Anfang des Jahres stellte man Pläne für direkte Zugverbindungen zwischen Deutschland und dem Vereinigten Königreich vor. Wie weit ist das Projekt inzwischen?
Eurostar ist der Umsetzung seiner ehrgeizigen Pläne, eine Reihe direkter Bahnverbindungen zwischen Deutschland und dem Vereinigten Königreich anzubieten, einen Schritt näher.
Anfang des Jahres kündigte der Hochgeschwindigkeitsbetreiber an, sein Netz auszuweiten und neue Routen von London zu wichtigen Zielen wie Frankfurt und Genf aufzunehmen.
Angesichts der steigenden Nachfrage nach internationalen Bahnreisen will Eurostar außerdem rund zwei Milliarden Euro in bis zu fünfzig neue Züge investieren, um die Expansion zu ermöglichen.
Im Juni unterzeichneten Bundeskanzler Friedrich Merz und der britische Premierminister Sir Keir Starmer einen „in seiner Art beispiellosen Vertrag“ , um rechtliche und logistische Hürden abzubauen, die derzeit eine direkte Bahnverbindung zwischen beiden Ländern verhindern.
Eurostar rückt einer Verbindung zwischen Deutschland und Großbritannien näher
Nun ist bekannt, dass die Deutsche Bahn (DB), Deutschlands nationale Eisenbahngesellschaft, mit Eurostar zusammenarbeitet, um „komplexe Rahmenbedingungen“ zu beseitigen, die den Fortschritt ausbremsen könnten.
In einer Anfang Dezember unterzeichneten Absichtserklärung erklärten beide Unternehmen, Optionen auszuloten, um gemeinsam Fernverbindungen zwischen London und Frankfurt anzubieten.
Eurostar bringt seine Expertise im Verkehr durch den Ärmelkanal ein, die DB ihr „Netz und ihre Präsenz in ganz Deutschland“. Gemeinsam prüfen die Unternehmen mögliche Fahrpläne und Terminallösungen, die internationale Grenz- und Sicherheitskontrollen erlauben.
Erstmals ist auch ein Direktzug von London nach Köln im Gespräch.
Was bedeuten Direktzüge von Deutschland ins Vereinigte Königreich für Reisende?
Der Start, bei dem die neuen Doppelstockzüge der Celestia-Flotte von Eurostar eingesetzt würden, ist für die frühen dreißiger Jahre geplant. Voraussetzung ist, dass die „notwendigen technischen, betrieblichen und rechtlichen Bedingungen“ erfüllt sind.
Derzeit dauert eine Bahnfahrt zwischen London und Frankfurt im Schnitt acht bis neun Stunden und erfordert mindestens einen Umstieg. Eine Direktverbindung könnte die Reisezeit auf nur fünf Stunden senken.
Bundesverkehrsminister Patrick Schieder spricht von einem „starken Signal“ für die Zukunft des europäischen Verkehrs.
„In einer eigens für dieses Projekt eingerichteten Taskforce arbeiten wir bereits intensiv an den rechtlichen, infrastrukturellen und politischen Voraussetzungen für diese neue Bahnverbindung“, fügt er hinzu. „Ich bin sicher, dass dieses Projekt allen Zugreisenden in Europa großen Nutzen bringen wird.“
Auch Starmer begrüßte die Ankündigung. Das werde Großbritannien ins „Herz eines besser vernetzten Europas“ rücken und den Weg für mehr Handel, Tourismus und Investitionen ebnen.
Werden Direktzüge London mit Berlin verbinden?
Zunächst sollen Köln und Frankfurt die ersten deutschen Städte mit Direktverbindungen nach London werden. Eine Strecke zwischen den beiden Hauptstädten ist jedoch ebenfalls im Gespräch.
Die Reise von London nach Berlin dauert bislang bis zu elf Stunden mit zwei bis drei Umstiegen. Wegen ikonischer Sehenswürdigkeiten wie dem Brandenburger Tor und der Berliner Mauer ist die Nachfrage nach einer Direktverbindung groß.
Nach dem Vertrag zwischen Deutschland und dem Vereinigten Königreich sagt die britische Verkehrsministerin Heidi Alexander, schnelle Direktfahrten nach Berlin könnten für Reisende aus Großbritannien „nur noch eine Frage von wenigen Jahren“ sein.