Studenten in Chile: Arm trotz Bildung

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Von Euronews
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Studenten in Chile: Arm trotz Bildung

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Studieren ist in Chile ein teures Unterfangen, und lässt viele Menschen verschuldet zurück. Marlene lebt mit ihren zwei Kindern in einem Arbeiterviertel. Für ihr Studium der Krankenpflegetechnik hat sie 6.500 Euro bezahlt. 

Zurückzahlen kann sie das Geld nicht, dafür müsste sie ihre Tochter aus der Schule nehmen. Die Bank ist ihr deshalb auf den Fersen, erzählt sie. "Ich weiß von meinen Nachbarn, dass sie nach mir suchen. Sie fragen nach Marlene Alzamora. Man weiß, dass es um Schulden geht, denn derjenige, der nach mir sucht ist ein großer Mann mit Krawatte."

"Es ist traurig"

Ähnlich geht es Francisca, sie hat Illustration studiert und dafür 9000 Euro von der Bank geliehen. Sie lebt im Haus ihres Großvaters, etwas eigenes kann sie sich nicht leisten. Ihr Einkommen ist zu gering, und sie hat einen Eintrag im Schuldnerverzeichnis. "Ich leihe mir dieses Haus nur. Ich fühle mich wie ein Parasit. Es ist traurig, sehr traurig", sagt sie.

40 Prozent der verschuldeten Studenten sind säumig. Sie haben sich den aktuellen Protesten angeschlossen und fordern eine Bildungsreform.

"Angesichts der hohen Schuldenquoten gibt es heute in Chile leider viele sehr junge Menschen, die krank werden", sagt Juan Pablo Rojas von der Bewegung gegen Studienschulden. "Es gibt junge Leute, die an Depressionen leiden. Es gibt Leute, die sogar daran gedacht haben, Selbstmord zu begehen. Menschen, die sich das Leben genommen haben."

Wer reich ist, bleibt reich

Die Qualität der öffentlichen Schulen schwankt stark, je nachdem, wie wohlhabend die jeweilige Gemeinde ist. So entstehen große Ungleichheiten, sagt Manuel Gonzalez, Direktor einer Schule in Santiago. "Die Reichen in Chile sind immer noch reich, ohne große Anstrengung. Aber ein armer Mann, um nicht mehr arm zu sein, muss erstmal eine riesige Leistung erbringen."

Chile ist das Land mit den höchstverschuldeten Haushalten in Lateinamerika.

Euronews Reporter Hector Estepa war vor Ort in Santiago und erzählt:

"Dieser Ort, die Plaza Italia in der chilenischen Hauptstadt, ist das Epizentrum der Proteste gegen die Regierung von Sebastián Piñera. Die, die sich hier versammeln, fordern den Rücktritt des Präsidenten und die Ausarbeitung einer neuen Verfassung, die den öffentlichen Sektor des Landes ausbaut. Piñera hat eine Reihe von Reformen vorgeschlagen, die viele für unzureichend halten. Sie wollen nicht aufhören zu protestieren, bis sich das Wirtschaftsmodell des Landes ändert."

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