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Warum sind Israel und Iran Feinde? Von Wirtschaftspartnern zu Kriegsgegnern

Warum sind Iran und Israel Feinde? Von Wirtschaftspartnern zu Kriegsgegnern
Warum sind Iran und Israel Feinde? Von Wirtschaftspartnern zu Kriegsgegnern Copyright  AP Photo
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Von Euronews
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Sie waren anfangs Wirtschaftspartner - seit vergangenem Freitag setzen sich Iran und Israel jedoch heftigen gegenseitigen Angriffen aus. Warum sind Israel und Iran Feinde?

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Am 13. Juni hat Israel etwa 100 Ziele im Iran angegriffen, dabei wurden mehr als 200 Menschen getötet. Israel erklärte, der Angriff sei notwendig gewesen, um den Iran am Bau einer Atomwaffe zu hindern. Der Iran holte zum Gegenschlag aus und sagte, sein Atomprogramm sei friedlich.

Seither sind die Angriffsserien beider Länder eskaliert. Israel hat viele iranische hochrangige Regierungsvertreter und Wissenschaftler im Atomsektor getötet. Geplante Gespräche zwischen den USA und Teheran über das iranische Atomprogramm im Oman wurden am Sonntag abgesagt.

Seit dem massiven Angriff Israels am 13. Juni sind viele hochrangige Vertreter des Irans getötet worden.
Seit dem massiven Angriff Israels am 13. Juni sind viele hochrangige Vertreter des Irans getötet worden. Euronews

In den vergangenen Wochen gab es immer mehr Berichte, die das iranische Atomprogramm kritisch beurteilten. Das Land stockte seine Bestände von angereichterm Uran zuletzt auf, so Beobachtungen der Internationalen Atomenergie-Organisation IAEO.

Die jüngste Eskalation in Nahost fußt jedoch auch auf jahrelange Hostilitäten, die immer wieder gegenseitige Angriffe verursachten. Warum ist gerade das Atomprogramm ein so heikler Faktor in der Eskalation zwischen Israel und Iran? Eine Timeline.

Israel und Iran: einst geheime Verbündete?

Als Israel 1948 gegründet wurde, war der Staat im Nahen Osten stark isoliert. Die Nachbarschaft war mehrheitlich arabisch geprägt und stand dem Westen kritisch gegenüber, während Israel von diesem unterstützt wurde. Weil die geopolitischen Interessen der Türkei und des Iran immer wieder den arabischen Staaten entgegenstanden, galten sie als natürliche Verbündete.  

Bis in die Siebzigerjahre erstarkte der radikale arabische Nationalismus durch das Wirken das ägyptischen Präsidents Gamal Abdel Nasser. Dies trieb Iran und Israel in eine enge inoffizielle Allianz. Die beiden nicht arabischen Länder des Nahen und Mittleren Ostens fanden einen gemeinsamen Feind im antiwestlichen und prosowjetischen Nationalismus der Araber.

Die Zusammenarbeit wurde wirtschaftlich deutlich, als nach geheimen Verhandlungen die sogenannte Elat-Aschkelon-Pipeline gebaut wurde. So gelangten iranische Ölexporte nach Israel. Andere arabische Nachbarländer weigerten sich, Öl nach Israel zu liefern. Iran hingegen erhielt technologische Unterstützung, insbesondere in Bewässerungstechniken, um die Landwirtschaft im Iran voranzubringen.

Atompakt mit den USA: Die Anfänge einer Feindschaft

Im Jahr 1967 hat Iran den Tehran Research Reactor im Rahmen des amerikanischen Programms "Atoms for Peace" (auf Deutsch: Atom für den Frieden) übernommen. Mit dem Programm sollte der friedliche Umgang und die Nutzung nuklearer Technologien vorangetrieben werden.

Der Tehran Research Reactor wurde von den USA an den Iran weitergegeben, im Rahmen des "Atoms for Peace" Programms.
Der Tehran Research Reactor wurde von den USA an den Iran weitergegeben, im Rahmen des "Atoms for Peace" Programms. AP Photo

1979 gab es Unruhen im Iran, Proteste gegen den Autokraten und Schah Mohammad Reza Pahlavi nahmen zu. Der Regent unterhielt wirtschaftliche und sicherheitspolitische Beziehungen zu Israel. Er war der letzte Schah im Iran - das Ergebnis der Islamischen Revolution war die Machtübernahme durch Ayatolla Ruhollah Chomeini. 1989 folgte Ali Chamenei, der noch immer das politische und religiöse Oberhaupt des Iran ist.

Im Zuge der Islamischen Revolution nahmen Studierende 52 US-Diplomaten als Geiseln und hielten sie 444 Tage fest. Washington verhängte Sanktionen und das Atomprogramm stand still. Pahlavi floh ins Ausland.

Im August 2002 fanden westliche Geheimdienste und eine iranische Oppositionsgruppe heraus, dass Iran eine geheime Atomanreicherungsanlage in Natanz führte. Im Jahr darauf nahmen Deutschland, Frankreich und Großbritannien Atomverhandlungen mit dem Iran auf - im Oktober 2003 setzte der Iran die Urananreicherung aus. Netanjhau selbst, damals Außenminister, warnte vor einer drohenden Vernichtung durch angebliche iranische Atomwaffen.

Mit der Wahl des islamisch-fundamentalistischen Mahmoud Ahmadinejad zum Präsidenten kündigte dieser im Februar 2006 jedoch an, die Urananreicherung wieder aufzunehmen. Die Verhandlungen mit den europäischen Ländern, Frankreich, Deutschland und Großbritannien waren ins Stocken geraten - die drei Länder stiegen aus den Verhandlungen aus. Die Opposition wurde gewaltsam unterdrückt.

