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Meta-Analyse: HPV-Impfung senkt Gebärmutterhalskrebs-Risiko, kaum Nebenwirkungen

Eine Gesundheitsfachkraft zeigt Ampullen des HPV-Impfstoffs. Ort: Klinik in Karatschi, Pakistan, am 26. September 2025.
Eine Gesundheitskraft zeigt in einer Klinik in Karatschi, Pakistan, Ampullen des HPV-Impfstoffs am 26. September 2025. Copyright  Fareed Khan/AP Photo
Copyright Fareed Khan/AP Photo
Von Gabriela Galvin
Zuerst veröffentlicht am
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Studien zeigen: Mädchen, die bis sechzehn geimpft sind, haben ein deutlich geringeres Gebärmutterhalskrebsrisiko. Schwerwiegende Nebenwirkungen bleiben aus.

Der HPV-Impfstoff schützt sehr wirksam vor Gebärmutterhalskrebs und geht nicht mit schwerwiegenden Nebenwirkungen einher. Das zeigen zwei umfangreiche neue Übersichtsarbeiten, die einige der bisher umfassendsten Daten zur Impfung liefern.

Mädchen im Alter von sechzehn Jahren oder jünger, die den Impfstoff gegen das humane Papillomavirus (HPV) erhielten, hatten ein um 80 Prozent verringertes Risiko, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken, verglichen mit ungeimpften Mädchen, ergaben die Analysen.

Die Impfung verhinderte zudem Vorstufen von Krebs am Gebärmutterhals und in anderem Gewebe, vor allem wenn junge Menschen sie bekamen, bevor sie dem Virus ausgesetzt waren.

Die Übersichten wurden durchgeführtvon Cochrane, einer einflussreichen gemeinnützigen Forschungsgruppe. Sie umfassten klinische Studien und Untersuchungen aus der Praxis mit mehr als 132 Millionen Menschen.

„Wir haben nun klare und konsistente Belege aus aller Welt, dass die HPV-Impfung Gebärmutterhalskrebs verhindert“, sagte Nicholas Henschke, einer der Studienautoren und Leiter von Cochrane Response, in einer Mitteilung.

HPV ist eine Familie weit verbreiteter Viren. Viele davon sind harmlos, darunter solche, die Hautwarzen verursachen. Bestimmte Formen können jedoch Krebs am Gebärmutterhals, am After, am Penis, an Vulva, Vagina, Mund und Rachen auslösen, ebenso Genitalwarzen.

Gebärmutterhalskrebs gehört zu den häufigsten Krebserkrankungen bei Frauen. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gab es 2022 rund 660 000 neue Fälle und etwa 350 000 Todesfälle weltweit. Besonders betroffen sind jüngere Frauen.

Ängste vor Nebenwirkungen auf dem Prüfstand

HPV-Impfstoffe wie Cervarix und Gardasil gelten seit den frühen 2000er-Jahren als großer medizinischer Durchbruch im Kampf gegen Gebärmutterhalskrebs. Zugleich waren sie immer wieder umstritten.

Merck & Co, der Hersteller von Gardasil, sah sich jahrelang Klagen gegenüber, die dem Unternehmen vorwarfen, den Impfstoff fälschlich als sicher vermarktet zu haben, obwohl er Herzfrequenzveränderungen und Fruchtbarkeitsprobleme verursache. Anfang dieses Jahres entschied ein US-Richter zugunsten von Merck und nannte diese Behauptungen „spekulative Schlussfolgerungen“.

In den vergangenen zehn Jahren sind die HPV-Impfraten in einigen europäischen Ländern wie Spanien und Deutschland stetig gestiegen, im Vereinigten Königreich und in Italien jedoch gesunken, so WHO-Daten.

Die Cochrane-Forschenden nannten Desinformation in sozialen Netzwerken als wichtigen Treiber für sinkende oder stagnierende Impfquoten und wollten wissen, ob diese Sorgen berechtigt sind.

„Uns ist wichtig, einen unabhängigen, umfassenden Blick auf die Literatur zu haben, damit wir Belege liefern können ... auf eine Weise, die Menschen hilft, informierte Entscheidungen für ihre Gesundheit zu treffen“, sagte Dr. Jo Morrison, Mitautorin der Studie und gynäkologische Onkologin, bei einem Briefing vor Medien.

Ihr Team fand heraus, dass HPV-Impfstoffe nur leichte Nebenwirkungen verursachen, etwa einen schmerzenden Arm direkt nach der Impfung. Nach Abgleich von Berichten über schwere Sicherheitsbedenken mit Nachbeobachtungsdaten aus der Praxis fanden sie keinen Hinweis darauf, dass die Impfung diese Risiken erhöht.

Schwere Nebenwirkungen waren selten. Sie traten in ähnlicher Häufigkeit auch bei Ungeimpften auf.

„Ein wichtiges Ergebnis war, dass für die häufig berichteten Nebenwirkungen der Impfung, die in sozialen Medien oft diskutiert werden, kein realer Zusammenhang mit der Impfung belegt werden konnte“, sagte Henschke.

Ergebnisse sprechen für die Impfung

Die Forschenden sehen die Ergebnisse als Bestätigung der weltweiten Empfehlung, Mädchen und Jungen gegen HPV zu impfen, idealerweise bevor sie sechzehn werden. Der Schutz ist am größten, wenn die Impfung erfolgt, bevor Menschen dem Virus ausgesetzt sind oder sexuell aktiv werden, sagten sie.

Anfangs war die HPV-Impfung nur für Mädchen und Frauen empfohlen. Inzwischen nehmen immer mehr Länder auch Jungen ins Programm.

„Wenn wir Jungen ebenso wie Mädchen impfen, erhöht das den Schutz für alle“, sagte Morrison. „Mit der Zeit werden wir auch Auswirkungen der Impfung auf andere Krebsarten sehen, auch auf solche, die Männer betreffen“.

Das Cochrane-Team verwies zudem auf Lücken in der Evidenzlage zur HPV-Impfung. Die meisten Studien wurden in wohlhabenden Ländern durchgeführt. Deshalb braucht es mehr Forschung in Ländern mit niedrigerem Einkommen, in denen die Last durch Gebärmutterhalskrebs höher ist.

In den nächsten Jahren erwarten die Forschenden neue Erkenntnisse dazu, wie sich die HPV-Impfung auf andere, mit dem Virus verbundene Krebsarten auswirkt, die meist später im Leben entstehen.

„Es wird Jahrzehnte dauern, bis wir die Auswirkungen der Impfung vollständig verstehen“, sagte Morrison.

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