Vegane Wurst darf weiterhin Wurst heißen, entschied der Europäische Gerichtshof. Damit entschied das EU-Gericht gegen das französische Verbot von Fleischbezeichnungen für pflanzliche Produkte. Welche Auswirkungen hat das Urteil auf den europäischen Markt?
Der Europäische Gerichtshof hat entschieden, dass pflanzliche Fleischersatzprodukte weiterhin mit Namen versehen werden dürfen, die traditionell mit Fleisch in Verbindung gesetzt werden.
In einem Supermarkt in Brüssel fallen die Reaktionen der Kunden unterschiedlich aus.
"Es ist ein bisschen umstritten, weil es das Gegenteil davon ist. Es ist pflanzlich, aber es ist etwas wie Fleisch oder so. Ich bin ein bisschen verwirrt darüber", sagte der 38-jährige Verwaltungsangestellter Davide aus Italien.
Maria Ana Silva (22), Studentin des Wirtschaftsingenieurwesens aus Portugal, zeigte sich besorgt über die Zusammensetzung der plfanzlichen Fleischersatzprodukte. "Es ist sehr wichtig zu überprüfen, vor allem bei dieser Art von Produkten, was wir tatsächlich konsumieren", erklärte sie.
Andrea (32) aus Italien, dieim öffentlichen Dienst arbeitet, war der Meinung, dass der Europäische Gerichtshof richtig entschieden hat. "Ich stimme zu dem zu, dieses Produkt als Burger oder Nuggets zu bezeichnen, da es meiner Meinung nach logisch ist, weil es das darstellt, was es ist", erklärte sie.
Jeanne (19), eine Studentin der Tiermedizin, sagte, dass die Entscheidung des EU-Gerichtes ihr das Kochen einfacher macht. "Fleisch ist in der Gesellschaft immer noch sehr präsent und viele Rezepte sind oft auf Fleischbasis. Für mich als Vegetarierin ist es daher einfacher, Rezepte zu befolgen, wenn der Name des Fleisches bereits erwähnt wird", begründete sie.
Was bedeutet dieses Urteil für den europäischen Markt?
Rafael Pinto von der Europäischen Vegetarier-Union freut sich über das Gerichtsurteil. "Das Gericht hat entschieden, dass die Mitgliedsstaaten die Verwendung dieser Namen und Bezeichnungen nicht einzeln verbieten können, wenn sie nicht zuerst eine rechtliche Definition dafür schaffen, was ein Burger und was eine Wurst ist, was aufgrund der unterschiedlichen Sprachen und Kulturen in Europa ziemlich kompliziert sein könnte", erklärte er.
Gerade die kulturelle Unterschiede, die bei den künftigen Gesetzen eine bedeutende Rolle spielen könnten, bereiten den Herstellern von Fleischprodukten Sorgen. Der Verband der Fleischverarbeitungsindustrie in der EU (Clitravi) warnt vor einer möglichen Marktfragmentierung.
"Es gibt ein Vakuum auf der Regulierungsebene, das es den Mitgliedsstaaten ermöglicht, ihre eigenen Gesetze zu erlassen, was zu einer Marktfragmentierung führen kann", sagte Paolo Patruno, stellvertretender Generalsekretär von Clitravi.
Die Diskussion ist noch nicht vorbei. Denn nun können die EU-Länder, die Fleischbezeichnungen für pflanzliche Produkte verbieten wollen, nach anderen Mitteln greifen. Auch dafür bietet das Urteil des EU-Gerichtes weitere möglichkeiten.