Im Oktober 2009 eröffnete der US-Präsident Barack Obama mit dem Iran einen geheimen Nachrichten-Rückkanal im Oman. Obama machte dem Iran damals ein Entspannungsangebot. Er machte sein Interesse an Verhandlungen über sämtliche Konfliktthemen in einer Ansprache an das iranische Volk deutlich.

Iranisches Atomprogramm: ein erklärtes Hauptziel verschiedener Angriffe

Im Jahr 2010 wird der Computervirus Stuxnet entdeckt, der unter anderem iranische Zentrifugen zum Ziel hatte und zerstörte. Es wird angenommen, dass der Virus von den USA und Israel gemeinsam entwickelt wurde.

Nach jahrzehntelangen Anspannungen folgt am 14. Juli 2015 ein weiterer Versuch, ein umfassendes langfristiges Atomabkommen einzuleiten. Die führenden Weltmächte und der Iran vereinbarten, dass die Urananreicherung im Iran im Gegenzug für die Aufhebung von Wirtschaftssanktionen eingeschränkt wird.

US-Generalsekretär John Kerry und der iranische Außenminister Mohammad Javad Zarif bei Verhandlungen zum Atomabkommen in Genf.
US-Generalsekretär John Kerry und der iranische Außenminister Mohammad Javad Zarif bei Verhandlungen zum Atomabkommen in Genf. AP Photo

2018 erklärte der israelische Ministerpräsident Netanjahu, der Iran habe sein Atomprogramm vor der Unterzeichnung des Abkommens im Jahr 2015 vertuscht. Netanjahu berief sich auf ein Dokument mit mehreren zehntausenden Seiten, dass Israel vorliegt. Ein ehemaliger Mossad-Chef bestätigte daraufhin, dass die Informationen von mehr als einem Dutzend nicht-israelischer Agenten aus Tresoren in Teheran beschafft wurden. Das veranlasste den US-Präsident Donald Trump in seiner ersten Amtszeit dazu, einseitig aus dem Atomabkommen zwischen dem Iran und den Weltmächten auszusteigen.

Angriffe auf Irans Atomprogramm: Nicht immer bekennt sich Israel

Im Jahr 2020 verstärkt Israel angebliche Angriffe auf das Atomprogramm des Iran, nachdem das Abkommen von 2015 ihrer Ansicht nach gescheitert war. Es würde den Iran nicht von der Entwicklung von Atomwaffen abhalten, so Israel.

Im Juli 2020 wurde eine Produktionsanlage für Zentrifugen in der iranischen Atomanreicherungsanlage Natanz durch eine Explosion zerstört. Der Iran macht Israel für den Anschlag verantwortlich - eine unabhängige Überprüfung oder israelisches Bekenntnis gab es nicht.

Im November desselben Jahres starb der hochrangige Atomwissenschaftler Mohsen Fakhrizadeh. Er war außerhalb von Teheran mit dem Auto unterwegs, als er von einem ferngesteuerten Maschinengewehr getötet wird. Der Wissenschaftler hatte in den 2000er Jahren das militärische Atomprogramm des Iran mitbegründet. Iranische Sicherheitsvertreter beschuldigen erneut Israel an der Mitwirkung zu seinem Tode.

Die Natanz Anreicherungsanlage für Uran im Iran. Ein großer Teil der Anlage ist unterirdisch.
Die Natanz Anreicherungsanlage für Uran im Iran. Ein großer Teil der Anlage ist unterirdisch. Vahid Salemi/Copyright 2005 The AP. All rights reserved

Am 11. April 2021 wird die unterirdische Atomanlage in Natanz erneut Ziel eines Anschlags. Der Iran macht Israel dafür verantwortlich, doch Israel bekennt sich wieder nicht dazu. Israelische Medien berichteten jedoch, dass die Regierung einen Cyberangriff inszeniert hat, der einen Stromausfall in der Anlage verursacht hatte.

Kurz darauf beginnt der Iran mit der Anreicherung von Uran auf bis zu 60 Prozent. Dieser Reinheitsgrad ist der höchste, der jemals erreicht wurde. Diese Technologie ist insbesondere für die Forschung von waffenfähigem Uran bahnbrechend.

Im Juni 2022 beschuldigte der Iran Israel, innerhalb von drei Tagen zwei Atomwissenschaftler in verschiedenen Städten vergiftet zu haben. Die Umstände sind weiterhin unklar.

Krieg zwischen der Hamas und Israel

Der 7. Oktober 2023 markiert den erneuten Ausbruch eines weiteren Konflikts. Die Hamas-Miliz haben bei einem Angriff auf Israel 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 Geiseln genommen. Es ist der Beginn eines Krieges mit unzähligen Todesopfern, humanitären Katatstrophen wie Hungersnot und weiterführenden Debatten über mögliche Verstöße gegen das Internationale Völkerrecht.

Der Iran unterstützt die Hamas mit Waffen.

Im April 2024 folgen sich große Anschläge von beiden Seiten, die iranische Erdgaspipeline wird an mehreren Stellen von Explosionen beschädigt, das iranische Konsulat in Damaskus, Syrien wird zerstört. Dabei werden 16 Menschen getötet.

Der Iran feuerte als Reaktion auf die israelischen Luftangriffe über 300 Raketen und Angriffsdrohnen ab. In Zusammenarbeit mit einer von den USA angeführten internationalen Koalition fängt Israel einen Großteil des Beschusses ab.

Die gegenseitigen Angriffe häufen sich und treffen auf beiden Seiten kritische Infrastruktur und wichtige Persönlichkeiten. Zuletzt wurden die Einwohner Teherans unter anderem von den USA aufgefordert, die Stadt zu verlassen.

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