Erstmals verpflichten sich Staaten offiziell, die Integrität von Informationen zu sichern und Klimadesinformation entschieden zu bekämpfen.
Klimadesinformation und Informationsintegrität stehen in diesem Jahr erstmals auf der Tagesordnung des UN-Klimagipfels.
Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva eröffnete am Montag in der Amazonas-Stadt Belém die COP30. Er rief die Staats- und Regierungschefs auf, Klimaleugner zu „besiegen“.
„Wir leben in einer Zeit, in der Obskurantisten wissenschaftliche Belege zurückweisen und Institutionen angreifen. Es ist Zeit, dem Leugnertum erneut eine Niederlage zuzufügen“, sagte Lula. Er kündigte an, COP30 werde zur „COP der Wahrheit“ in einer Ära von „Fake News und Verdrehungen“.
Im Vorfeld der COP30 rückte auch UN-Generalsekretär António Guterres den Kampf gegen Klimadesinformation in den Fokus. Die Welt müsse „Falsch- und Desinformation, Online-Belästigung und Greenwashing“ bekämpfen.
„Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sollten niemals Angst haben, die Wahrheit zu sagen“, ergänzte Guterres.
Am Mittwoch stellte die Globale Initiative für Informationsintegrität beim Klimawandel auf dem Gipfel in Belém ihre Erklärung zur Informationsintegrität beim Klimawandel vor. Erstmals verpflichten sich Staaten damit formell zur Informationsintegrität und zum Gegensteuern gegen Klimadesinformation.
Warum ist das wichtig?
Die Welt befinde sich an einem „kritischen Punkt, an dem zwei der drängendsten Herausforderungen der Menschheit sich gefährlich miteinander verknüpfen“, sagte Charlotte Scaddan, Seniorberaterin für Informationsintegrität bei UN Global Communications, bei der Vorstellung der Erklärung.
Sie fügte hinzu, der Vertrauensverlust in Informationen sei weltweit ein „äußerst beunruhigender Trend“. Der Klimawandel werde als Spaltpilz „instrumentalisiert“, um ganze Gesellschaften zu polarisieren und demokratische Prozesse zu untergraben.
„Gewinner in dieser Desinformationsökonomie sind die Interessen der fossilen Energien, bestimmte politische Akteure und digitale Influencer, die Empörung und Lügen zu Geld machen.“
Klimadesinformation nahm vor COP30 deutlich zu, wie ein Bericht von Climate Action Against Disinformation und dem Observatory for Information Integrity zeigt. Zwischen Juli und September stieg COP-bezogene Desinformation um 267 Prozent. Schlagwörter zum UN-Klimagipfel tauchten 14.000-mal zusammen mit Begriffen wie „Scheitern“, „Katastrophe“, „Desaster“ und „Witz“ auf.
Bereits am Mittwoch unterzeichneten Hunderte zivilgesellschaftliche Organisationen, Einzelpersonen, indigene Gruppen und globale Führungspersönlichkeiten einen offenen Brief. Sie fordern die nationalen Regierungen auf, bei COP30 eine starke, ambitionierte und verbindliche Entscheidung zur Wahrung der Informationsintegrität zu treffen.
Zu den Unterzeichnenden zählen die Architektin des Pariser Abkommens, Christiana Figueres, Laurence Tubiana von der European Climate Foundation, das Climate Action Network International und 350.org.
Der Brief betont, dass die Degradierung und Verschmutzung des Informationsökosystems nicht nur eine Klimakrise sei, sondern eine „vielschichtige weltweite Notlage“.
Verwiesen wird auf aktuelle Studien des International Panel on the Information Environment (IPIE) und des Climate Social Science Network, die zeigen, dass organisierte Blockaden gegen Klimaschutz „die menschliche Antwort auf die Krise aktiv verzögern, internationale Kooperation direkt sabotieren, die Ziele des Pariser Abkommens unerreichbar machen und das Leben von Millionen Menschen gefährden“.
Wozu haben sich die Länder verpflichtet?
Die unterzeichnenden Staaten wollen falsche und irreführende Informationen zum Klimawandel bekämpfen.
Insgesamt enthält die Erklärung sechs Zusagen, darunter: verlässliche Klimainformationen bei gleichzeitiger Wahrung der Meinungsfreiheit sicherstellen, unabhängige Medien bei einer präzisen Umweltberichterstattung unterstützen, evidenzbasierte Informationen allen zugänglich machen und Kapazitäten aufbauen, um Bedrohungen für die Informationsintegrität zu erkennen.
Die Erklärung fordert auch die Privatwirtschaft auf, in ihren Geschäftspraktiken die Integrität von Klimainformationen zu wahren und transparente, menschenrechtskonforme Werbepraxis sicherzustellen.
„Mit unserer Unterstützung für diese Erklärung bekräftigen wir die gemeinsame Verantwortung, Gesellschaften weltweit mit dem Wissen und den Informationen auszustatten, die sie brauchen, um der Klimakrise dringend und entschlossen zu begegnen“, heißt es abschließend.
Bislang haben zwölf Länder unterzeichnet: Belgien, Brasilien, Kanada, Chile, Dänemark, Finnland, Frankreich, Deutschland, die Niederlande, Spanien, Schweden und Uruguay.
Was ist die Globale Initiative für Informationsintegrität beim Klimawandel?
Die Globale Initiative für Informationsintegrität beim Klimawandel ist eine Partnerschaft zwischen der brasilianischen Regierung, den Vereinten Nationen und der UNESCO. Ziel ist es, Klimadesinformation zu bekämpfen. Sie wurde im November 2024 beim G20-Gipfel der Staats- und Regierungschefs in Rio de Janeiro angekündigt.
„Ohne Zugang zu verlässlichen Informationen über Klimastörungen können wir sie niemals überwinden“, sagte UNESCO-Generaldirektorin Audrey Azoulay bei der Vorstellung.
„Mit dieser Initiative unterstützen wir Journalistinnen, Journalisten und Forschende, die zu Klimafragen recherchieren, teils unter großem persönlichem Risiko, und bekämpfen die klimabezogene Desinformation, die in sozialen Medien grassiert.“
Die Initiative wird von Mitgliedsländern wie Brasilien, Chile, Dänemark, Frankreich, Marokko, Spanien, Schweden, dem Vereinigten Königreich und Uruguay unterstützt.
Zudem sind vier Länder neu beigetreten: Belgien, Kanada, Finnland und Deutschland. Damit zählt die Initiative nun 13 Mitgliedstaaten.