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Nach Flucht gefährlicher Häftlinge: Portugals Gefängnissystem ist veraltet

Die Häftlinge entkamen mit Hilfe einer Außenleiter, die es ihnen ermöglichte, die Mauer zu erklimmen und ins Freie zu gelangen.
Die Häftlinge entkamen mit Hilfe einer Außenleiter, die es ihnen ermöglichte, die Mauer zu erklimmen und ins Freie zu gelangen. Copyright Francisco Seco/AP2011
Copyright Francisco Seco/AP2011
Von Joana Mourão CarvalhoHeilika Leinus (Übersetzung)
Zuerst veröffentlicht am Zuletzt aktualisiert
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Dieser Artikel wurde im Original veröffentlicht auf Portugiesisch

Frederico Morais, Vorsitzender der Nationalen Gewerkschaft der Gefängniswärter hat die mangelnde Sicherheit in portugiesischen Gefängnissen angeprangert, die auf einen Mangel an Personal zurückzuführen sei.

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Nach dem Ausbruch von fünf Gefangenen aus dem Hochsicherheitsgefängnis Vale de Judeus kündigte Portugals Justizminister dringende Prüfungen der Sicherheits- und Verwaltungssysteme der 49 Gefängnisse des Landes an. Gefängniswärter sind der Meinung, dass diese Prüfungen zu spät kommen.

Am Samstag, den 7. September, sind fünf Häftlinge in Portugal aus dem Gefängnis Vale de Judeus ausgebrochen. Die spektakuläre Flucht der fünf Männer über eine sechs Meter hohe Mauer wurde auf Video aufgezeichnet. Allerdings bemerkten die Justizvollzugsbeamten den Ausbruch, der um 9.56 Uhr morgens stattfand, erst 40 Minuten nach der Flucht.

Hätte die vorherige Regierung auf die Gefängniswärter gehört, hätten man gewusst, dass es die Probleme bereits früher gab, erklärte Frederico Morais, Präsident der Gewerkschaft der Gefängniswärter Euronews. "Wir wissen, dass es in den portugiesischen Gefängnissen keine Sicherheit gibt, in keinem Gefängnis", betonte er.

Einer der Sicherheitsmängel sei die Außerbetriebnahme der Wachtürme, die wegen des Personalmangels durch ein Videoüberwachungssystem ersetzt wurden. Diese Türme ermöglichten nicht nur die Überwachung der Gefangenen, sondern konnten die dort eingesetzten Wärter jede seltsame Bewegung außerhalb des Gefängnisses erkennen.

Diese Arbeit könne nur von menschen gemacht werden, so Morais. Man habe die Wachtürme außer Betrieb genommen, weil es nicht mehr genug Wärter gebe, die in Gefängnissen arbeiten.

Neben dem Mangel an Ressourcen beklagen sich die Gefängniswärter darüber, dass sie immer mehr Aufgaben bekommen würden, für die sie nicht ausgebildet sind. Das würde insbesondere im Hinblick auf die soziale Wiedereingliederung der Gefangenen gelten.

"Es gibt keine Wärter, keine Fahrzeuge, die Infrastruktur ist baufällig, das Gefängnissystem ist veraltet", erzählte Morais. "Wir sagen immer wieder, dass wir nicht das einzige Land in Europa sein können, das die Bestrafung mit der Wiedereingliederung kombiniert hat." Die Aufgabe der Gefängniswärter ist es, "die Sicherheit der Gefängnisse zu gewährleisten und nicht, die Gefangenen in die Gesellschaft zu reintegrieren", ist Morais überzeugt.

Zu diesen Problemen kommt noch die Überbelegung der Gefängnisse hinzu. Die Zahlen für 2023 zeigen, dass die Belegung der portugiesischen Gefängnisse bereis bei über 90 Prozent liegt. Dies wird als hohes Risiko eingestuft. In 24 Gefängnissen gibt es mehr Häftlinge als vorgesehen. So gab es zum Beispiel in Porto im vergangenen Jahr 872 Häftlinge. Eigentlich ist das dortige Gefängnis für 675 Insassen vorgesehen.

Allein im Jahr 2023 sind neun Insassen aus portugiesischen Gefängnissen geflohen. Über die Zahl der Ausbrüche im Jahr 2024 liegen noch keine Daten vor. Doch werden im nächsten Bericht der Generaldirektion für Wiedereingliederung und Strafvollzug mindestens fünf Ausbrüche aufgeführt, und zwar aufgrund des Ausbruchs am 7. September aus dem Gefängnis Vale de Judeus in Alcoentre.

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