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Warum Länder in Konflikten anderer Länder vermitteln und was sie dafür bekommen

Archivbild 2008.
Archivbild 2008. Copyright  Copyright 2008 AP. All rights reserved.
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Von Jesús Maturana
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Wenn ein Land beschließt, in einem Konflikt eines anderen Landes zu vermitteln, tut es das selten aus reiner Güte. Hinter jeder Vermittlungsinitiative stehen politische und wirtschaftliche Überlegungen, die weit über den Wunsch nach Frieden hinausgehen.

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Der häufigste Grund für ein Land, die Rolle des Vermittlers zu übernehmen, besteht darin, Einfluss auszuüben, ohne Gewalt anwenden zu müssen. Die Mediation ermöglicht es den Ländern, sich als Hauptakteure bei der Konfliktlösung zu positionieren und ein Mitspracherecht bei endgültigen Vereinbarungen zu erhalten. Die Vereinigten Staaten haben dies 1978 in Camp David verstanden. Sie wollten nicht nur, dass die Ägypter und Israelis ihre Kämpfe einstellen, sondern auch ihre Präsenz im Nahen Osten festigen, während die Sowjets inmitten des Kalten Krieges an Boden verloren.

Auch die eigene Sicherheit zählt. Langwierige Konflikte bringen Flüchtlinge, illegale Waffen, Terrorismus und andere grenzüberschreitende Probleme hervor. Es ist besser, das Feuer zu löschen, bevor es das eigene Land erreicht. Aus diesem Grund hat Norwegen bis nach Sri Lanka hinein vermittelt. Es ist sich bewusst, dass Instabilität überall auf der Welt auch ein so abgelegenes und friedliches Land in Mitleidenschaft ziehen kann.

Und dann ist da noch die Frage des Images. Ein Land, das Konflikte löst, gewinnt an internationalem Ansehen. Dieser Ruf schlägt sich in diplomatischem Einfluss, besseren bilateralen Beziehungen und mehr Einfluss in internationalen Organisationen nieder. Die Schweiz, Katar und die Türkei haben ihre Außenpolitik auf dieser Grundlage aufgebaut. Mittelgroße Länder, die dank ihrer Rolle als Vermittler mehr Gewicht haben als andere.

Die Innenpolitik sollte nicht vergessen werden. Regierungen, die erfolgreich vermitteln, können dies im eigenen Land als Triumph verkaufen, vor allem wenn sie eine regionale oder globale Führungsrolle anstreben. Auf diese Weise können sie sich im In- und Ausland legitimieren.

Was haben die vermittelnden Länder davon?

Die Vorteile einer Mediation gehen über den internationalen Beifall hinaus. Beginnen wir mit der Information. Mediatoren sitzen an jedem Tisch, hören jedem Gespräch zu, kennen alle Karten. Informationen sind Gold wert, wenn es darum geht, die eigene Außenpolitik zu planen und vorauszusehen, was als Nächstes passiert.

Auch Beziehungen sind wichtig. Während einer Mediation bauen Diplomaten Verbindungen zu politischen, militärischen und wirtschaftlichen Führungskräften in mehreren Ländern auf. Diese Netzwerke halten jahrzehntelang und können aktiviert werden, um künftige Krisen zu lösen, Handelsabkommen abzuschließen oder Koalitionen zu bilden. Katar hat dies zu einer Kunst gemacht, indem es seine Kontakte aus einer Mediation nutzt, um Türen in der nächsten zu öffnen.

Das Geld kommt durch die Hintertür herein. Eine stabile Region ist eine Region, die Handel treibt, investiert und wächst. Vermittler nehmen oft Wiederaufbauverträge, bevorzugten Zugang zu natürlichen Ressourcen oder vorteilhafte Handelsabkommen mit. Darüber hinaus zieht der Ruf eines zuverlässigen Vermittlers Investitionen an und verbessert die Bedingungen bei globalen Wirtschaftsverhandlungen.

Doch am wertvollsten ist vielleicht der internationale Status. Erfolgreiche Vermittler entwickeln ein diplomatisches Markenzeichen, das ihnen bei anderen Themen Türen öffnet. Norwegen hat seine Mediationserfolge genutzt, um Debatten über den Klimawandel und die Menschenrechte anzuführen. Sobald man als Problemlöser glaubwürdig ist, findet man auch bei anderen Themen Gehör.

Herausforderungen und Erfolgsfaktoren der Mediation

Die Mediation hat auch ihre Risiken. Das Hauptrisiko besteht darin, dass bei einem Scheitern der Ruf des Landes den Bach runtergeht. Eine gescheiterte Mediation ist nicht nur ein Gesichtsverlust, sondern kann auch dauerhafte Feinde schaffen, wenn eine der Parteien das Gefühl hat, dass Sie parteiisch waren. Und einmal entstandenes Misstrauen lässt sich nur schwer wieder beseitigen.

Die Kosten sind ein weiteres Problem. Die Vermittlung erfordert spezialisierte Diplomaten, die endlose Sitzungen finanzieren und oft Geld auf den Tisch legen, um die Parteien zu überzeugen. Diese Ausgaben erstrecken sich über Jahre, manchmal Jahrzehnte, und erfordern ein politisches Engagement, das Regierungswechsel überdauern muss.

Was macht Mediation erfolgreich?

Erstens: Glaubwürdigkeit. Die Konfliktparteien müssen Sie als relativ neutral ansehen. Das bedeutet nicht, dass Sie keine eigenen Interessen haben, sondern dass Sie mit allen reden können, ohne dass jemand das Gefühl hat, Sie würden ihn verraten.

