Auf dem roten Teppich der Ruhrtriennale: No Comment von Euronews

Auf dem roten Teppich der Ruhrtriennale: No Comment von Euronews
Copyright Heinrich Brinkmöller-Becker/Ruhrtriennale
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Von Rudolf Herbert
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Der deutsche Komponist und Regisseur Heiner Goebbels zeigt in "Everything that Happened and Would Happen" auch No Comment von Euronews.

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"No Comment ist meine Lieblingssendung seit mehr als zwanzig Jahren: unkommentiertes Filmmaterial, das dazu einlädt, Zusammenhänge aus Geräuschen, Bildern und dem Tagesgeschehen herzustellen", erklärt der deutsche Komponist und Regisseur Heiner Goebbels im Zusammenhang mit der deutschen Erstaufführung seiner Arbeit Everything that Happened and Would Happen bei der diesjährigen Ruhrtriennale. Und weiter heißt es: "Auch wenn dieses Material ausgesucht und geschnitten wurde, entsteht dadurch dennoch eine Autonomie, die im alltäglichen Nachrichtenstrom der Medien abhanden kommt."

No Comment auf der Ruhrtriennale

Das Musiktheater Everything that Happened and Would Happen, das inhaltlich einhundert Jahre europäischer Geschichte umfasst, bedient sich drei verschiedener und zugleich miteinander verbundener Quellen: des Romans Europeana - Eine kurze Geschichte Europas im 20. Jahrhundert des tschechischen Autors Patrik Ouředník, der Oper Europeras 1&2 von John Cage und der Rubrik No Comment des Fernsehsenders Euronews. Bilder der Rubrik, zum Teil aus den tagesaktuellen Nachrichten des Senders, werden in die wechselnden Bühnenaufbauten integriert, treten in eine Beziehung zur Performance, bereichern den Ablauf und erweitern den offenen Raum der Reflexion über die Vergangenheit und die Gegenwart Europas.

Die Ruhrtriennale

Zur Ruhrtriennale: Sie ist ein seit 2002 im Ruhrgebiet stattfindendes internationales Festival für Musik, Theater, Film, Bildende Kunst, Literatur, Tanz und Performance, dessen künstlerische Leitung alle drei Jahre wechselt. Spielstätten sind die Industriedenkmäler der Region, darunter die Jahrhunderthalle in Bochum, wo Everything that Happened and Would Happen geboten wurde, die Gebläsehalle, Kraftzentrale und Gießhalle im Landschaftspark Duisburg-Nord, die Maschinenhalle der Zeche Zweckel in Gladbeck oder die Zeche Zollern in Dortmund. Nicht wenige der Produktionen sind Länder und Kulturinstitutionen übergreifend und werden international gezeigt.

Heinrich Brinkmöller-Becker/Ruhrtriennale
"Everything that Happened and Would Happen"Heinrich Brinkmöller-Becker/Ruhrtriennale

"Multimedia-Spektakel"

Das Publikum nahm die Aufführung, die als ein Highlight der Eröffnungswoche galt, größtenteils enthusiastisch auf, während die Kritik geteilter Meinung war: Heiner Goebbels nehme überhaupt keine Position ein und überlasse das Multimedia-Spektakel sich selbst, hieß es etwa in der Westfälischen Rundschau. Und dem Publikum, das sich einem gewaltigen Puzzle an Eindrücken ausgesetzt sähe und nach einem konzeptionellen Zusammenhang suche, den es gar nicht gebe. Und bei dem unabhängigen Internetportal nachtkitik.de ist zu lesen: "So wie die Jahrhunderthalle, als in ihr noch malocht wurde, eine andere war, bevor man sie für die Ruhrtriennale geschmackvoll aufpoliert hat, wird Geschichte hier gereicht in bitter herben Appetithappen. Das darf man, je nachdem, verspielt, neckisch, schräg, geistreich oder sublim finden."

Heinrich Brinkmöller-Becker/Ruhrtriennale
"Everything that Happened and Would Happen"Heinrich Brinkmöller-Becker/Ruhrtriennale

In den kommenden Wochen bietet die Ruhrtriennale unter anderem die Uraufführung Evolution, in deren Zentrum Görgy Ligetis Requiem steht, die deutsche Erstaufführung der Oper Dido and Aeneas, Remembered, eine Koproduktion der Operá de Lyon, der Opera Vlaanderen und der Staatsoper Stuttgart, die Uraufführung des Schauspiels All the good von Jan Lawers und Needcompany, und die Tanzvorstellung Ensaio para uma Cartografia, für deren Choreografie Mónica Calle zeichnet.

Sabrina Reichmann/Ruhrtriennale
Die Jahrhunderthalle in BochumSabrina Reichmann/Ruhrtriennale

Die Ruhrtriennale dauert noch bis Ende September.

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