In dieser Folge von Crossing Cultures erkunden wir das Delfter Blau und seine Ursprünge in China.
Im 16. Jahrhundert brachte Porzellan aus China den europäischen Keramikhandel in Schwung. In Delft treffen wir Meister, die dieses Handwerk am Leben halten. In China besucht Yegor Shyshov Jingdezhen, die Hauptstadt des Porzellans. Wie chinesisches Porzellan die europäische Töpferkunst prägte, darum geht es in dieser Folge von Crossing Cultures.
Als das Porzellan im 16. Jahrhundert aus China nach Europa kam, war das eine Sensation.
Die Töpfer in Jingdezhen hatten ein nie zuvor gesehenes Material hergestellt. Nur sie kannten das Herstellungsverfahren, das ein streng gehütetes Geheimnis war. Doch holländische Töpfer begannen, ihre eigene blau-weiße Keramik zu töpfern.
Berühmtes blaues und weißes Qinghuaci-Porzellan aus Jingdezhen in China
Die Herstellung von Qinghuaci-Porzellan ist ein komplizierter Prozess, der 72 Schritte umfasst. Beim sogenannten Trimmen wird der überschüssige Ton entfernt, die Dicke muss sehr genau sein, mehr als ein zehntel Millimeter ist nicht erlaubt. Es ist ein äußerst anspruchsvolles Verfahren, das sehr geschickte Handwerker erfordert.
Beim Glasieren wird das Gefäß recht langsam eingetaucht, und dann erstaunlich schnell wieder herausgenommen. Die Geschwindigkeit hängt von der Form des Objekts ab, und der Handwerker ist auf seine Erfahrung angewiesen, um sie zu bestimmen.
Ein charakteristisches Merkmal des blau-weißen Porzellans ist die Unterglasur. Dabei kommen traditionelle chinesische Tusche-Maltechniken wie Verblassen und Verwischen zum Einsatz. Alles, was auf die Oberfläche gemalt wird, hat eine einzigartige Symbolik, die in der Regel mit einer Form des Segens verbunden ist.
"Um kreative Werke zu schaffen, muss man in die Welt hinausgehen und die Schönheit des Lebens entdecken und schätzen", erklärt Chen Yu, Jingdezhener Porzellan-Handmalerin. "Ohne einen solchen Input kann es kein Ergebnis geben. Außerdem ist der künstlerische Ausdruck etwas sehr persönliches - eine Manifestation des eigenen Geschmacks und des eigenen Weltbildes."
Königliches Delfter Porzellan in den Niederlanden
Seit rund 400 Jahren werden in der niederländischen Stadt Delft wunderbare Dinge aus Ton hergestellt.
Das Design von Delfter Porzellan ahmte zunächst chinesische Keramik nach, doch schon bald begannen die Töpfer, ihre eigene blau-weiße Keramik herzustellen, und mit der Zeit wurden die dekorativen Szenen immer holländischer. Mühlen, Schiffe und die Stadt Delft wurden sehr beliebt.
Teilweise gab es in Delft etwa 34 Porzellan-Fabriken, aber heute ist Royal Delft die einzige Fabrik in der Stadt. Dort arbeiten Handwerker bereits seit 400 Jahren an der Kreation von ikonischem Delfter Blau. Royal Delft, 1653 gegründet, ist die letzte verbliebene Keramikfabrik aus dem 17. Jahrhundert. Hier wird das weltberühmte Delfter Blau nach jahrhundertealter Tradition vollständig mit der Hand bemalt.
"In Europa konnten wir kein Porzellan herstellen", erklärt Co van Nieuwenhuijzen, Leiter des Königlichen Delfter Museums. "In Delft begann man, den Ton auf andere Weise zu mischen. Es gelang ihnen, ihn dünner zu machen. Das Ergebnis sah dem chinesischen Porzellan sehr ähnlich. Deshalb nennen die Leute es holländisches oder Delfter Porzellan, aber in Wirklichkeit ist es Steingut. Die Verzierungen waren sehr kunstvoll und die Farbe Blau war neu."
Eines der berühmtesten Porzellanstücke aus der Königlichen Delfter Manufaktur ist die "Proud Mary". Die feinsten Keramiken, die heute hergestellt werden, werden immer noch von Hand bemalt. Das ist eine hoch qualifizierte Handwerkskunst, deren Beherrschung etwa ein Jahrzehnt dauert.
Bei diesem Verfahren wird eine kobalthaltige Spezialfarbe verwendet. Anschließend wird die Keramik glasiert und gebrannt, wobei sich die schwarze Farbe durch eine chemische Reaktion in das berühmte Blau verwandelt. Heutzutage kann echtes Delfter Porzellan ein kleines Vermögen kosten, jedes Stück ist ein Unikat.
Der kritische Prozess des Brennens bei der Herstellung von Jingdezhen-Porzellan
Der Erfolg oder Misserfolg der gesamten Arbeit in Jingdezhen hängt vom Fachwissen der Handwerker ab, die den Brennofen überwachen. Dank ihrer langjährigen Erfahrung fügen sie das Holz genau zum richtigen Zeitpunkt und in der richtigen Menge hinzu.
Sie tun das Tag und Nacht, ununterbrochen, mehrere Tage lang. Da die Hitze im Ofen nicht gleichmäßig verteilt ist, werden die verschiedenen Töpferwaren je nach Bedarf an unterschiedlichen Stellen im Ofen platziert. So benötigt beispielsweise blau-weißes Porzellan den heißesten Platz, der sich am nächsten zur Ofentür befindet.
Um den satten und glänzenden Effekt zu erzielen, wird Kiefernholz im Ofen verbrannt. Der Grund dafür ist, dass es bei einer Temperatur von rund 1300 Grad Celsius Öl abgibt.
Wenn es mit der Glasur eines Gefäßes in Berührung kommt, erzeugt das Kiefern-Öl eine reichhaltige, glänzende, poliert aussehende Oberfläche.