Offshore-Windkraft: Europas saubere Energie der Zukunft

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Offshore-Windkraft: Europas saubere Energie der Zukunft
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Von Denis LoctierSabine Sans
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Windparks auf See werden bis 2050 ein Viertel der gesamten Energie Europas erzeugen.

Erneuerbare Offshore-Energiequellen könnten die größte Energiequelle in Europas CO2-freier Zukunft werden - wobei Windparks auf See bis 2050 ein Viertel der gesamten Energie erzeugen werden. Das ist eine große Chance für Europas blaue Wirtschaft: Windparks sorgen für neue Fabriken, neue Hafeninfrastrukturen und neue Arbeitsplätze in den Küstenregionen und darüber hinaus. Eine neue maritime Industrie im Aufwind ist das Thema dieser Ocean-Folge.

Die Energiezukunft Europas liegt auf dem Meer

So könnte die Energiezukunft Europas aussehen: Offshore-Windkraft übertrifft fossile Brennstoffe als Quelle für sauberen und zunehmend erschwinglichen Strom. Große neue Standorte stehen kurz vor der Inbetriebnahme - wie der Windpark "Borssele 1 & 2" in der Nordsee, 22 Kilometer vor der niederländischen Küste.

"Man sieht die Ausmaße – das Areal ist sehr groß. Wir stehen unter einer Turbine, die bereits in Betrieb ist – das ist gigantisch!", sagt Steven Engels, Ørsted-Generaldirektor.  

Vierundneunzig Windturbinen werden in einer Tiefe von 14 bis 40 Metern im Meeresboden verankert. Nach der Fertigstellung ist das der größte Offshore-Windpark der Niederlande.

Ørsted-Bauprojektleiter Klaasjaap Buijs erklärt: "Dieses Kabel kommt vom Meeresboden, wird dort unten befestigt und später an die Schalttafel angeschlossen. Oben platzieren wir den Turm mit der Turbine, und dann ist die gesamte Installation abgeschlossen."

Dieser Windpark wird Strom für eine Million niederländische Haushalte liefern. Außerdem trägt er zur Dekarbonisierung der Küstenindustrie bei : Denn auch eine neue Elektrolyse-Anlage wird damit betrieben. Sie produziert erneuerbaren Wasserstoff für klimaneutrale Düngemittel: "Es gibt sehr ausgereifte Pläne für die Wasserstoffproduktion. Alles ist bereit - jetzt geht es nur noch darum, loszulegen", so Steven Engels.

Energiesektor im Wandel

Erste Schritte eines Wandels, der in der neuen EU-Strategie für erneuerbare Offshore-Energie antizipiert wird, einem Weg, um importierte fossile Brennstoffe zu ersetzen sowie industrielle Möglichkeiten und grüne Arbeitsplätze auf dem ganzen Kontinent zu schaffen.

Man geht davon aus, dass in 30 Jahren mehr als ein Viertel des europäischen Stroms auf See produziert wird - gegenüber von nur zwei Prozent heute.

"Europa ist in diesem Sektor bereits weltweit führend: Jetzt will man seine Offshore-Windenergie-Kapazität bis 2050 verzwanzigfachen. Das bedeutet neue Fabriken, neue Hafen-Infrastrukturen und neue Arbeitsplätze in den Küstenregionen und darüber hinaus - eine große Chance für Europas blaue Wirtschaft", so euronews-Reporter Denis Loctier.

Gewaltige Investitionen im Offshore-Windsektor

Die Investitionen im Offshore-Windsektor sind gewaltig. Apollo heißt eines der neu gebauten Installationsschiffe, die Turbinenkomponenten von den Häfen zu den Offshore-Windparks transportieren.

Die Teams im Hafen von Ostende in Belgien arbeiten Tag und Nacht, sieben Tage in der Woche, um einen weiteren großen Windpark 45 km vor der Küste fertigzustellen. Es ist nicht einfach, 81 Meter lange Rotorblätter auf das Schiff zu laden - vor allem, wenn es windig ist.

Georg Horvath, Senior Site Manager, Siemens Gamesa Renewable Energy: "Hier sieht man, wie eines unserer 'B81-Blätter' zur Verladung an den Kai vorgefahren wird. Wir fahren die Rotorblätter eines nach dem anderen an, laden sie auf die Apollo. Der gesamte Bereich hier dient uns zur Vormontage der größeren Komponenten."

Aktuell werden neue Häfen speziell für den Offshore-Windsektor gebaut ; andere wie der Hafen von Ostende, werden modernisiert.

"Für die meisten nicht zweckbestimmten Satellitenhäfen müssen wir Geld und Zeit investieren, um sie für unseren Betrieb fit zu machen", erklärt Georg Horvath, Senior Site Manager, Siemens Gamesa Renewable Energy. "Einige der Verbesserungen werden dauerhaft sein. Zum Beispiel musste die RO-RO-Rampe modifiziert werden, auf der wir unsere Ausrüstung per Roll-on-Roll-off-Schiff transportieren, um den schweren Lasten unserer Komponenten standzuhalten."

