Müllkrise in Rom: Ratten und unerträglicher Gestank bei 30°

Müllkrise in Rom: Ratten und unerträglicher Gestank bei 30°
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Von Giorgia Orlandi
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Italiens Hauptstadt hat seit langem ein Problem mit der Müllentsorgung. Während das Spiel der gegenseitigen Schuldzuweisungen weitergeht, wird die Abfallkrise in Rom auch von der EU beobachtet.

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Rom erstickt unter Bergen von nicht abgeholtem Müll und überquellenden Mülltonnen. Der Abfall lockt Tiere an und verwandelt die Stadt in eine riesige Müllhalde. Mit den steigenden Sommertemperaturen wird die Situation immer schlimmer.

"Es ist ekelhaft, wir können so nicht leben, der Geruch, hier leben Menschen", sagt ein Anwohner. "So etwas hat es noch nie gegeben. Es ist unfassbar, so viel Verfall zu sehen. Die Hitze macht alles noch schlimmer. Die, die für die Müllabfuhr zuständig sind, heben nur ein paar Sachen auf und gehen dann wieder", beschwert sich ein anderer.

Italiens Hauptstadt hat seit langem ein Problem mit der Müllentsorgung. Die Stadt hat keinen Platz, um die 1,7 Millionen Tonnen Müll, die sie jährlich produziert. Im Entsorgungssektor hat sich zudem die organisierte Kriminalität breit gemacht.

Müllmafia und Kompetenzgerangel zwischen Stadt und Region

Normalerweise wird der Müll außerhalb der Hauptstadt entsorgt, aber in letzter Zeit hat führt der Mangel an Mülldeponien dazu, dass vor allem in der Region Lazio der Müll immer später und unregelmäßiger abgeholt wird. Das Problem ist in der ganzen Stadt verbreitet. Anwohner und Geschäftsinhaber spüren die Belastung.

In Pigneto, eine der beliebtesten Gegenden Roms voll mit Restaurants und Bars, in der die Leute abends ausgehen, stapelt sich der Müll ebenfalls.

Die Umsätze in den Lokalen seien wegen des Abfallproblems bereits zurückgegangen, sagt ein Verband, der 4.000 Restaurants in Rom vertritt.

Claudio Pica ist der Präsident des Verbands "Fiepet Lazion and Rome": "Wir haben so viele Briefe verschickt. Hier in Rom ist es sogar schwierig, die Mülltonnen von einer Straßenseite auf die andere zu stellen. Man muss vier, fünf Mal um Erlaubnis bitten. Die Bürokratie tötet die Unternehmen", sagt er.

Gabriele Tarnani betreibt ein Restaurant im Zentrum von Rom. "Wie Sie sehen können, sind direkt neben den Mülltonnen Menschen am Essen. Die Tonnen sind normalerweise voll mit Müll, heute ist es nicht so viel. Das ist eine sehr schwierige Situation. Der Geruch ist schrecklich und es stört die Kunden. Meistens entscheiden sie sich verzweifelt, wieder zu gehen."

Wird die Müllkrise Virgina Raggi die Wiederwahl kosten?

Mülltonnen sind in Roms historischem Zentrum nicht erlaubt, und wenn der Abfall nicht abgeholt wird, müssen die Geschäftsinhaber zu Heimwerkerlösungen greifen.

Zwischenzeitlich musste sogar schon Italiens Umweltminister einschreiten, um bei den Verhandlungen zwischen Stadt und Region zu vermitteln. Und weil die Regierung eingreifen musste, sagt Roms Stadträtin gegenüber Euronews, wird Bürgermeisterin Virgina Raggi zu Unrecht beschuldigt, das Problem nicht lösen zu können.

Die Stadträtin Katia Ziantoni, zuständig für die Abfallendtsorgung, glaubt, dass Virginia Raggi den Preis zahlen könnte und im Herbst nicht wiedergewählt wird - obwohl der Stadtrat keine Schuld an der Abfallkrise tragen würde.

"Die Bürger wollen nur ein Ende des Problems, dass der Müll auf den Straßen liegen bleibt. Sie wissen nichts darüber, was unter der Oberfläche passiert und dass die Verantwortung auf mehrere Organisationen verteilt ist. Die Region ist für das Abfallmanagement zuständig. Unsere Aufgabe ist es, die Infrastruktur bereitszustellen, die der Regionalplan vorgibt, und das haben wir bis heute getan."

Der Präsident der Region Latium sagt, die Stadtverwaltung wäre nicht in der Lage, das Problem zu lösen.

Und während das Spiel der Schuldzuweisungen weitergeht - wird die Abfallkrise in Rom auch von der EU beobachtet.

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