Innovativer Umweltschutz: Was passiert in der EU?

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Von Cyril FournerisSabine Sans
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Euronews-Reporter Cyril Fourneris reist durch die EU und trifft Menschen, die daran arbeiten, dass es dem Planeten - und damit dem Menschen - besser geht.

Alles Leben auf der Erde ist auf Süßwasser angewiesen. Eine Ressource, die unter Druck steht. Die weltweit explodierende Nachfrage und der Klimawandel machen sie immer wertvoller. Auch in Europa. Überschwemmungen und Dürren werden immer schlimmer. Bauern können ohne Wasser keine Landwirtschaft betreiben. In dieser ersten Reportage unserer neuen Serie "The Road to Green" geht es auch um Alltagschemikalien und ihre Risiken für den Wasserkreislauf.

Aber es gibt auch gute Nachrichten: Die Wasserqualität der Flüsse ist gestiegen, der Zugang zu sauberem Trinkwasser ist hoch. Es gibt neue Ansätze, um Wasser zu reinigen, zu verwalten und wiederzuverwerten. 

Innovative Ansätze in der Wasserwirtschaft

Wir treffen Menschen, die innovative Ansätze verfolgen. Euronews-Reporter Cyril Fourneris reiste an einen Ort, an dem Entwicklung anscheinend nicht auf Kosten der Wasserqualität passiert: den Bodensee.

Je weniger das Wasser verschmutzt ist, desto weniger muss es gereinigt werden. Ein nachahmenswertes Beispiel in einer Zeit, in der die überarbeitete EU-Trinkwasserrichtlinie darauf abzielt, den Zugang zu qualitativ hochwertigem Wasser für alle zu gewährleisten. 

Die Richtlinie enthält nun aktualisierte Sicherheitsnormen, eine Methodik zur Ermittlung und Bewältigung von Qualitätsrisiken in der gesamten Wasserversorgungskette, eine Beobachtungsliste für neu auftretende Stoffe sowie Konformitätsbestimmungen für Produkte, die mit Trinkwasser in Berührung kommen.

Mit der neuen Richtlinie wird gegen Wasserverluste vorgegangen, da derzeit durchschnittlich 23 Prozent des Trinkwassers während der Verteilung in der EU verloren gehen. Die Richtlinie enthält außerdem neue Bestimmungen, die die Mitgliedstaaten verpflichten, den Zugang zu Trinkwasser für alle und insbesondere für benachteiligte Gruppen und Gruppen am Rand der Gesellschaft zu verbessern und aufrechtzuerhalten.

Das größte Trinkwasserreservoir Europas

Der Bodensee ist das größte Trinkwasserreservoir Europas. Dieses Wasser wird von Millionen Menschen getrunken. Die Region nimmt im Kampf gegen Mikroschadstoffe eine Vorreiterrolle ein. Eine in Deutschland lebende französische Wissenschaftlerin arbeitet daran:

J'ai lu que cette région était à la pointe dans la nouvelle bataille contre les micro-polluants. Vous en avez peut-être entendu parler. C'est la cible de cette scientifique française installée en Allemagne.

"Wir verwenden immer mehr Chemikalien, zu Hause, mit den Haushaltsprodukten. Wir verwenden mehr Medikamente und auch mehr Pestizide", sagt Marie Launay, Arbeitsbereichsleiterin "Kompetenzzentrum Spurenstoffe BW" (KomS) am Institut für Siedlungswasserbau, Wassergüte- und Abfallwirtschaft der Universität Stuttgart, Lehrstuhl Multiskalige Umweltverfahrenstechnik. "Sind diese Stoffe schwer abbaubar, bleiben sie auch in der Umwelt bestehen. Deshalb ist es wichtig, dass man sie entfernen kann, um die Wasserqualität zu erhalten."

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Marie Launay, Arbeitsbereichsleiterin "Kompetenzzentrum Spurenstoffe BW" (KomS)euronews

Die Französin leitet eine Arbeitsgruppe, die sich mit der Bekämpfung von Mikroschadstoffen befasst. Sie sind schädlich für Fische, Ökosysteme und wahrscheinlich auch für den Menschen.

Bekämpfung von Mikroschadstoffen

Ein Teil der Lösung sind die Kläranlagen, die das Wasser aufbereiten, bevor es zurück in den Wasserkreislauf kommt. Heiko Kiebler von der Eriskircher Kläranlage sagt:

"Wir müssen natürlich schauen, dass wir den Trinkwasserspeicher so gut wie möglich pflegen, weil ja sehr viele Leute davon leben und deswegen müssen wir hier auch die Abwasser-Reinigung so gut wie möglich vollziehen."

Baden-Württemberg ist ein Vorreiter in diesem Bereich. An mehreren Stationen der Kläranlage wird Ozon eingesetzt

"Man hat mit Ozon einen chemischen Prozess, der die Schadstoffe aufbricht", erklärt Marie Launay. "So kann man die kleinsten Moleküle in der Kläranlage eliminieren."

Die Ozonung bezeichnet die Oxidation von Abwasserinhaltsstoffen mithilfe von Ozon (O³) und zählt zu den effektivsten und ökonomischsten Prozessen für eine vierte Reinigungsstufe. In insgesamt drei Schritten werden dabei bis zu 90 % der im mechanisch-biologisch gereinigten Abwasser enthaltenen Mikroverunreinigungen zuverlässig abgebaut.

Diese Technologie sollte auch anderswo eingesetzt werden. Die EU-Abwasservorschriften werden derzeit reformiert. Immer mehr Schadstoffe sollen verboten werden.

