Der Europäische Gerichtshof hat entschieden: Bestimmte FIFA-Transferregeln verstoßen gegen das EU-Recht. Das Urteil könnte das internationale Fußballgeschäft grundlegend verändern.
Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat entschieden, dass bestimmte FIFA-Regeln für internationale Spielertransfers gegen das EU-Recht verstoßen. Das Urteil ist das Ergebnis eines langjährigen Rechtsstreits, den der ehemalige französische Fußballspieler Lassana Diarra angestrengt hatte.
Hintergrund: Der Fall Diarra
Lassana Diarra unterzeichnete 2013 einen Vierjahresvertrag mit dem russischen Verein Lokomotiv Moskau, doch dieser wurde vorzeitig beendet, nachdem der Spieler angeblich mit geplanten Gehaltskürzungen unzufrieden war. Lokomotiv Moskau forderte daraufhin eine Entschädigung, und die FIFA verpflichtete Diarra zur Zahlung von 10,5 Millionen Euro. Diarra argumentierte, dass er aufgrund der FIFA-Regeln keinen neuen Verein finden konnte, da potenzielle Klubs ebenfalls für die Zahlung der Entschädigung mitverantwortlich gemacht würden.
Der Fall eskalierte bis vor den Europäischen Gerichtshof, der nun zugunsten des Spielers urteilte. Der EuGH befand, dass die FIFA-Regelungen zur Vertragsauflösung ohne „berechtigten Grund“ die Freizügigkeit der Spieler innerhalb der EU behindern und den Wettbewerb zwischen den Vereinen einschränken.
Kritik an den FIFA-Regeln
In seiner Begründung erklärte der EuGH, dass die FIFA-Vorschriften „über das hinausgehen, was zur Erreichung der Ziele notwendig ist“. Das Gericht hob hervor, dass diese Regeln nicht nur die berufliche Mobilität der Spieler behindern, sondern auch den Wettbewerb im europäischen Fußballmarkt verzerren, indem sie den Markt für Profispieler „einschränken“ und den freien Wechsel von Spielern zwischen Vereinen blockieren.
Der EuGH kritisierte auch, dass die Regelung eine „allgemeine Einschränkung“ des Wettbewerbs darstelle, die darauf abziele, die Verteilung von Arbeitskräften „starr zwischen den Arbeitgebern zu fixieren“.
Reaktionen und zukünftige Auswirkungen
Die internationale Spielergewerkschaft FIFPRO begrüßte das Urteil und erklärte, dass die Entscheidung des EuGH „den Arbeitsmarkt im Fußball und im Sport insgesamt grundlegend verändern“ werde. Auch wenn konkrete Änderungen der FIFA-Regeln möglicherweise noch einige Jahre dauern könnten, da das Urteil Teil eines laufenden Verfahrens vor belgischen Gerichten ist, gilt der heutige Beschluss als wegweisend für die Zukunft des internationalen Transfersystems.
FIFA-Präsident Gianni Infantino, der seit seiner Amtsübernahme 2016 eine Modernisierung der Transfermarktregeln angestrebt hat, hat sich bislang nicht zu dem Urteil geäußert. FIFA erklärte, sie werde das Urteil „in Abstimmung mit anderen Stakeholdern analysieren“, bevor sie weitere Schritte unternehmen werde.
Dieses Urteil stärkt die Rechte der Spieler und könnte dazu führen, dass FIFA-Transferregelungen in naher Zukunft überarbeitet werden, um besser mit dem EU-Recht vereinbar zu sein.