Die gesamte Logistikkette soll verbessert werden, um Komponenten zu befördern, die in verschiedenen Ländern in ganz Europa hergestellt werden und immer größer werden. Jan Claes, Projektleiter bei Siemens Gamesa Renewable Energy:

"Der Airbus A380, das größte Passagierflugzeug der Welt, passt zwischen unsere Flügel. Die Fläche, die sie bedecken, entspricht ungefähr drei großen UEFA-Fußballfeldern. Die Turbinen werden immer größer und größer, um der steigenden Nachfrage nach grüner Energie gerecht zu werden. Das bedeutet, dass mehr Menschen beschäftigt, dass Fabriken gebaut werden und Montageplätze wie dieser entstehen."

Neue Wege zur Nutzung erneuerbarer Offshore-Energien

Die technische Entwicklung wird von großen Industrie-Unternehmen angeführt. Aber auch kleine innovative Start-ups sind dabei, die neue Wege zur Nutzung erneuerbarer Offshore-Energien entwickeln - wie ein Prototyp, der Sonnenkollektoren mit vertikalen Windrotoren kombiniert: Solche "Energiepontons", die mit EU-Mitteln entwickelt wurden, können auf See eingesetzt werden - zum Beispiel, um Strom für Wasserentsalzung-Anlagen in Entwicklungsländern und auf kleinen Inseln bereitzustellen. Yvon Timmerman, Projektleiter und Mitbegründer Blue Power Synergy :

"Die Nachfrage ist groß, beispielsweise sind Entwicklungsländer ein Milliarden-Dollar-Markt genauso wie Wasser ein Milliarden-Dollar-Markt ist. Beide Märkte expandieren, man sucht nach zuverlässigen Lösungen."

Experten zufolge wird eine optimierte Planung dazu beitragen, die Wirtschaftlichkeit der erneuerbaren Offshore-Energien zu verbessern. Der künftige Windpark Kriegers Flak entsteht auf See zwischen Dänemark und Deutschland. Er ist gleichzeitig an die Stromnetze beider Länder angeschlossen, sodass er Strom entsprechend der höchsten Nachfrage und dem höchsten Preis liefern kann.

Kosten könnten durch neue flexiblere Technologien gesenkt werden, wie schwimmende Windturbinen. Und Forscher in Spanien haben Teleskop-Türme entwickelt - sie werden ohne Schwerlastschiffe installiert, wodurch die Kosten um ein Drittel sinken.

Boomende Branche

Im Windkraft-Sektor sind 62.000 Europäer beschäftigt. Der Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften ist groß - insbesondere in den Küstengebieten. Diese Fabrik im französischen Cherbourg produziert die weltweit größten Windturbinenblätter - 107 Meter lang.

"Der Vorteil der Fabrik in Cherbourg ist die Hafenlage - die Rotor-Blätter können direkt auf das Schiff verladen und an die nahe gelegenen Offshore-Parks geliefert werden. Wir haben etwa 400 Mitarbeiter. Unser jährliches Produktionsziel liegt bei vier Blättern pro Monat", so Eric Petit, Betriebsdirektor LM Wind Power.

Aufgrund der steigenden Nachfrage stellte die Fabrik kürzlich Hunderte neue Arbeiter ein. Sie kommen aus allen Bereichen und werden vor Ort geschult.

Lm Wind Power-Ausbilderin Ariane Merat: "Wir müssen verstärkt ausbilden, denn wir sind in der Produktionsabteilung unterbesetzt. Der Rotorflügel ist 107 Meter lang – wir brauchen viele Leute um ihn herum, um unsere Arbeit machen zu können. Es gibt viele Stellen in der Windkraftbranche - Produktionsmitarbeiter, Qualitätssicherung, wir bieten Jobs in der Logistik, in der Wartung."

Die 12-Megawatt-Turbine wurde vor Kurzem für die kommerzielle Nutzung zertifiziert, die Rotorblätter-Produktion brummt:

"Das ist ein wachsender Sektor. Die Inbetriebnahme des Standorts Cherbourg in der Normandie hat zur Schaffung von mehr als 550 direkten Arbeitsplätzen im Werk und 2.000 indirekten Arbeitsplätzen auf lokaler Ebene geführt", sagt Florence Martinez-Flores, Direktorin der Personalabteilung LM Wind Power.

Der massive Ausbau des Offshore-Windsektors ist mit gewaltigen Kosten verbunden: Die Europäische Kommission schätzt, dass bis 2050 Investitionen in Höhe von 800 Milliarden Euro erforderlich sind – geleistet zumeist von privaten Unternehmen. Ein frischer Wind für den wirtschaftlichen Aufschwung nach der Coronakrise und für den Übergang Europas zu sauberer und nachhaltiger Energie.

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