Die Konjunkturerwartung für Deutschland erreicht ein Zwei-Jahres-Hoch, der Handelsbilanzüberschuss der Eurozone ging jedoch drastisch zurück. Die Ausfuhren der EU in die USA stiegen stark an.
Die neu veröffentlichten Wirtschaftsdaten zeichneten ein durchwachsenes Bild für die Eurozone. Einer positiven Konjunkturerwartung für Deutschland steht ein schwächer als erwartet ausgefallener Handelsüberschuss für die Region gegenüber.
Vor allem die jüngsten Handelsdaten deuten darauf hin, dass europäische und US-amerikanische Unternehmen ihre Lieferungen im Vorfeld möglicher von Trump eingeführter Zollerhöhungen beschleunigen, was sich im starken Anstieg des transatlantischen Handelsvolumens widerspiegelt.
Der ZEW-Konjunkturindex für Deutschland stieg im März 2025 von 26 Punkten im Januar auf 51,6 Punkte und lag damit deutlich über den Markterwartungen von 48,1 Punkten. Es ist der höchste Stand des Konjunkturoptimismus seit Januar 2023.
"Die Konjunkturerwartungen verbessern sich im März erneut deutlich, die ZEW-Konjunkturerwartungen steigen kräftig", erklärt ZEW-Präsident Achim Wambach.
"Die Aufhellung der Stimmung dürfte auf positive Signale zur künftigen deutschen Finanzpolitik zurückzuführen sein, unter anderem auf die Einigung über das milliardenschwere Finanzpaket für den Bundeshaushalt. Vor allem die Aussichten für die Metall- und Stahlindustrie sowie den Maschinenbau haben sich verbessert. Nicht zuletzt sorgt die sechste Zinssenkung in Folge durch die Europäische Zentralbank für günstige Finanzierungsbedingungen für private Haushalte und Unternehmen."
Auch der ZEW-Index für die wirtschaftliche Einschätzung der Eurozone stieg um 15,6 Punkte auf 39,8 und erreichte damit den höchsten Stand seit acht Monaten.
Anfang des Monats hat sich Deutschland zu einer beträchtlichen Fiskalexpansion verpflichtet, um die Verteidigungskapazitäten zu stärken und die Wirtschaft wieder anzukurbeln.
Dies stellt eine Abkehr vom traditionellen finanzpolitischen Konservatismus des Landes dar. Die Initiative umfasst einen Infrastrukturfonds in Höhe von 500 Mrd. Euro über einen Zeitraum von 12 Jahren, wobei 100 Milliarden Euro für klimafreundliche Transformationsprojekte vorgesehen sind.
Deutschland beabsichtigt außerdem, seine verfassungsmäßig verankerte Schuldenbremse zu lockern, um höhere Kreditaufnahmen, insbesondere für Verteidigungsausgaben, zu ermöglichen. Es wird erwartet, dass diese Maßnahmen diese Woche vom Bundestag gebilligt werden.
Handelsüberschuss der Eurozone schrumpft, US-Exporte steigen an
Der Handelsbilanzüberschuss der Eurozone schrumpfte im Januar 2025 drastisch auf nur noch 1 Milliarde Euro, im Vergleich zu 10,6 Milliarden Euro im Jahr davor, lässt sich aus den Daten von Eurostat ablesen.
Der Überschuss von 15,4 Milliarden Euro im Dezember war damit ebenfalls stark rückläufig. Der Rückgang ist auf eine schwächere Leistung bei Maschinen, Fahrzeugen und anderen Industrieerzeugnissen zurückzuführen.
Der Überschuss bei diesen Sektoren sank von 16,5 Milliarden Euro im Dezember auf 7,4 Milliarden im Januar, während der Überschuss bei anderen Industrieerzeugnissen von 1,2 Milliarden in ein Defizit von Milliarden Euro umschlug.
Ein ähnlicher Trend war in der gesamten EU zu beobachten, die von einem Handelsbilanzüberschuss von 15,9 Milliarden Euro im Dezember 2024 zu einem Defizit von 5,4 Milliarden Euro im Januar 2025 überging.
EU-Handel mit den USA steigt vor drohenden Zöllen sprunghaft an
Ein Lichtblick in den Handelsdaten war ein starker Anstieg der europäischen Exporte in die USA.
Die EU führte im Januar Waren im Wert von 46,7 Milliarden Euro in die USA aus, was einem Anstieg von 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Auch die Einfuhren aus den USA stiegen um 7,5 Prozent auf 30,5 Milliarden Euro.
Der Anstieg der Handelsaktivitäten könnte damit zusammenhängen, dass die Unternehmen versuchen, ihre Lieferungen im Vorfeld der geplanten US-Zollerhöhungen vorzuverlagern.
Die Regierung von Donald Trump hat Pläne angekündigt, ab dem 2. April 2025 gegenseitige Zölle auf alle wichtigen Handelspartner zu erheben.
Trump hat außerdem ausdrücklich damit gedroht, europäische Weine und andere alkoholische Getränke mit Zöllen in Höhe von 200 Prozent zu belegen, falls die EU ihre 50-prozentigen Zölle auf amerikanischen Whiskey nicht aufheben sollte.
EU-Handelsdefizit mit China vergrößert sich
Während sich der Handel mit den USA positiv entwickelte, verschlechterten sich die Handelsbeziehungen der EU mit China weiter. Die Einfuhren aus China stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 19,2 Prozent auf 44,8 Milliarden Euro, während die Ausfuhren in das Land um 13,3 Prozent auf 14,2 Milliarden Euro zurückgingen.
Das wachsende Ungleichgewicht im Handel mit China gibt Anlass zur Sorge über die Abhängigkeit der EU von chinesischen Waren und die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Exporte in der Region.