Evelyn Palla, bisher Leiterin der Bahn-Tochter DB Regio, soll den Vorstandsvorsitz von Richard Lutz übernehmen. Und: Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) plant zudem eine Neubesetzung der Führung bei der Bahn-Tochter DB InfraGo. Es gibt jedoch Widerstand gegen beide Vorschläge.
Die Deutsche Bahn steckt tief in der Krise: Die Pünktlichkeitswerte liegen auf einem Rekordtief, die Infrastruktur ist marode, die Schulden steigen und Fahrgäste sind mehr und mehr verärgert.
Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) hat eine umfassende Reformagenda vorgestellt, die ein milliardenschweres Investitionsprogramm mit neuen Pünktlichkeitszielen verbindet und von weitreichenden Personalentscheidungen flankiert wird.
Neben Evelyn Palla, die auf Richard Lutz folgen soll, steht ein weiterer möglicher Führungswechsel an, diesmal an der Spitze der Infrastrukturtochter DB InfraGo. Nach Informationen aus Regierungskreisen soll der frühere DB-Netz-Vorstand Dirk Rompf den bisherigen Chef Philipp Nagl ablösen. Rompf war zuletzt Geschäftsführer der Strategieberatung Ifok und leitete zuvor die Netzsparte der Bahn.
Nagl gilt als ausgewiesener Fachmann, der maßgeblich am Generalsanierungskonzept beteiligt war.
Bremse von Arbeitnehmervertretern im Aufsichtsrat
Aber: Arbeitnehmervertreter im Bahn-Aufsichtsrat stellen sich gegen die geplanten Führungswechsel im Konzern und bei der Infrastrukturtochter InfraGo. Gründe dafür wurden bislang nicht genannt.
Wie die Bild-Zeitung berichtet, will die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) im Aufsichtsrat der Deutschen Bahn jetzt zunächst gegen die designierte neue Konzernchefin Evelyn Palla stimmen. Das sagte EVG-Chef Martin Burkert in Berlin.
Palla hatte bereits vor überzogenen Erwartungen gewarnt. Die Erneuerung des Netzes sei "kein Sprint, sondern ein Marathon". Positive Stimmen kamen hier von der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer und dem Fahrgastverband Pro Bahn, die Pallas Erfahrungen bei DB Regio hervorhoben.
Milliarden für die Sanierung
Bis 2029 sollen zusätzlich 100 Milliarden Euro in Schienen, Bahnhöfe und Züge fließen. Ziel sollen mehr Zuverlässigkeit, Wirtschaftlichkeit und eine stärkere Gemeinwohlorientierung sein.
Laut der von Schnieder veröffentlichten Strategie soll die Pünktlichkeit im Fernverkehr bis Ende 2029 mindestens 70 Prozent erreichen, mittelfristig 80 und langfristig 90 Prozent. Im Nahverkehr peilt das Ministerium dauerhaft über 90 Prozent an. Die Vorgaben sind weniger ehrgeizig als die bisherigen Selbstverpflichtungen der Bahn.
Diese hatte bereits für 2026 eine Quote von bis zu 75 Prozent anvisiert. Schnieder nannte solche Werte "nicht annähernd erreichbar" und verwies auf die "gewaltigen Herausforderungen" im Netz.