Wahl-Dilemma in der Türkei: "Keiner hat diese Stichwahl gewollt"

Eine türkische Frau wirft ihren Wahlzettel in eine Urne ein
Eine türkische Frau wirft ihren Wahlzettel in eine Urne ein Copyright Metin Yoksu/AP
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Von Euronews mit dpa
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In knapp zwei Wochen müssen Türken und Türkinnen wieder an die Urne treten, aber so richtig begeistert ist niemand über die Stichwahl, die zum ersten Mal in der Geschichte des Landes stattfindet. Das Land ist weiterhin polarisiert.

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Nach den Präsidentschaftswahlen müssen Türken und Türkinnen wieder an die Urne treten. Denn weder Präsident Recep Tayyip Erdogan noch der Oppositionskandidat Kemal Kilicdaroglu haben die nötige Mehrheit von mehr als 50% der Stimmen erhalten. Beide müssen nun in die zweite Runde gehen.

Es ist das erste Mal in der Geschichte des Landes, dass eine Stichwahl stattfindet. Doch so richtig glücklich scheint niemand darüber zu sein.

"Ich denke, das war zu erwarten", sagt eine junge Frau mit Kopftuch und Sonnenbrille, die in einem Istanbuler Café sitzt. "Denn diese Nation ist wirklich eine Nation, die weiß, was sie will. Diese Nation hat zwei gegensätzliche Ansichten. Wir leben in einem demokratischen Land. Bei den Wahlen, bei denen jeder seine Meinung frei äußern konnte, war das ein zu erwartendes Ergebnis."

Ein anderer Mann äußert seinen Frust darüber, dass der Oppositionskandidat nicht schon in der ersten Runde gewonnen hat: "Trotz all der negativen Entwicklungen im Land haben wir trotzdem verloren, weil wir die falsche Person nominiert haben. Wir hätten mit einem Erdrutschsieg gewinnen müssen, aber meiner Meinung nach haben wir diese Wahl verloren."

Ein anderer junger Mann, der ein Fan von Präsident Erdogan zu sein scheint, ist über den Ausgang der ersten Runde nicht gerade begeistert: "Ich persönlich wollte nicht, dass die Wahlen in eine zweite Runde gehen. Wir hätten 50 Prozent plus eine Stimme bekommen müssen. Ich war der Meinung, dass man sich diesen Stress nicht noch 14 Tage lang antun muss. Zweitens: Wenn Gott will, wird Erdogan im zweiten Wahlgang mit einem Erdrutschsieg gewinnen."

Wer in der zweiten Runde die besseren Chancen hat, darüber gibt es noch keine offiziellen Prognosen. Unter anderem wird entscheidend sein, wie sich die Wähler des drittplatzierten Kandidaten Sinan Ogan entscheiden.

Auch kommt es darauf an, wie viele Wähler Kilicdaroglu erneut mobilisieren kann nach der Enttäuschung über eine erste Quasi-Niederlage, die für viele seiner Anhänger unerwartet kam.

Die Stichwahl findet am 28. Mai statt.

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