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Das sagen internationale Presse und Social Media zu Özils Rücktritt

Das sagen internationale Presse und Social Media zu Özils Rücktritt
Copyright REUTERS/Dylan Martinez/File Photo
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Von Alexandra Leistner
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Gibt es in dieser Geschichte nur Verlierer? Was hat es mit dem "Rassismus"-Vorwurf auf sich? Wir fassen die Pressestimmen zum Rückzug Mesut Özils aus der deutschen Nationalmannschaft zusammen.

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Die Nachricht kam am Sonntagabend per Twitter: Mesut Özil hat sich aus der deutschen Fußball-Nationalmannschaft zurückgezogen. Grund ist der Streit um das gemeinsame Foto des Fußballers mit dem türkischen Präsidenten Erdogan, das bereits vor der WM in Russland zu heftigen Diskussionen führte.

Özil und seine Teamkollege Gundogan hatten sich in der Kausa bisher nicht geäußert. Auf Twitter schrieb Özil, das Treffen mit Erdogan habe "politischen Absichten" verfolgt, für ihn sei es eine Art gewesen, seinen türkischen Wurzeln Respekt zu zollen.

Zu den anderen Tweets Özils

Gegen DFB-Präsident Reinhard Grindel erhebt Özil schwere Vorwürfe. "Ich will kein Südenbock für seine Inkompetenz und Unfähigkeit, seinen Job zu machen, sein. (...) In seinen Augen bin ich Deutscher wenn wir gewinnen und Migrant wenn wir verlieren".

Auch in Frankreich war eine ähnliche Diskussion nach der gewonnen WM aufgekommen. Dort hatten Politiker hart darauf reagiert, dass in einigen Medien teilweise auf verwiesen wurde, wie viele Spieler mit afrikanischen Wurzeln in der Nationalmannschaft spielen. Sie alle seien Franzosen, so die Reaktion der Regierung.

Internationale Reaktionen zu Özils Rücktritt und der Rassismus-Debatte

TÜRKEI

"Habertürk": Deutschland muss sich bei Özil entschuldigen

Deutschland müsse sich bei dem Fußballer entschuldigen, so die türkische Zeitung "Habertürk". "Ein Land kann nicht so treulos sein", schreibt der Sportkommentator des regierungsnahen Blatts, Halil Özer, am Montag.

"In das Land, in dem er (Özil) Fußball spielt, kommt ein Staatsmann seiner ursprünglichen Heimat - der Präsident - und natürlich kann sich Mesut mit ihm fotografieren lassen. Was ist natürlicher als das? Wenn Mesut an diesem Punkt angelangt ist, dann stellt Euch nur den Druck vor, der auf ihn ausgeübt wurde. Nicht Mesut, sondern die Deutschen haben die Politik in den Sport gemischt. Mesut hat getan, was richtig ist. Und ich denke, Deutschland muss sich bei Mesut entschuldigen."

Sein "Habertürk"-Kollege Serdar Ali Celikler schreibt, das Ziel, Mesut Özil aus der deutschen Nationalmannschaft zu drängen, sei erreicht worden. Der "rassistische Kopf", der in Deutschland noch immer im Hintergrund agiere, habe Özil "regelrecht zu dieser Entscheidung gezwungen".

Yeneroglu kritisierte die weit verbreitete "Bevormundung von Deutschtürken" und die Verkürzung der Debatte auf das Foto mit Erdogan. Migranten solle "das einseitige deutsche Bild von Erdogan» aufgezwungen werden - jenen, die nicht spurten, würde der Weg zum Ausgang gewiesen.

Die Affäre zeige, dass "die deutsche Öffentlichkeit bei der Frage der Achtung der Binnen-Identität von Millionen Migranten noch nicht" weit sei, sagte Yeneroglu - gerade, wenn sie als Türkeistämmige zu ihren Wurzeln stünden. "Özil gibt ihnen eine Stimme. Deswegen ist er mit seiner Erklärung zur Legende geworden."

Der Berater des türkischen Präsidenten Erdogan, Hamza Yerlikaya, schrieb auf Twitter: "Wir 82 Millionen haben Dir einstimmig die Grenzen unserer Herzen geöffnet, mein Bruder." 

Bereits am Sonntagabend hatten türkische Regierungspolitiker via Twitter Özils Rücktritt begrüßt. Sportminister Mehmet Kasapoglu schrieb etwa: "Wir unterstützen die ehrenhafte Haltung unseres Bruders Mesut Özil von Herzen."

Ein anderer Erdogan-Berater schrieb auf Twitter von einer "Schande derer, die vorgeben, tolerant und mutikulturell zu sein."

ITALIEN

"Corriere della Sera": Özil-Abschied kratzt an Integrations-Mythos

"Er hat das lange Schweigen mit einer Erklärung in drei Teilen beendet, die den Effekt einer Bombe hatte. Er spart niemanden aus: die Medien, die Führung des DFB, die Politiker, die ihm nie eine Geste verziehen hätten, die für ihn nur Respekt für das höchste Amt im Land seiner Familie gewesen sei."

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"Es ist ein schmerzlicher Bruch, voller Groll. Und der ist verheerend für den bereits zerkratzten Mythos einer vielfältigen und bunten Nationalmannschaft, die Symbol für die gelungene Integration in einem siegreichen Deutschland war und die auch fester Bestandteil der politischen Narration von Kanzlerin Angela Merkel war."

SCHWEIZ

Die Neue Züricher Zeitung schreibt: "Wie Gündogan versuchte Özil, das Treffen (mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan) als eine Zusammenkunft rein privater Art begreiflich zu machen. Was er allerdings genauso wie sein Mitspieler übersah - oder womöglich übersehen wollte -, ist der Umstand, dass allein schon aufgrund von Erdogans Amt ein politischer Zusammenhang besteht. 

Gegen diesen Kontext mag Özil sich in seiner Erklärung sträuben - an der öffentlichen Wahrnehmung dürfte sich aber wenig ändern, zumal sich Erdogan seinerzeit im Wahlkampf befand."

DEUTSCHLAND

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Die Frankfurter Allgemeine Zeitung schreibt "Sein Rundumschlag vom Sonntag wird vielen noch lange in den Ohren klingen. Er wird den DFB und seinen Präsidenten Grindel, den Özil offen zum Rücktritt auffordert, noch tiefer in die Krise stürzen."

Die deutsche Politik lobte Özil und zeigte sich verständlic und alarmiert.

ANGELA MERKEL
"Die Bundeskanzlerin schätzt Mesut Özil sehr. Mesut Özil ist ein toller Fußballspieler, der viel für die Fußball-Nationalmannschaft geleistet hat", sagte eine Regierungssprecherin am Montag in Berlin. "Mesut Özil hat jetzt eine Entscheidung getroffen, die zu respektieren ist."

Der Sport trage viel zur Integration in Deutschland bei, sagte die Sprecherin weiter. "Deutschland ist ein weltoffenes Land und die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund ist eine Schlüsselaufgabe der Bundesregierung." Özil warf im Rückblick auf die Kontroverse auf sein Foto mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan deutschen Medien "rechte Propaganda" vor.

Innenminister Horst Seehofer ließ ausrichten, er wolle sich "in diese internen Angelegenheiten nicht einmischen".

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Viele sehen nur einen Gewinner in der ganzen Sache: Den türkischen Präsidenten Erdogan.

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