Eine koreanische NGO kündigt an, den Berliner Bezirk Mitte zu verklagen, der die Entfernung einer Statue angeordnet hat. Die sogenannte Friedensstatue erinnert an die Opfer sexuellen Missbrauchs während des Zweiten Weltkriegs durch japanische Soldaten.
Eine südkoreanische Diaspora-NGO will einen Berliner Bezirk verklagen, damit eine Statue, die an Opfer sexuellen Missbrauchs durch japanische Soldaten während des Zweiten Weltkriegs erinnert, erhalten bleibt.
Viele der Opfer waren Koreanerinnen – "Trostfrauen" hießen sie damals. Der Korea Verband, die lokale Organisation, die hinter der als Friedensstatue bekannten Gedenkstätte steht, sagt, das Denkmal erinnere nicht nur an diese Opfer.
"Ich glaube, jede Frau kann sich aus der Geschichte heraus vorstellen, was in Kriegszeiten passieren kann, wenn man nicht geschützt ist und die Soldaten kommen und vergewaltigen dich. Daher kann sich jede Frau mit der Friedensstatue identifizieren", sagt Nataly Han, Geschäftsführerin des Korea Verbands.
Das Denkmal wurde vor vier Jahren in der Nähe des Museums des Korea Verbands aufgestellt. Japan hat ein Problem damit – und das bei der deutschen Regierung und den örtlichen Behörden zur Sprache gebracht.
Der Bezirk Mitte erklärte, die Statue müsse bis zum Ende dieses Monats entfernt werden und beruft sich dabei auf Fristen für temporäre Kunst an öffentlichen Plätzen. Der Bezirk sagte Euronews zudem, japanische und südkoreanische Beamte hätten sein Büro besucht und mit einer Verschlechterung der Beziehungen zu Deutschland gedroht.
Demnach wurde die Hilfe für die Ukraine in Frage gestellt, ebenso wie die mögliche Beendigung der Städtepartnerschaft zwischen Tokio und Berlin.
Japan sagt, eine Beendigung der Beziehungen sei nie zur Sprache gekommen.
Eine 'einseitige Darstellung'
In einer Pressemitteilung vom Mai bezeichnete Kai Wegner, der Regierende Bürgermeister von Berlin, nach einem Treffen mit dem japanischen Außenminister in Tokio die Statue als einseitige Darstellung.
Die Berliner Stadtverwaltung erklärte gegenüber Euronews, dass sie mit dem Bezirk Mitte und der Bundesregierung im Gespräch sei, um die Statue durch ein allgemeineres Mahnmal für Frauen zu ersetzen, die in Konflikten sexuelle Gewalt erfahren haben.
Man würde die zeitnahe Errichtung eines solchen übergreifenden Mahnmals begrüßen, "da das Thema von großer erinnerungs- und gesellschaftspolitischer Bedeutung ist", heißt es in einer Antwort des Berliner Senats.
"Tokio und Berlin verbindet seit 30 Jahren eine gute Partnerschaft, die beim diesjährigen Besuch des Regierenden Bürgermeisters in Tokio bekräftigt wurde und weiter ausgebaut werden soll".
Laut einem Ostasien-Experten gibt Berlin damit den wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Beziehungen zu Japan Vorrang vor denen zu Südkorea.
"Ich denke, dass beide Partner ziemlich gleich behandelt werden sollten, und bis jetzt fehlt es im Fall der Trostfrauenstatue in Berlin ein wenig an dieser vorsichtigen und ausgewogenen Herangehensweise", so Felix Doege, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Lehrstuhls für Ostasienpolitik an der Ruhr-Universität Bochum.
Eine Quelle aus dem Auswärtigen Amt betonte gegenüber Euronews, die Meinungs- und Kunstfreiheit sei in der deutschen Verfassung verankert. Aber:
"Die Statue in Berlin-Moabit fällt in den Zuständigkeitsbereich des Berliner Stadtbezirks Mitte. Das Auswärtige Amt kann den Bundesländern und Kommunen in dieser Hinsicht keine Anweisungen geben."
Japans Botschaft sagte gegenüber Euronews, dass durch die Statue die Bemühungen Tokios, das "Problem der Trostfrauen" anzugehen, ignoriert werden würden.
Im Jahr 2015 hatten sich Japan und Südkorea darauf geeinigt, den Streit zu beenden. Tokio entschuldigte sich und spendete 8,1 Millionen Euro an einen Fonds zur Unterstützung der Opfer.
"Der Inhalt der Inschrift, die die derzeit im Bezirk Mitte aufgestellte Statue begleitet, ist einseitig und berücksichtigt nicht die aufrichtigen Bemühungen Japans in der Frage der Trostfrauen und enthält außerdem ungenaue Beschreibungen", so die japanische Botschaft in einer E-Mail-Antwort an Euronews.
"Während die japanische Regierung hofft, dass Menschen jeglicher Herkunft in anderen Ländern in Frieden und Harmonie zusammenleben, ist es besorgniserregend, dass die Errichtung der Statue Spaltung und Konflikt in die friedlichen Beziehungen zwischen der japanischen und der koreanischen Gemeinschaft bringt und eine schwere Narbe hinterlassen könnte. In der Tat hat sie auch in Berlin für Unruhe gesorgt".
Bei einer Petition, die sich für den Erhalt der Statue ausspricht, kamen rund 3.000 Unterschriften zusammen.
"Es ist nicht nur unser Wunsch, sondern auch viele Menschen, die in dieser Gegend leben, wollen die Friedensstatue behalten", sagt Han.