Marie Launay: "Es gibt den Plan, Mikroschadstoffe in großen Anlagen und für sensible Regionen auf EU-Ebene zu beseitigen. Es ist geplant, dass die Pharma- und Kosmetikindustrie für die Finanzierung dieser Anlagen zum Schutz der Umwelt zahlt".

In diesem Winter hat es in den Alpen viel weniger geschneit. Dadurch führen die in den See mündenden Flüsse weniger Wasser. Das ist jedoch nicht mit der Situation in Südeuropa zu vergleichen.

Wasserknappheit in Spanien

In Spanien ist die Wasserknappheit ein Problem. Die Region Valencia gehört zu den Regionen in Europa, die regelmäßig von Dürre heimgesucht werden. Um damit umzugehen, gibt es innovative Lösungen.

Man gewinnt z.B. Süßwasser aus Meerwasser. Entsalzungsanlagen produzieren etwa 9 % des in Spanien verbrauchten Süßwassers. Eine teure und energieintensive Technologie, aber z.B. in Industriegebieten nötig:

"Dank dieser Entsalzungsanlage kann man Wasser, das aus dem Jucar-Fluss kommt, zu anderen Bevölkerungsgruppen leiten, die diese Ressource nicht haben", erzählt Jose Luis Zaplana, Mitarbeiter Entsalzungsanalage. "Das Entsalzen von Meerwasser mag teuer sein, aber es ist besser, als kein Wasser zu haben."

Aquamed-Mitarbeiterin Mariola Dura meint: "Das hilft, die Wirtschaft anzukurbeln - den Tourismus, die Landwirtschaft, in diesem Fall der Industrie. Man muss sich nicht so viele Sorgen machen, ob es regnet oder nicht."

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Mariola Dura, Mitarbeiterin Aquamedeuronews

Spanien ist auch Europameister in der Wiederverwendung von Abwasser. Vor allem für die wasserintensive Landwirtschaft. In Horta, einem großen landwirtschaftlichen Gebiet in der Nähe des Stadtzentrums von Valencia schaut sich der euronews-Reporter ein konkretes Beispiel an für die Wiederverwendung von Abwasser für landwirtschaftliche Zwecke.

In einigen Zonen werden 100 % des Abwassers recycelt. Wie das funktioniert sieht man in einer Kläranlage. Ultraviolette Strahlung desinfiziert das kristallklare Wasser. Anschließend nutzen es die Landwirte. "Das ist eine Veredelungsbehandlung für aufbereitetes Wasser. Wir geben ihm ein Plus an Qualität", erklärt Daniel Gomez, Mitarbeiter der Kläranlage Carraixet. "Die Bauern__waren die ersten, die um dieses Wasser gebeten haben. Dank der Behandlung haben sie die Garantie, dass das Brauchwasser eine gleichbleibende Qualität hat."

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Daniel Gomez, Manager der Kläranlage Carraixet im Interview mit Euronews-Journalist Cyrli Fourneriseuronews

Dieses Potenzial ist in Europa noch weitgehend ungenutzt. Diesen Sommer werden neue EU-Regeln in Kraft treten, um diese Praxis in Kläranlagen zu fördern.

"Es gibt Orte auf der Welt, an denen man das Wasser trinken kann, das aus der Kläranlage kommt", schwärmt Juan Ángel Conca, EPSAR-Geschäftsführer. "Das ist eine Fabrik für Ressourcen. Es ist eine Quelle für sauberes Wasser für die Landwirtschaft, sauberes Wasser für die Umwelt, aber auch für Schlamm, aus dem man Düngemittel für die Landwirtschaft herstellt. Und eine Energiequelle, weil wir Biogas produzieren, Methan, das wir selbst nutzen."

Ein Landwirt zeigt uns das in der Praxis. Das wiederaufbereitete Wasser wird zugeleitet und fließt dann in die traditionellen Bewässerungskanäle der Gegend.

"Das Wasser aus dem Fluss kommt hier an, wir mischen es mit dem Wasser aus der Kläranlage. Damit erhöhen wir den Durchfluss", so Enrique Aguilar. "Früher gab es kein Wasser aus der Kläranlage, wir haben uns irgendwie durchgeschlagen. Aber es wäre schade, wenn dieses aufbereitete Wasser nicht genutzt würde. Denn wir sind in einer Region, in der es nicht so viel Wasser gibt. Man darf nicht vergessen, dass wir auf gleicher Höhe mit dem Meer sind. Wenn wir also das Land nicht bewässern würden, würde es versalzen. Und was heute ein fruchtbarer Gemüsegarten ist, würde sich in wenigen Jahren in eine Wüste verwandeln."

Mit diesem Wasser werden verschiedene Obst- und Gemüsesorten und viele Erdmandeln, oder Chufa, gegossen. Eine für Valencia typische Knolle, die Hauptzutat für das lokale Getränk, die Horchata. Der Bauer erzählt: 

"Anfangs hatten die Landwirte Vorbehalte. Ist das Wasser gut oder schlecht? Aber wir benutzen das Wasser jetzt seit über 25 Jahren und das Fazit ist wirklich positiv."

Und die Chufa schmeckt mit dem recycelten Wasser genauso gut:    

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Bauer Enrique Aguilareuronews

"Wasser ist Wasser. Es hat alle erforderlichen Eigenschaften. Wir bewässern schon seit vielen Jahren mit recyceltem Wasser und noch nie hat sich jemand beschwert!"

Weitere Quellen • Kamera: Matthieu Bacques; Schnitt: Guillaume Carrolle.

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