"Folterkammern" in Charkiw: Selenskyj wirft Moskau Nazi-Methoden vor

Exhumierung der Leichen in einem Waldstück bei Isjum
Exhumierung der Leichen in einem Waldstück bei Isjum Copyright AP Photo/Evgeniy Maloletka
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Von Euronews mit AP/AFP/DPA
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Im befreiten Gebiet Charkiw seien inzwischen mehr als zehn Folterkammern in verschiedenen Städten des entdeckt worden. Man werde die Identitäten all jener ermitteln, die gefoltert und misshandelt hätten.

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Langsam, aber stetig schreitet die Exhumierung und Identifizierung der in der zurückerborten ostukrainischen Stadt Isjum gefundenen rund 440 Leichen voran.

Die Menschen sollen ersten Erkenntnissen zufolge ums Leben gekommen sein, als Russland die Stadt Ende März heftig beschossen hatte. Viele der Leichen weisen Anzeichen von Folter auf.

Mehr als zehn Folterkammern in verschiedenen Städten

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verglich das Vorgehen der russischen Besatzer in seinem Land mit den Nazi-Gräueln im Zweiten Weltkrieg.  Es gebe grausamste Folter, Deportationen, verbrannte Städte, bodenlosen Hass und nichts Lebendiges mehr unter russische Besatzung, sagte Selenskyj in einer am Samstag in Kiew verbreiteten Videobotschaft. Zwar würden die Russen anders als die Nazis keine Seife aus den getöteten Ukrainern machen - und keine Lampenschirme aus ihrer Haut. "Aber das Prinzip ist das gleiche", meinte der Staatschef nach mehr als sechs Monaten Krieg.

Im befreiten Gebiet Charkiw seien inzwischen mehr als zehn Folterkammern in verschiedenen Städten des entdeckt worden. Man werde die Identitäten all jener ermitteln, die gefoltert und misshandelt hätten.

Nach Isjum: Kampf um Verkehrsknotenpunkt Kupjansk

Tschechien, das aktuell die EU-Ratspräsidentschaft innehat, forderte die rasche Einsetzung eines internationalen Sondertribunals, um in der Ukraine verübte Kriegsverbrechen aufzuklären.

Nach der Einnahme von Isjum ist konzentrieren sich die ukrainischen Kräfte auf die Kontrolle der für die Versorgung der russischen Truppen wichtigen Grenzstadt Kupjansk.

Verschiedene Quellen behaupten, die Kiew habe den Verkehrsknotenpunkt am Fluss Oskil bereits eingenommen, doch vor Ort zeigt man sich eher verhalten. Es zu früh, um von einer vollständigen Befreiung zu sprechen, sagt ein ukrainischer Kämpfer namens Bronik. "Diese Seite des Ufers wurde angeblich erobert, aber unsere Soldaten haben sich von dort zurückgezogen, denn soweit ich weiß, brauchen wir schweres militärisches Gerät, um diese Seite zu halten. "

Während die ukrainische Offensive zur Rückeroberung von russisch besetztem Territorium weiter voranschreitet, sehen westliche Analysten Anzeichen für den Aufbau einer neuen russischen Verteidigungslinie im Nordosten der Ukraine.

Beim Beschuss von Orten in Donezk und in der Region Charkiw wurden mindestens drei Zivilisten getötet. Laut russischen Angaben wurden bei einem ukrainischen Angriff auf das Zentrum von Donezk vier Menschen getötet und drei weitere verletzt.

Westliche Militärhilfe "macht echten Unterschied"

Der Vorsitzende des NATO-Militärausschusses, Admiral Rob Bauer, sieht in der westlichen Militärhilfe und der Kriegsführung des ukrainischen Militärs entscheidende Faktoren für die jüngsten Erfolge Kiews.

"Die Munition, Ausrüstung und Ausbildung, die die Verbündeten und andere Nationen liefern, machen auf dem Schlachtfeld einen echten Unterschied", sagte der Niederländer am Samstag in Estlands Hauptstadt Tallinn, wo sich der Ausschuss traf, dem die Generalstabschefs der 30 Mitgliedsstaaten angehören.

Derweil geht in Deutschland die Debatte um Lieferungen von deutschen Kampfpanzern an die Ukraine weiter. Kanzler Olaf Scholz (SPD) lehnt dies ab.

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