Zweitens: Ressourcen. Wenn Sie nichts Konkretes anbieten können - Geld, Sicherheitsgarantien, Zugang zu Märkten - ist Ihre Vermittlung nur Gerede. Die Konfliktparteien brauchen Anreize, um ihre Waffen niederzulegen.

Drittens: Geduld. Friedensprozesse werden nicht in einem einzigen Treffen gelöst. Erfolgreiche Mediatoren sind auf einen langen Zeitraum vorbereitet, passen sich den Veränderungen des Konflikts an und bleiben engagiert, wenn andere müde werden.

Die Zukunft bringt neue Herausforderungen. Die Welt wird immer multipolarer, was bedeutet, dass sich mehr Akteure um die Rolle des Mediators bewerben. Die Technologie verändert die Art und Weise, wie wir verhandeln, und schafft neue Möglichkeiten, aber auch neue Sicherheitsrisiken. Und neue Konflikte, wie die im Zusammenhang mit dem Klimawandel, erfordern Ansätze, die traditionelle Diplomatie mit technischem Fachwissen verbinden.

Beispiele für verschiedene Arten der internationalen Mediation

Mediation nimmt unterschiedliche Formen an, je nachdem, wer sie durchführt und in welchem Kontext. Einige Fälle veranschaulichen die Vielfalt der Ansätze.

Die Vereinigten Staaten in Camp David (1978): Mediation mit einem Scheckbuch

Als die USA zwischen Ägypten und Israel vermittelten, stellten sie nicht nur einen Tisch und Stühle auf. Sie legten 3 Milliarden Dollar pro Jahr für Israel und 2 Milliarden Dollar für Ägypten auf den Tisch. Das ist das Modell der Supermächte: massive Mittel einsetzen, um den Frieden attraktiver zu machen als den Krieg. Nur Länder mit riesigen Volkswirtschaften können sich diesen Ansatz leisten.

Norwegen in Oslo (1993): Diskrete Schlichtung

Die Norweger haben es anders gemacht. Anstelle großer Mediengipfel ermöglichten sie geheime Treffen zwischen Israelis und Palästinensern in Forschungszentren. Der Prozess begann fast zufällig, durch akademische Kontakte. Dieses Modell funktioniert für mittelgroße Länder, die ihren Mangel an militärischer Macht durch diplomatische Kreativität und Diskretion kompensieren.

Katar in mehreren Konflikten: Nischen-Vermittlung

Katar hat die Mediation zu seinem Markenzeichen gemacht. Mit Gasgeld und einer strategischen geografischen Lage vermittelt es in Konflikten vom Sudan bis zum Libanon. Sein Vorteil ist, dass es mit allen reden kann, auch mit Gruppen, die andere Länder meiden, wie etwa die Taliban. Es ist das Modell des kleinen reichen Staates, der seinen Platz in der Welt findet, indem er Probleme löst, die andere nicht anfassen können oder wollen.

Brasilien in Lateinamerika: Regionale Mediation

Brasilien hat sich als Südamerikas natürlicher Vermittler positioniert. Seine Größe, demokratische Stabilität und historischen Beziehungen verleihen ihm regionale Glaubwürdigkeit. Obwohl seine Rolle in Prozessen wie den FARC-Verhandlungen indirekt war, zeigt sie, wie regionale Mächte ihre geografische und kulturelle Nähe nutzen können, um Dialoge zu erleichtern.

Die EU auf dem Balkan: kollektive Mediation

Die EU ist kein Land, aber sie agiert als Vermittler, indem sie etwas anbietet, was kein einzelnes Land geben kann: die Mitgliedschaft im europäischen Club. Ihre Arbeit zur Normalisierung der Beziehungen zwischen Serbien und dem Kosovo zeigt, wie ein Block die Aussicht auf wirtschaftliche und politische Integration als Anreiz für den Frieden nutzen kann.

Der Vatikan: moralische Mediation

Der Papst hat keine Armee und kein Öl, aber er hat etwas Einzigartiges: globale moralische Autorität. Seine Vermittlung im Beagle-Kanal-Konflikt zwischen Argentinien und Chile im Jahr 1984 funktionierte, weil beide katholischen Länder die päpstliche Autorität respektierten. Dieses Modell funktioniert nur, wenn die Parteien bestimmte Werte oder Überzeugungen teilen.

Türkei: Opportunistische Mediation

Die Türkei hat sich ihre geografische Lage und ihr historisches Erbe zunutze gemacht, um in Konflikten von Syrien bis zur Ukraine zu vermitteln. Ihr Erfolg bei der Erleichterung von Vereinbarungen über den Getreidekorridor zwischen Russland und der Ukraine zeigt, wie Länder mit regionalen Ambitionen bestimmte Zeitpunkte nutzen können, um sich als unverzichtbare Vermittler zu positionieren.

Das Carter Center: Private Mediation

Obwohl es sich nicht um eine Regierung handelt, zeigt das Carter Center, wie private Organisationen unter Nutzung des persönlichen Ansehens und des technischen Fachwissens ihrer Gründer vermitteln können. Die Arbeit des Carter Centers in Afrika zeigt, dass nichtstaatliche Akteure manchmal dort tätig werden können, wo Regierungen aufgrund politischer Zwänge nicht in der Lage sind.

Jede Art der Mediation hat ihre Vorteile und Grenzen. Es gibt kein Patentrezept. Der Erfolg hängt davon ab, welchen Ansatz man für den jeweiligen Konflikt, die verfügbaren Ressourcen und die politischen Möglichkeiten findet. Letztendlich ist Mediation sowohl eine Kunst als auch eine Wissenschaft und erfordert nicht nur ein Verständnis für den Konflikt, sondern auch für die eigenen Fähigkeiten und Grenzen.

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