Bessere Luft: Krakau kämpft an allen Fronten

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Von Leszek Kabłak
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Die polnische Stadt braucht grünes Licht der Einwohner, um ihr Konzept umzusetzen.

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Die Reduzierung von Emissionen in europäischen Innenstädten ist wichtig für die Gesundheit und die Umwelt. Die Maßnahmen reichen von vorübergehenden Beschränkungen bis hin zu einer Beschränkung auf schadstoffarme Fahrzeuge in bestimmten Zonen oder sogar einem Zufahrtsverbot für private Fahrzeuge in bestimmten Vierteln. Die polnische Stadt Krakau ist ein gutes Beispiel für derartige Veränderungen.

Kampf gegen die Luftverschmutzung

Es gibt Plätze in Krakau, die seit Jahrhunderten unverändert geblieben sind. Es gibt aber auch Zonen, die sich in den vergangenen Jahren stark verändert haben. Die Zeichen dafür werden in der Stadt mit fast einer Million Einwohner immer deutlicher. Man kämpft an allen Fronten gegen die Luftverschmutzung.

Łukasz Franek, Direktor des Amts für öffentliche Verkehrsmittel in Krakau, meint: "Die Stadt wurde zu einer Zeit gebaut, als es noch keine 700 Autos pro 1.000 Einwohner gab! Autos passen nicht in unser Stadtbild. Unsere Straßen in der Altstadt sind nicht so breit wie in Warschau, Breslau oder Posen."

Krakau hat Autos aus dem Zentrum verbannt

Deshalb hat Krakau private Autos aus dem Zentrum verbannt und einige Straßen nur für Anwohner, Radfahrer und Motorroller ausgewiesen. In der Stadt gibt es eine der größten Fußgänger- und Fahrradbrücken Polens. Im Rahmen des Low-Carb-Projekts der EU wurde ein öffentliches Elektrofahrradsystem eingeführt.

"Die Fahrräder gibt es an fast jeder Ecke, gleich bei mir nebenan zum Beispiel. Und der Preis stimmt, denn man kann sie kostenlos leihen. Und sie sind elektrisch, alles ist perfekt", freut sich der Krakauer Marek Rybarczyk.

Gegner der neuen Verkehrs-Maßnahmen

Es gibt auch Gegner der neuen Verkehrsorganisation: Das sind vor allem die Unternehmer aus den betroffenen Zonen. Warenlieferungen an Restaurants und Geschäfte sind nur noch zu bestimmten Zeiten erlaubt, und Kunden dürfen überhaupt nicht mehr dorthin fahren. Das, sagen die Unternehmer, spüren sie direkt im Geldbeutel.

Izabela Bobula, eine Unternehmerin aus dem Kazimierz-Viertel, meint: "Wer größere Einkäufe zu erledigen hat, zieht er es vor, mit dem Auto irgendwohin zu fahren, wo er alles an einem Ort kaufen kann. Da muss er sich nicht mit schweren Tüten und Trolleys abschleppen."

Die Stadtverwaltung will zwar nicht ihr Ziel aufgeben, die Luft in Krakau zu verbessern. Aber in die Planung der Maßnahmen werden die Anwohner miteinbezogen. Andrzej Kuig, der stellvertretende Bürgermeister von Krakau, sagt:

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"Wir wollen unser Konzept zum Jahreswechsel und im nächsten Jahr umsetzen. Die Erörterung von Fragen der städtischen Mobilität ist für uns von entscheidender Bedeutung. Wir wissen aber auch, dass man das nicht von oben durchdrücken kann. Wir müssen das gemeinsam mit den Menschen vor Ort machen und so weit gehen, wie man es uns erlaubt."_

Besseres Gesprächsklima in Coronazeiten

Das Gesprächsklima hat sich durch die Covid-19-Pandemie verbessert. Viele Anwohner arbeiteten von zu Haus. Mit weniger Autos auf den Straßen verbesserte sich sofort und deutlich die Luftqualität in Krakau. Das freute alle.

In einigen Viertel will Krakau die Idee einer 15-Minuten-Stadt umsetzen, d.h. dort sollen alle wichtigen Anlaufstellen für die BürgerInnen innerhalb von ca. 15 Minuten erreichbar sein. Doch dafür brauchen die Behörden grünes Licht von den Krakauern.

Dieser Artikel ist Teil der Mobilitätswoche auf Euronews. Vom 13. bis 17. September 2021 berichten wir über Trends, die die Zukunft des Verkehrssystems und der persönlichen Art der Fortbewegung bestimmen. Weitere Berichte finden Sie hier.

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