Sind Algen der Treibstoff der Zukunft?

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Von Cyril FournerisSabine Sans
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Forscher des EU-Projekts "MacroFuels" testen Leistung und Rentabilität des innovativen Biokraftstoffs.

Sind Algen der Treibstoff der Zukunft? Forscher testen Leistung und Rentabilität des innovativen Biokraftstoffs. Thema dieser Futuris-Folge.

"Warum nicht die Ressourcen des Meeres nutzen, um die Palette der verfügbaren Biokraftstoffe zu erweitern", fragt euronews-Reporter Cyril Fourneris. "Das Auto hier fährt mit einem Kraftstoffmix auf der Basis von Meeresalgen. Die Forscher entwickelten nicht nur ein umweltfreundliches, sondern auch ein wirtschaftliches Verfahren."

Im Rahmen des EU-Projekts "MacroFuels" testen Wissenschaftler mit einem herkömmlichen Auto die Leistung des Biokraftstoffs der 3. Generation, eine nachhaltige Alternative zu fossilen Kraftstoffen. Er besteht zu 90 Prozent aus Benzin. Der Rest ist Algenkraftstoff.

"Wir messen Emissionen wie Kohlenmonoxid, Kohlenstoffdioxid, Stickstoffoxid und zusätzlich die Partikelemissionen des Autos", erklärt Sten Frandsen, Maschinenbauer, DTI-Betriebsleiter. "Die Testergebnisse des Seetang-Kraftstoffs entsprechen genau denen des Referenzkraftstoffs."

Seetang-Biokraftstoff emittiert also nicht weniger CO2 als herkömmlicher Kraftstoff. Aber der Seetang braucht CO2 aus der Atmosphäre zum Wachstum. Die Forscher arbeiten daran, den Anteil an Biokraftstoff im Kraftstoffgemisch zu erhöhen:

"Es kommen zwar immer mehr Elektroautos auf den Markt, aber ist das die Patentlösung für CO2-Emissionen? Es gibt Schwerlasttransporte, Schiffe und Flugzeuge, die immer noch große Mengen an fossilen Brennstoffen verbrauchen. Dafür brauchen wir einen Ersatz und Seegras könnte ein Teil der Lösung sein", meint Sten Frandsen.

Algen: eine nachhaltige Ressource

Seetang ist eine nachhaltige Ressource: Er wächst überall, alles, was er braucht, ist Sonne und Meere, die 70 Prozent der Erde ausmachen. Für den Anbau braucht man weder Ackerland, noch Dünger oder Frischwasser - im Gegensatz zu Biotreibstoffen, die beispielsweise auf landwirtschaftlichen Abfällen basieren.Die europäischen Forscher arbeiten daran, den Biokraftstoff im industriellen Maßstab herzustellen. In einem niederländischen Labor suchen Wissenschaftler nach der besten Möglichkeit, den Zucker in den Algen, der 60 Prozent der Pflanze ausmachen kann, in Kraftstoff umzuwandeln. Langfristig wollen sie nach einem ziemlich einfachen Prinzip große Mengen Ethanol oder Butanol produzieren:

"Zuerst nehmen wir Seegras. Und dann verwenden wir Wasser, um den Zucker entweder mit Enzymen oder Säuren herauszuholen", erklärt Jaap van Haal, Chemiker, TNO, wissenschaftlicher Koordinator des "MacroFuels"-Projekt. "Daraus erhält man eine Zuckerlösung, und genau wie bei der Herstellung von Wein oder Bier fermentiert man diese zu Ethanol oder Butanol. Das mischt man mit normalem Benzin oder Diesel zu E10 - und benutzt es zum Autofahren."

Mehr Biokraftstoffproduktion bedeutet mehr Biomasse. Im Rahmen des Projekts wurden Algenfarmen installiert. Dank der Mechanisierung des Verfahrens hoffen die Forscher, die Kosten um den Faktor 100 zu senken. Zusammen mit der Kommerzialisierung anderer Meeresalgenprodukte könnte dies in Zukunft Algen-Kraftstoffe wirtschaftlich rentabel machen. Bert Groenendaal, Chemiker und F&E-Projektkoordinator meint:

"Als wir vor einigen Jahren das Projekt begannen, arbeiteten wir auf Quadratmetern. Heute sind es Hektar, und in naher Zukunft werden wir in den Quadratkilometerbereich vorstoßen. Heute ist der Preis für einen Liter Biokraftstoff auf Algenbasis viel zu hoch, wahrscheinlich hundertmal teurer als herkömmliche Kraftstoffe. Aber wenn der Umfang steigt, wird der Preis sinken. Dann kommen wir in einen Bereich, in dem wir mit den traditionellen Brennstoffen konkurrenzfähig sind."

Schätzungen der Wissenschaftler zufolge wird es etwa 25 Jahre dauern, bis die Technologie in großem Maßstab profitabel ist.

Weitere Quellen • Schnitt: Christele Ben Ali

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