Björn Höcke bricht ZDF-Interview ab und droht dem Reporter

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Von Kirsten Ripper mit ZDF, dpa
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Der AfD-Chef in Thüringen war laut seinem Pressesprecher vom Journalisten "emotionalisiert" worden.

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Ein Interview mit dem ZDF über die Sprache von Björn Höcke hat ein Pressesprecher des Chefs der AfD in Thüringen vorzeitig abgebrochen. Höcke sei "zu stark emotionalisiert" worden. Dem ZDF wurde angeboten, das Interview noch einmal von vorne zu beginnen. Björn Höcke sagte dazu: "Ich bin auch nur ein Mensch."

Der Spitzenkandidat der AfD in Thüringen drohte dem Reporter, er werde ihm keine Interviews mehr geben, falls er das bereits aufgezeichnete Gespräch veröffentlicht. Nach den ZDF-heute-Nachrichten wurden in "Berlin Direkt" Teile des Höcke-Interviews - mit den Drohungen - gezeigt, und der öffentlich-rechtliche Sender hat das gesamte Interview ins Internet gestellt.

Im Wortlaut sagte Höcke: "Passen Sie auf. Wir beenden das Interview, nur, dann ist klar … Wir wissen nicht, was kommt … Dann ist klar, dass es mit mir kein Interview mehr für Sie geben wird."

ZDF: "Ist das eine Drohung?"

Höcke: "Nein. Das ist nur eine Aussage, weil ich auch nur ein Mensch bin. Ich bin auch nur ein Mensch, verstehen Sie?"

ZDF: "Und was könnte kommen? Wenn Sie sagen, wir wissen nicht, was kommt."

Höcke: "Vielleicht werde ich auch mal eine interessante persönliche, politische Person in diesem Lande. Könnte doch sein."

ZDF: "Gut, Herr Höcke".

Höcke: "Dann machen wir das so. Alles klar. Dann wünsche ich Ihnen noch viel Erfolg in Ihrer Karriere. Tschüss."

Vor dem Gespräch mit Höcke hatte der ZDF-Reporter AfD-Politiker in Berlin befragt, ob sie Zitate von Björn Höcke von Zitaten von Adolf Hitler unterscheiden könnten. Mit verschiedenen Aussagen konfrontiert, wollte sich keiner der Befragten für einen Urheber entscheiden.

Beim ZDF-Interview mit Höcke, dessen Bewegung "Flügel" vom Verfassungsschutz als Verdachtsfall für rechtsextremistische Bestrebungen eingestuft wird, sollte es um die Sprache und das Demokratieverständnis des AfD-Vorsitzenden in Thüringen gehen.

Linke liegen in Umfrage in Thüringen vorn

Am 1. September hatten Höcke nahestehende AfD-Kandidaten in Brandenburg und Sachsen Wahlerfolge gefeiert. In der letzten INSA-Umfrage für Thüringen, wo am 27. Oktober Landtagswahlen stattfinden, liegt Höckes AfD mit 21 Prozent auf Platz 3 hinter der Linken von Ministerpräsident Bodo Ramelow mit 26 Prozent und der CDU mit 24 Prozent.

Mit Forderungen nach einer Neugestaltung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, einer Abschiebeinitiative für ausreisepflichtige Migranten und einer Reform des Verfassungsschutzes war die Thüringer AfD in den Wahlkampf gezogen. Im Mitte August beschlossenen Wahlprogramm kündigt die AfD an, eine "massive Abschiebeinitiative" zu starten, falls sie in die Regierungsverantwortung kommen sollte.

"Keine Willkommens-, nur eine Verabschiedungskultur"

Der Thüringer AfD-Landeschef Björn Höcke forderte eine «Verabschiedungskultur» im Freistaat. Das Wahlprogramm wurde einstimmig angenommen. "Wir wollen endlich ein Abschiebegefängnis in Thüringen. Wir wollen Abschiebeflüge vom Erfurter Flughafen", rief Höcke seinen Parteianhängern zu und erntete großen Applaus. «"n Thüringen gibt es keine Willkommenskultur für illegale Einwanderer, sondern nur eine Verabschiedungskultur", sagte Höcke in seiner Rede. Er bekräftigte, dass er Asylbewerber nicht integrieren wolle. "Das Asylrecht ist und bleibt ein Gastrecht auf Zeit", sagte Höcke bei der Vorstellung des Wahlprogramms.

In den vergangenen Jahren war der ehemalige Geschichtslehrer Björn Höcke wegen seiner rassistischen und an die NS-Zeit angelehnte Sprache immer wieder in die Kritik geraten - auch innerhalb der AfD. Zuletzt gab es auch Widerspruch gegen Höckes "Personenkult".

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