassenheit in schwierigen Situationen, ihre Zurückhaltung und sogar ihre Neugier, die sie im Laufe der Jahre ihrer Herrschaft perfektioniert hat, haben sie zu einer einzigartigen Persönlichkeit im Vereinigten Königreich und zu einem Vorbild dafür gemacht, wie man die Unterstützung der königlichen Familie in der Bevölkerung aufrechterhalten kann.

James Thomas, Euronews
Bilder der Queen am Freitag, 9. September in der U-Bahn-Station King's Cross in London.James Thomas, Euronews

"Ihr Tod schwächt die europäischen Monarchien"

In Europa gibt es zehn parlamentarische Monarchien: das Vereinigte Königreich, Spanien, Luxemburg, Schweden, Belgien, die Niederlande, Norwegen, Dänemark, Monaco und Liechtenstein.

Von diesen ist es jedoch Elisabeth II., die sich zum universellen Symbol für ein europäisches Königshaus entwickelt hat. Expert:innen sagen, ihre Führung habe gezeigt, dass das Überleben der monarchischen Institution in den Händen desjenigen liegt, der die Krone trägt.

Sowohl ihre Persönlichkeit als auch ihr Engagement für den Dienst haben dafür gesorgt, dass die britische Monarchie eine der höchsten Zustimmungsraten in Europa hat. Nur 15 % der britischen Bürger würden die Abschaffung der Monarchie befürworten, gefolgt von Belgien mit 17 % und Schweden mit 23 %.

"Natürlich schwächt ihr Ableben die europäische Monarchie, weil sie kein Modell mehr ist. Die Königin war eine Frau, die ihrem Land einen beispielhaften Dienst erwiesen hat. Dazu kommen die Zweifel, was ihr Nachfolger Charles III. tun kann", erklärte Fernando Rayón, Journalist und Professor für politische Information an der CEU San Pablo Universität, gegenüber Euronews.

Der Experte hebt zwei Hauptgründe hervor, die sie zu einer wichtigen Figur gemacht haben. Der erste ist der menschliche Kontakt und der zweite ist die Art und Weise, wie sie es geschafft hat, Familienskandale zu kontrollieren.

"Die meisten früheren Könige, von denen viele bereits abgedankt haben oder gestorben sind, verstanden sich gut mit ihr. Sie war ihre Gesprächspartnerin und sie hatten Beziehungen bei offiziellen Reisen und Besuchen", so der Experte.

Für Rayón ist durch den Tod von Elizabeth II. ein Vakuum entstanden, denn der Bezugspunkt, der die Königin selbst war, ist verschwunden, und in anderen Königshäusern gibt es niemanden, der ihr in Bezug auf Geschichte und Tradition ebenbürtig ist.

"Das älteste Königshaus in Europa, mit dem man es vergleichen könnte, ist das dänische Königshaus. Es hat eine lange Tradition und ist mit allen europäischen Königshäusern verwandt, aber es fehlt ihm die Führung über andere Königshäuser", sagt er.

Wenn sich die Experten in einem Punkt einig sind, dann darin, dass die spanische Königsfamilie bei dieser Gleichung außen vor bleiben würde. "Obwohl die Regierungszeit von Juan Carlos I. sehr wichtig war und das Image der Monarchie aufgrund seiner Beteiligung am Übergang des Landes zur Demokratie gestärkt hat, haben ihm die Skandale und seine mangelnde Intelligenz im Umgang mit seinen persönlichen Angelegenheiten geschadet", sagt Pedro Schwenzer, Präsident der European Monarchist Association.

"Da die spanische Regierung den König verdrängt hat und ihm nur eine flüchtige Vertretung in unwichtigen Angelegenheiten überlässt, ist die spanische Monarchie kaum noch präsent", betont er.

AP
Dass sie einmal regieren würde, wurde zum Zeitpunkt ihrer Geburt nicht erwartet.AP

Wird Charles III. zu einer Schlüsselfigur?

Das Haus Windsor wurde von Lady Di erschüttert. Am 24. November 1992 bezeichnete Elisabeth II. in einer Rede anlässlich des 40. Jahrestages ihrer Thronbesteigung das Jahr als "annus horribilis".

Nach dem Tod von Diana von Wales sank die Popularität des britischen Königshauses auf 30 Prozent. "Charles hat ein großes Handicap. Er könnte ein guter König sein, aber er wird nie an das heranreichen, was Elisabeth II. gewesen ist. Seine Vergangenheit holt ihn ein", sagt Rayón.

"Außerdem hat er während seiner Zeit als Prinz Briefe an Minister, Geschäftsleute und Behörden geschickt, in denen er Projekte kritisierte. Das ist genau das Gegenteil von dem, was die Krone tun sollte, nämlich schweigen und keine Stellung zu einem Thema beziehen", sagt er.

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Alle Augen sind auf den neuen König gerichtet, und seine Thronbesteigung könnte den Rest der europäischen Monarchien beeinflussen. "Wenn die Nachfolge korrekt abgewickelt wird und der Staatswechsel zeigt, dass die Monarchie gut funktioniert, wäre dies ein Faktor, der den anderen Königshäusern zugute käme, denn es würde zeigen, dass diese Regierungsform funktioniert. Es würde zeigen, dass es Vorteile gegenüber anderen politischen Systemen hat", sagt Schwenzer.

Aus diesem Grund hat Charles III. für den Experten eine sehr wichtige Aufgabe, denn mit seiner Thronbesteigung wird er die Rolle der königlichen Figur in Europa stärken, indem er beweist, dass es in internationalen Angelegenheiten keinen Bruch in Bezug auf die Repräsentation und das Image des Landes gibt.

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