Pralinen zum Valentinstag sind ein beliebter Liebesbeweis. Aber dieses Jahr könnte eine Schachtel Pralinen nicht nur zeigen, wie groß Ihre Liebe ist, sondern auch, wie tief Ihre Taschen sind!
Da der Preis für Kakaobohnen auf dem Rohstoffmarkt neue Rekorde erreicht hat, wird die Valentinstagsschokolade kostspieliger als in der Vergangenheit.
Es hat sich herausgestellt, dass die Liebe zwar ewig währt, ein niedriger Preis für Kakao, die wichtigste Zutat für Schokolade, jedoch nicht.
Keine Bohnen, keine Valentinstagsschokolade
"Der Anstieg des Kakaopreises ist absolut spektakulär, und das schon seit zwei, zweieinhalb Jahren", sagt Philippe de Sellier, der Chef von Leonidas und des belgischen Schokoladenverbands Choprabisco.
Lag der Preis im Sommer 2022 noch bei weniger als 2000 Dollar (1909 Euro) pro Tonne, so hat er Anfang letzten Jahres richtig Fahrt aufgenommen und erreichte in der Weihnachtszeit einen Höchststand von weit über 12.000 Dollar (11.454 Euro) und pendelt seitdem um die 10.000-Dollar-Marke (9546 Euro).
"Wir erleben nie dagewesene Preise. Sie waren in den letzten 50 Jahren nicht mehr so hoch", sagte Bart Van Besien, politischer Berater der Oxfam-Gruppe für fairen Handel. Die Auswirkungen sind auch im Schokoladenland Belgien zu spüren, wo einige der 280 Schokoladenhersteller in der Valentinstagswoche mit blutendem Herzen dastehen.
Dominque Persoone, Inhaber der berühmten Marke Chocolate Line, hat in seiner Werkstatt in Brügge noch viele Bohnen zu mahlen, kann sich aber glücklich schätzen, auch weil er eine eigene Kakaoplantage in Mexiko besitzt.
"Ich habe viele Kollegen, die wirklich in Schwierigkeiten sind, weil der Preis zu hoch ist", sagt er. "Wenn man keine guten Kontakte hat, liefern sie einfach nicht mehr."
Manche schließen einfach zum Valentinstag, wie Persoone erzählt, und machen aus einem der wenigen finanziellen Festtage des Jahres einen Zwangsurlaub, in der Hoffnung, dass Ostern mit seinen Eiern und Hasen bessere Nachrichten bringt.
Viele Chocolatiers können nicht die üblichen Gewinnspannen erzielen und geben die zusätzlichen Kosten der Kakaopreise an ihre Kund:innen weiter. Persoone sagt, dass seine Schokoladen allein im letzten Jahr um 20 % teurer geworden sind, während de Selliers sagt, dass es sehr stark von Hersteller zu Hersteller abhängt.
Der perfekte Schokoladensturm
Die Erschütterung der Kakaopreise ist so etwas wie ein metaphorischer perfekter Sturm, in dem sich Klima, Krankheiten, Rohstoffspekulationen, die Notlage der Landwirt:innen und soziale Entwicklungen in der ganzen Welt zu einer berauschenden Kombination vermischen.
"Der Produktionsrückgang, der jetzt eingetreten ist, steht in direktem Zusammenhang mit dem Klimawandel", sagt Van Besien und macht Veränderungen in den jährlichen Regen- und Dürremustern in Westafrika verantwortlich, die die empfindlichen Bäume in den wichtigsten Anbaugebieten geschwächt haben.
Persoone sagt auch, dass die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht in dem schmalen Streifen Land um den Äquator, in dem die Bäume gedeihen können, zunahmen. In Verbindung mit Krankheiten führte dies dazu, dass zu viele Ernten ausfielen.
Gleichzeitig konnten sich Menschen weltweit aus der Armut befreien, in Ländern wie China wuchs die Mittelschicht, und die Nachfrage nach der Delikatesse nahm zu.
Erschwerend kam hinzu, dass der jahrelange Preisverfall für die Bohnen die Landwirt:innen einfach vom Land vertrieb, um in den Städten eine bessere Zukunft zu suchen, und die Produktion weiter zurückgehen ließ.
De Selliers sagt: "60 % des Kakaos kommen von der Elfenbeinküste und aus Ghana, und diese Bauern müssen ein besseres Einkommen erzielen. Das ist extrem wichtig."
Persoone pflichtet ihm bei: "Wir haben nicht genug gezahlt, um einen ehrlichen Preis für die Bauern zu erzielen."
Ironischerweise tragen also die niedrigen Preise von damals zu den hohen Preisen von heute bei.
"Die große Ironie in der Kakaoindustrie ist, dass die Bauern jetzt einen fairen Preis bekommen, während sie den Kakaoanbau aufgeben", so Van Besien. "Bei dem Preis, den sie jetzt bekommen, hätten sie in nachhaltige Praktiken investieren können. Sie hätten ihre Kinder zur Schule schicken können."
Härtere Gesetze für fairere Schokolade
Bedeutet das, dass eine erstklassige Pralinenschachtel am Valentinstag ein schuldiges Vergnügen ist?
"Ja, die Schuldfrage .... Es ist eine, die immer funktioniert", sagt Van Besien, der Experte für fairen Handel. "Wir könnten nicht überleben, wenn wir ständig über diese Dinge nachdenken würden." Er argumentiert, dass die Gesetzgebung stärker sein sollte als die Gewissensbisse der Verbraucher:innen.
"Wir sollten Gesetze haben, die den Kauf von Kakao unter den Produktionskosten zu etwas Illegalem machen. Und es sollte nicht dem Verbraucher überlassen bleiben, diese Entscheidung zu treffen", sagt er.
"Ich hoffe wirklich sehr, dass das Geld den Bauern zugute kommt", so Persoone.
In der Zwischenzeit und trotz der Preiserhöhungen sollte die Schokolade keinen allzu bitteren Geschmack hinterlassen.
"Es ist ein kleiner Luxus, den sich die meisten Leute noch leisten können", sagt Persoone. "Ich hoffe, dass das so bleibt."