Schätzungen zufolge könnten die wirtschaftlichen Kosten, die den Städten durch den Anstieg des Meeresspiegels und Überschwemmungen im Binnenland entstehen, bis zum Jahr 2050 auf über 950 Milliarden Euro ansteigen.
20 Meter unter der Oberfläche von Kopenhagen sind Pläne im Gange, um die dänische Hauptstadt vor Überschwemmungen zu schützen, die in anderen Teilen Europas zu Katastrophen geführt haben.
Der Kalvebod-Brygge-Tunnel erstreckt sich über 1,3 Kilometer unter der Stadt und mündet in das Hafengebiet von Kalvebod Brygge. Er kann bei starkem Regen rund 10.000 Kubikmeter Wasser speichern.
"Wenn wir eine Extremsituation haben, in der innerhalb kurzer Zeit sehr viel Wasser fällt und die Abwassersysteme nicht mithalten können, können wir das Wasser in diesen Tunnel umleiten", erklärt Ditte Reinholdt Jensen, Expertin für die Anpassung an den Klimawandel beim Kopenhagener Wasserversorgungsunternehmen HOFOR.
"Wir haben 10.000 Kubikmeter Volumen, und wenn das immer noch nicht ausreicht, haben wir eine Pumpe, die den gesamten Tunnel in nur zehn Minuten leeren kann."
Kopenhagen: Vorbereitung auf "Jahrhunderthochwasser"
Bei Starkregen kann in einem Gebiet von 10 Quadratkilometern innerhalb einer Stunde mehr als 10 Zentimeter Niederschlag fallen.
Das können verheerende Schäden anrichten und starke Überschwemmungen verursachen. Am häufigsten trat dies bis dato unter anderem in Indien und Pakistan auf, aber auch Europa ist zunehmend betroffen.
Experten zufolge hat die Häufigkeit solcher Ereignisse in den letzten Jahren in der ganzen Welt zugenommen, was teilweise auf den Klimawandel zurückzuführen ist.
Der Kalvebod-Brygge-Tunnel ist so konzipiert, dass er eine plötzliche Regenmenge speichern kann, die so stark ist, dass sie statistisch gesehen nur einmal in 100 Jahren auftritt – ein "Jahrhundert-Hochwasser".
"Wir haben es mit einem sich verändernden Klima zu tun, und das wird sich auf die Regenmenge auswirken, die wir bewältigen müssen", sagt Reinholdt Jensen.
"Wir werden mehr Regen pro Jahr erleben, aber wir werden auch mehr dieser sehr intensiven Starkregen-Phänomene haben, bei denen man das Gefühl hat, dass sich der ganze Himmel auf einmal entleert.
Der Bau eines Tunnels ist mit hohen Kosten verbunden – aber Tatenlosigkeit ebenso
Der Bau des Kalvebod-Brygge-Tunnels begann im Frühjahr 2020 und soll bis 2027 abgeschlossen sein.
Es ist ein teures Projekt. Die Befürworter argumentieren, dass die Alternative noch teurer sein könnte.
Im Jahr 2011 ergossen sich bei einer Flut, die tatsächlich statistisch gesehen nur alle tausend Jahre auftritt, in nur zwei Stunden mehr als 120 Millimeter Regen über Kopenhagen und verursachten einen Schaden von rund 1 Milliarde Euro.
"Der Bau eines Tunnels ist natürlich mit enormen Kosten verbunden, aber auch das Nichtstun ist mit enormen Kosten verbunden", sagt Reinholdt Jensen.
"Eine Menge Schaden kann durch diese Art von Maßnahmen verhindert werden."
Eine kürzlich in der Zeitschrift Nature veröffentlichte Studie schätzt die weltweiten Schäden durch den Klimawandel auf rund 38 Milliarden Dollar, was etwa sechsmal so hoch ist wie die Kosten, die zur Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Grad erforderlich sind.
Kopenhagen: Schwammparks zur Speicherung von Regenwasser
Aber es geht nicht nur um komplizierte Infrastrukturen – in Kopenhagen sind rund 300 ähnliche Projekte in Arbeit.
Dazu gehört auch die lokale Bewirtschaftung des Regenwassers, anstatt es in die Kanalisation zu leiten.
Sankt Kjelds Plads – ein Viertel, das extra neu geplant wurde, um in Echtzeit auf die klimatischen Veränderungen zu reagieren – hat sich inzwischen zu einem komplett naturbasierten Projekt zum Schutz vor Starkregen gewandelt. Wie ein riesiger grüner "Schwamm" fängt es Regenwasser auf und hält es zurück.
Mehr als drei Viertel dieser grauen Betonfläche wurden in eine Grünfläche umgewandelt.
"Wenn Sie dieses Gebiet vor sechs Jahren gesehen hätten, wären da ein großer Kreisverkehr, breite Straßen und viel Asphalt gewesen. Deshalb haben wir beschlossen, dieses Gebiet für die Bewirtschaftung von Regenwasser umzugestalten", erklärt Jan Rasmussen, Projektleiter für die Klimaanpassungsplanung in Kopenhagen.
Rasmussen glaubt, dass Kopenhagen im kommenden Jahrhundert insgesamt mit bis zu 30 Prozent mehr Regen rechnen muss. Die neue Herangehensweise könnte Keller, Infrastruktur und Bürger schützen.
"Die Regenfälle der letzten 12 Jahre oder mehr passen gut zu den Vorhersagen des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen (IPCC): 30 Prozent mehr Regen im Alltag, häufigere Wolkenbrüche", so Rasmussen.
Wenn das Projekt Erfolg hat, könnte Kopenhagen in der Zukunft gut vor einem Jahrhunderhochwasser geschützt sein, und das bedeute viel für die Stadt.