Die spirituelle Seele Thailands

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Von Euronews
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Der Buddhismus ist wesentlicher Bestandteil der thailändischen Kultur und hat auch in der modernen Welt nicht an Bedeutung verloren. In der zweiten Ausgabe unserer Serie „Thai Life“ entdecken wir die viertgrößte Weltreligion und erleben einen der wichtigsten Tage des buddhistischen Kalenders hautnah mit: Das Visakha Bucha Fest.

Der durchdringende Gesang der Mönche erfüllt die Luft. Ganz Thailand feiert Buddhas Geburt, Erleuchtung und sein Eintreten ins Nirwana. In diesem Jahr wird ein besonderes Ereignis begangen: der 2.600 Jahrestag der Erleuchtung Buddhas. Gläubige aus der ganzen Welt sind angereist.

Kim McSweeney, australische Buddhistin:
“Es ist schön, hier alle in ihren Trachten zu sehen, wie sie zusammenkommen aus kulturellen, spirituellen Gründen. Und es ist schön, andere Traditionen zu sehen, da ja auch andere Mönche gekommen sind. Gerade habe ich einige kambodschanische Mönche getroffen, dann waren da noch Chinesen und viele andere Nationen. Alle kommen zusammen aus Liebe zu Buddha.“

Buddha, „der Erwachte“, wird nicht als Heiliger verehrt, sondern gilt als Vorbild, denn der Buddhismus kennt keinen Gott. Die persönliche, spirituelle Entwicklung steht im Vordergrund der Religion. Alles dreht sich darum, Buddhas Ratschläge zu verinnerlichen und im Alltag anzuwenden, erklärt der renommierte, britische Mönch Ajahn Jayasaro.

Ajahn Jayasaro, Mönch:
„Der Buddhismus unterscheidet sich wesentlich von den Religionen, die wir im Westen kennen. Während die religiösen Traditionen des Westens durch den Glauben bestimmt werden, handelt es sich beim Buddhismus eher um ein System, das Lebenshilfe vermitteln möchte. Also ein komplett anderer Ansatz, was Religion ist oder sein sollte.“

Für Chantri Srivichai bedeutet Visakha Bucha, kostbare Zeit mit ihrer Familie zu verbringen. Mit ihren beiden Schwägerinnen kauft sie auf dem Markt für die Mönche ein.

Chantri Srivichai:„Wir geben den Mönchen Almosen. Wir haben zum Beispiel frische ChickenWings. Dann noch typische Thai-Süßigkeiten und die traditionelle Thaisuppe Tom Yum Goong.“

Die Dekoration der Lotusblüte gehört zur Tradition. Das Handwerk wird von Generation zu Generation weitergegeben. Die Lotusblüte steht für Reinheit und ist ein wichtiges Symbol im Buddhismus.

Seit vier Uhr morgens ist Chantri auf den Beinen, in ihrem schönsten Kleid, macht sie sich gemeinsam mit ihrer Familie auf den Weg zum Tempel. Hunderte Gläubige haben Tische mit Opfergaben aufgestellt und warten ungeduldig auf den Almosengang der Mönche, die vom „Goldenen Berg“ herunterschreiten.

Chantri Srivichai:„Ich bin total glücklich! Wir kommen hier als eine Familie zusammen, um der Zeremonie beizuwohnen, mit der wir Buddha ehren. Ich bin froh, dass wir alle gesund sind. Wir gedenken jetzt unserer Ahnen und teilen unsere Freude mit ihnen.“

Es ist eine symbiotische Beziehung: Die Gläubigen ehren die Mönche mit Essen und Geld. Im Gegenzug erhalten sie von ihnen spirituelle Unterstützung. Verbindendes Element ist die Meditation, das Herzstück des Buddhismus, welche weltweit immer mehr Zuspruch findet.

Ajahn Jayasaro, Mönch:„Unser Leben ist so hektisch geworden, dass wir dabei den Kontakt zu unserer inneren Welt verlieren. Wenn wir ablassen von dieser Sucht immer aktiv sein zu müssen und es unserem Geist einmal erlauben, zur Ruhe zu kommen, dann kommen da oft Dinge hoch aus unserem Inneren, die eigentlich schon immer da waren, zu denen wir aber keinen Zugang hatten.“

Banjob Bannaruji, Buddhismusexperte:„Zu meditieren ist nicht schwierig, es ist einfach: Meditation beginnt durch Achtsamkeit. Sie können überall meditieren, selbst beim Gehen meditieren Sie,- gehen Sie, aber gehen Sie achtsam.“

Wir treffen wieder auf Chantri. Sie hat den ganzen Tag am Tempel verbracht. Höhepunkt der Feierlichkeiten ist der so genannte „Wien Tien“ – eine Kerzen-Prozession, bei der jeder Gläubige meditierend dreimal um den Tempel läuft. Das dient der inneren Einkehr und soll die Seele reinwaschen.

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