In dieser Ausgabe unserer Brüsseler Talkshow diskutieren die Teilnehmer die Auswirkungen von Donald Trumps Zollpolitik, die Lage in Polen nach den Präsidentschaftswahlen und der vergebliche Versuch Spaniens, heimische Regionalspachen zu EU-Amtssprachen zu erklären.
Donald Trumps Zollpolitik bleibt unberechenbar. Die heimische Justiz bescherte dem US-Präsidenten eine Reihe von Niederlagen, doch sorgte ein Berufungsgericht für eine Verschnaufpause. Dadurch haben die Zölle erst einmal Bestand - auch die, die gegen die EU gerichtet sind.
Nach einigem Hin und Her verschob Trump 50%-Zölle für europäische Importe auf den 9. Juli - Zeit also, eine Verhandlungslösung zu finden. Ist das realistisch? Oder kommt es am Ende ganz anders?
Fragen an unsere Gäste und zwar: Matthias Ecke, EU-Abgeordneter der Sozialdemokraten, Sandra Parthie, Leiterin des Brüsseler Büros des Instituts der Deutschen Wirtschaft und William Noah Glucroft, EU-Journalist in Brüssel.
Nach einem mehrwöchigen ergebnislosen Austausch zwischen der EU und der US-Regierung scheinen die Verhandlungen wieder in Gang gekommen zu sein. Heute drohen den Europäern Zölle auf Stahl, Aluminium und Autos sowie zehn Prozent auf alle Einfuhren.
EU-Handelskommissar Maros Sefcovic traf sich in Paris mit seinem US-Kollegen Jamieson Greer. Doch gilt es immer noch als sehr schwierig, eine vertrauensvolle Beziehung zur Trump-Administration aufzubauen, denn beim geringsten europäischen Widerstand in den Verhandlungen kann Donald Trump jederzeit damit drohen, die EU-Zölle zu erhöhen.
Letzte Woche hat er zum Beispiel 50 Prozent Zölle auf Stahl und Aluminium aus der EU angekündigt. Und in der Woche davor hatte er gedroht, 50 Prozent Zölle auf alle EU-Einfuhren zu erheben.
Anders ausgedrückt: Ein Tweet, ein Gerichtsurteil oder eine Laune Trumps können derzeit massive Auswirkungen auf das internationale Handelssystem haben, etwas, was die Weltwirtschaft niemals zuvor erlebt hat. Wie können, wie sollen Europas Unternehmen damit umgehen?
Am Ende könnte das Oberste Gericht Trumps Zölle für illegal erklären - was dann? Hat Trump andere Instrumente im Köcher, um seine Ideen durchzusetzen?
Zweites Thema: Polen hat gewählt! In der Stichwahl unterlag der von der Regierung unterstützte Kandidat dem Erzkonservativen Karol Nawrocki. Dieser hatte im Wahlkampf mit EU-skeptischen Parolen in Brüssel für Unruhe gesorgt.
Die Glückwünsche Ursula von der Leyens fielen knapp aus und waren verbunden mit der Hoffnung auf eine gute Zusammenarbeit. Nawrocki indes ist eher für anderslautende Töne bekannt.
Polen werde sich nichts aus Brüssel vorschreiben lassen, hatte er im Wahlkampf immer wieder gesagt. Doch wie ist es mit den Vorhaben der polnischen Regierung? Als Präsident könnte Nawrocki Initiativen der EU-freundlichen Regierung von Donald Tusk verhindern.
Was bedeutet also die Wahl Nawrockis für die Politik in Polen und in Europa?
Schließlich diskutierte die Runde die Sprachenvielfalt in der EU - ein Segen oder ein Fluch?
Der Vorstoß des spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez, Katalanisch, Baskisch und Galizisch zu EU-Amtssprachen zu machen, ist gescheitert. Andere Mitgliedstaaten zeigten wenig Interesse an einer Erweiterung der derzeitigen Liste von 24 Amtssprachen - zum Teil aus der Sorge heraus, dass dies einen Präzedenzfall für andere Regional- oder Minderheitensprachen in ganz Europa schaffen könnte.
Also keine Extrawurst für Spanien und keine gute Nachricht für Sanchez, dessen Regierung von einer katalanischen Partei abhängig ist.
Die Aufnahme neuer Sprachen würde zwar mehr Ressourcen erfordern, könnte aber auch mehr Integration für Millionen von Europäern bedeuten, die diese Sprachen sprechen. Wie ist diese Entscheidung also zu bewerten?
Die Übersetzung von EU-Debatten und amtlichen Dokumenten kostet viel Geld, mehr als eine Milliarde Euro pro Jahr - kann der finanzielle Aufwand ein Argument für die Begrenzung von Amtssprachen sein?
Sollten die EU-Institutionen damit beginnen, statt Dolmetschern und Übersetzern Künstliche Intelligenz einzusetzen?