Waisenkinder: Wie ersetzt man Eltern?

Waisenkinder: Wie ersetzt man Eltern?
Von Euronews
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Die Aussichten für Waisenkinder sind häufig schlecht. Es ist nicht einfach für ein Waisenhaus oder eine Schule, die Familie zu ersetzen. Aber die Menschen, die sich weltweit in solchen Projekten engagieren, geben ihr Bestes. “Learning World” beschäftigt sich dieses Mal mit zwei ganz unterschiedlichen Projekten.

Russland

Kinder brauchen Bildung, um der Zukunft mit Vertrauen entgegenzusehen, aber sie brauchen auch Liebe und Fürsorge, um sich zu entwickeln. Was geschieht also mit Kindern, die ohne ein Familienleben heranwachsen? Russland ist eines von vielen Ländern, die dabei sind ein Netzwerk von Pflegefamilien aufzubauen, um Waisen ein familiäres Umfeld zu geben.

Danila und seine Schwester bekamen vor zwei Jahren eine neue Familie – die leiblichen Eltern waren Alkoholiker und verloren das Sorgerecht. Die neue Familie, Roman und Alexandra, sind Lehrer in der therapeutischen Gemeinschaft Kitesch. Die Beiden zogen vor vier Jahren in die Wäler von Kaluga und gaben ihr bisheriges Leben auf. Sie erkannten, dass sie in Kitesch das Leben verlassener Kinder verbessern konnten.

Grund dafür sind die ungewöhnlichen Ansätze, die hier praktiziert werden. Die Form des Zusammenlebens erlaubt es, dass Pflegefamilien und die Schule eins sind. Lehrer sind Eltern. Die Gemeinschaft löst zudem die Probleme gemeinsam. Die Kinder müssen mit ihren Eltern auf dem Bauernhof arbeiten, beim Hausbau und im Garten helfen.

Grönland

Kann Kunst eine verlorene Familie ersetzen? So ungewöhnlich das scheinen mag – es kann funktionieren. “Learning World” besucht in Grönland ein Kinderheim, das alle kreativen Möglichkeiten nutzt, um den jungen Menschen zu helfen, die zu ihnen kommen. Das Uummannaq-Kinderheim ist das nördlichst gelegene Waisenhaus der Welt. Hier gibt es zwei Arten von Betreuern: Eisbär- und Robbenjäger aus der Gegend und Künstler aus aller Welt.

Die Kinder sind zuhause missbraucht worden oder sie haben ihre Eltern verloren. Sie könnten auch noch ihre Inuit-Kultur verlieren – denn der Klimawandel lässt das Eis schmelzen. Trotzdem findet sich nirgends mehr Kreativität als bei diesen Kindern. Also was ist das Geheimnis von Uummannaq?

Die Leiterin des Heims, Ann Andreasen, erklärt: “Wir nutzen Sport, Kunst, Musik, Film und Tanz – so können die Kinder lernen sich anders auszudrücken. Den Schmerz, den können wir ihnen nicht nehmen. Aber wir können ihnen beibringen, damit zu leben und sich auf andere Weise auszudrücken.”

Ole Jorgen ist einer der bekanntesten Bärenjäger Grönlands. Er ist auch einer der Betreuer der Kinder und nimmt sie mit auf seine Erkundungen. Er sagt:

“Die Kinder lernen hier, sich selbst zu finden. Was sie sehr schnell feststellen ist: Ok, man kann hier nicht wegrennen, wenn man wütend ist. Man kann dann auch nicht irgendwelche dummen Sachen machen, denn das hilft nicht. Das verstehen die Kinder sehr zeitig. Und dann stellen sie sich recht schnell der Situation und fangen an, sich verantwortungsvoll zu benehmen.

34 Kinder leben derzeit im Uummannag-Waisenhaus, vom Säugling bis zum Mittzwanziger. Sie essen, schlafen und lernen zusammen in dem Heim. Die Betreuer und die Kunst haben den Kindern dabei geholfen, die Welt zu entdecken – von Kirgistan bis nach New York City. Doch ihre Bildung soll vor allem dazu dienen, ihre Identität zu bewahren.

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