Coronavirus: "Wir brauchen eine koordinierte Strategie in Europa"

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Von Stefan Grobe
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Euronews befragte Experten, wie sich das Ende der Zwangsmaßnahmen in Europa vollziehen soll - und welche Figur bisher die europäischen Institutionen beim Krisenmanagement abgegeben haben. #Coronavirus

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Von Rom über Paris bis Berlin - seit Wochen lebt Europa mit strikten Kontaktbeschränkungen.

Milionen Menschen dürfen ihr Zuhause nur mit Ausnahmen verlassen.

Zugleich sinken langsam die Infektionsraten, und wächst der wirtschaftliche Schaden.

Überall wird überlegt, wie eine Endstrategie aussehen könnte.

In Brüssel präsentierte die EU-Kommission ihre Liste mit Empfehlungen für eine koordinierte EU-Strategie.

Bislang hat es bei der Lockerung der Zwangsmaßnahmen praktisch keine europäische Abstimmung gegeben.

Wir fragten drei Experten, wie sie das EU-Krisenmanagement bisher bewerten.

Fabrice Pothier, Rasmussen Global: "Das ist eine Frage von Leben und Tod, und diese Frage ist in den Händen der Mitgliedstaaten. Damit ringen Politiker, Staats- und Regierungchefs, um Antworten auf ein Problem, das jeden einzelnen ihrer Bürger betrifft."

Alberto Alemanno, Staatsrechtler, HEC Paris: "Mittlerweile ist klar, dass COVID ein europäisches Phänomen geworden ist, denn die unterschiedlichen nationalen Antworten haben grenzüberschreitende Wirkungen in anderen Staaten. Die Effektivität der nationalen Maßnahmen hat das Fehlen einer europäischen Koordination weniger bedeutsam werden lassen."

Euronews: "Es ist also so, als wäre Brüssel gar nicht da. Hört also jemand auf die EU-Institutionen?"

Matina Stevis-Gridneff, Brüssel-Korrespondentin, New York Times: "Ich frage mich manchmal, in welchem Maße wir eigentlich die EU-Institutionen und ihre Instrumente wirklich für diese Situation verantwortich machen können, wenn doch die Mitgliedstaaten ihre eigenen Wege verfolgen.

Am Ende werden sich die EU-Kommission und ihre politische Führung fragen müssen, wie sie eigentlich ihr Mandat interpretieren."

Alemanno: "Wir haben gesehen, dass die Kommission eigentlich eine schwache Institution ist.

Die Führungskompetenz, die die Kommission nach den Verträgen hat, ist in dieser Notfallsituation nicht wirklich zum Tragen gekommen."

Stevis-Gridneff: "Es ist schon komisch, dass wir alle fünf Jahre dasselbe Schauspiel erleben. Es gibt eine Krise, jeder reagiert darauf mit eigenen Maßnahmen, es gibt viel Wut und Ärger, Schuldzuweisungen, die Dinge geraten außer Kontrolle, und dann gibt es in letzter Minute eine Besinnung auf Gemeinsamkeiten, die Kommission klebt alles wieder irgendwie zusammen, und alle taumeln in die nächste Krise."

Pothier: "Nationale Politiker kämpfen natürlich auch um ihre eigene Zukunft und um ihre Zustimmung. Ich denke allerdings, dass wir angesichts des Ausmaßes der Krise eine koordinierte und europäische Strategie haben sollten."

Weitere Quellen • Darren McCaffrey

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