Ehemalige KZ-Sekretärin wegen Beihilfe zum Mord zu Bewährungsstrafe verurteilt

Irmgard F. im Gerichtssaal in Itzehohe im Juni 2022
Irmgard F. im Gerichtssaal in Itzehohe im Juni 2022 Copyright MARCUS BRANDT / POOL / AFP
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Die Strafkammer verurteilte die 97 Jahre alte Irmgard F. am Dienstag zu einer Strafe von zwei Jahren auf Bewährung.

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Das Landgericht Itzehoe hat eine frühere Sekretärin des NS-Konzentrationslagers Stutthof zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt. Die Strafkammer sprach die heute 97 Jahre alte Frau der Beihilfe zum Mord in über 10.500 Fällen schuldig. 

Beihilfe zu zehntausendfachem Mord

Sie war als junge Frau als Stenotypistin für den Kommandanten des KZs bei Danzig tätig. Dabei hat sie nach Überzeugung des Gerichts den Verantwortlichen bei der systematischen Tötung von Häftlingen geholfen. 

Mit dem Urteil kam das Gericht der Forderung der Staatsanwaltschaft nach. Die Verteidigung hatte auf Freispruch plädiert. Ihrer Meinung nach konte nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden, dass Irmgard F. von den systematischen Tötungen im Lager gewusst habe.

Der Prozess hatte am 30. September 2021 begonnen. An den 40 Verhandlungstagen hörte das Gericht acht der zeitweise 31 Nebenkläger als Zeugen. Die Überlebenden des Lagers berichteten vom Leiden und massenhaften Sterben in Stutthof. 

Angeklagte flieht vor Verfahren

Die Angeklagte hatte sich anfangs dem Verfahren nicht stellen wollen. Am ersten Verhandlungstag verschwand sie frühmorgens aus ihrem Seniorenheim. Die Polizei griff sie Stunden später auf einer Straße in Hamburg auf. Das Gericht erließ einen Haftbefehl. Die damals 96-Jährige verbrachte fünf Tage in Untersuchungshaft.

Erst ganz zum Schluss des Prozesses hatte sie ihr Schweigen gebrochen. "Es tut mir leid, was alles geschehen ist", sagte sie in ihrem letzten Wort. Die 97-Jährige fügte hinzu: "Ich bereue, dass ich zu der Zeit gerade in Stutthof war. Mehr kann ich nicht sagen."

Die SS hielt während des Zweiten Weltkriegs mehr als 100.000 Menschen unter schrecklichen Bedingungen in Stutthof gefangen. Rund 65.000 von ihnen wurden getötet.

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