Der Goldpreis ist zuletzt auf ein Rekordhoch von 3.500 Dollar angestiegen. Unter anderem Unsicherheit an den Börsen und die unberechenbare Zollpolitik Trumps verursachen nun einen sogenannten Goldpreis-Squeeze. Die EZB warnt vor Bankenpleiten.
Banken könnten pleite gehen, die Finanzstabilität könnte abhanden kommen. Die Europäische Zentralbank, EZB, warnt in einem Bericht vor "Extremszenarien mit potenziell negativen Auswirkungen auf die Finanzstabilität".
Der Bericht "Financial Stability Review" aus dem Mai 2025 untersucht, inwiefern die Finanzwelt stabil ist und welche Veränderungen Konsequenzen mit sich bringen.
EZB warnt: Goldpreis-Squeeze könnte zu Krise führen
Gold als Anlage gilt als sicherer Hafen in unsicheren Zeiten - sie bieten Zugang zu Liquidität, bleiben sonst allerdings relativ stabil. Seit der zweiten Amtszeit von US-Präsident Donald Trump sowie den Unsicherheiten durch die Zollpolitik ist der Goldpreis auf ein nie dagewesenes Rekordhoch gestiegen.
Die Europäische Zentralbank (EZB) warnt: insbesondere Gold-Terminkontrakten haben zugenommen, könnten jedoch aufgrund von Lieferschwierigkeiten zu einem Risiko werden.
Gold-Terminkontrakte sind Verträge, in denen Verkäufer zu einem bestimmten Zeitpunkt und zu einem festgelegten Preis physisches Gold liefern. Käufer sind durch die Verträge verpflichtet, das Gold zu ebendiesen Konditionen zu kaufen. Sie wurden durch Trumps Zollpolitik beliebter, weil physische Lieferungen zum Vertragsende mehr Sicherheit bieten - insbesondere, wenn Gold unter neue Zollauflagen fallen würde. Zuvor rechneten Beteiligte ihre Gewinne oftmals in Geld ab.
"Plötzlicher Marktstress und Störungen bei der Beschaffung, Verschiffung und Lieferung von physischem Gold im Rahmen von Derivatkontrakten werfen die Frage auf, ob Gegenparteien, die zur Lieferung von physischem Gold verpflichtet sind, Gefahr laufen könnten, erhöhte Einschussforderungen zu stellen und Verluste zu erleiden", heißt es in der EZB-Analyse.
Sollen diese Verträge mit physischen Lieferungen nicht erfüllt werden, so sieht die EZB das Risiko, dass etliche Banken in die Pleite rutschen könnten. Das würde Auswirkungen für das gesamte Finanzsystem mit sich bringen.
EZB: Bankenpleite nicht auszuschließen
Lieferschwierigkeiten ergeben sich laut dem EZB-Bericht durch die erhöhte Nachfrage in den USA nach physischem Gold. Goldbestände mussten von London nach New York oder Chicago transportiert werden, um die Nachfrage in den USA zu befriedigen.
Durch die Transportkosten und die zunehmende Nachfrage in den USA ist ein Preisunterschied entstanden, den es sonst so nicht geben würde. Das stellt Bankinstitute vor ein Verlustrisiko. Um Terminkontrakte zu erfüllen, muss das Gold dieser Verträge wieder über den Atlantik gebracht werden.
Sollten die Verträge aufgrund von Zollankündigungen oder Lieferengpässen nicht erfüllt werden können, droht einigen Banken die Pleite, so die Analyse der EZB. Darüber hinaus ist die Zahl ausgegebener Kontrakte höher als die physisch verfügbare Menge an Gold.
Müssten Banken das Gold schnell beschaffen, könnte dies teuer werden. Die EZB plädiert für eine stärkere Zusammenarbeit zwischen den Finanzinstitutionen und den Regulierungsbehörden. Das genaue Marktvolum von Gold ist nicht bekannt. "Die systemische Bedeutung des Goldmarkts wächst – damit steigt auch die Verantwortung der Marktaufsicht", mahnt die EZB.
Neues Rekordhoch bei Goldpreisen im April 2025
Eine Feinunze Gold kostete im April erstmals 3.500 Dollar – so teuer war die Anlage noch nie. Ein Grund dafür war der damalige Angriff von US-Präsident Trump auf den Vorsitzenden der Federal Reserve Bank: Der Präsident forderte erneut mit allen Mitteln Zinssenkungen.
Goldpreise setzen im Jahr 2025 einen Rekord nach dem anderen. Seit April ist eine Feinunze (etwa 31 Gramm) Gold mit 3.500 Dollar so teuer wie noch nie. Dies ist auf die jüngsten Forderungen von Trump nach Zinssenkungen der Federal Reserve Bank (FED) zurückzuführen.
Die US-Wirtschaftspolitik bringt seit Februar 2025 die Börsenkurse durcheinander. Unter anderem belasten weltweite Zollpakete steigende Preise, volatile Aktien und führen zu großer Unsicherheit. Deshalb ist Gold besonders gefragt, da es als sichere Anlage an den internationalen Finanzmärkten gilt.
Auswirkungen der Trump-Regierung auf Finanzwelt
Präsident Donald Trump hatte den US-Notenbankchef Jerome Powell scharf angegriffen. Auf dem Onlinenetzwerk Truth Social schrieb er am Montag, Powell sei ein "großer Loser", der immer "zu spät" dran sei. Er drängte den Vorsitzenden der FED erneut, die Leitzinsen zu senken. Trump stellt damit auch die Unabhängigkeit der US-Notenbank infrage.
Powell will aufgrund der Inflationsrisiken nach Trumps Zöllen "für die ganze Welt" die Zinsen vorerst nicht senken. Es wird befürchtet, dass der von Trump verursachte Handelskonflikt zu langsamerem Wirtschaftswachstum oder einer Rezession in den USA führen könnte. Niedrige Zinsen würden in diesem Fall die Inflation beschleunigen.
Trump sagte hingegen, es gebe so gut wie keine Inflation und die Wirtschaft würde ohne Zinssenkung gebremst werden.
Der Goldpreis steigt weiterhin an. Bereits steigende Kurse legten nochmals zu, am Montag um drei und Dienstag nochmals zwei Prozent. Seit Ende März ist der Goldpreis um fast zwölf Prozent gestiegen. 2024 hatte sich Gold um rund 23 Prozent verteuert.