Covid-19 in Brasilien: Mehr Tote pro Tag als in den USA

In der brasliianischen Hauptstadt Brasilia sind Einkaufszentren jetzt wieder geöffnet. Vor den Eingängen bildeten sich lange Schlangen, in denen nicht immer der in Coronazeiten übliche Abstand gehalten wurde. Bei allen Kundinnen und Kunden wird Fieber gemessen - und es gilt eine Maskenpflicht.
Die Zahl der täglichen Todesfälle liegt in Brasilien den fünften Tag in Folge mit mehr als 1.000 über der der USA. Insgesamt sind in Brasilien mehr als 25.000 Menschen in Zusammenhang mit Covid-19 gestorben.
Sao Paulo am schlimmsten betroffen
Der Gouverneur von Sao Paulo, Joao Doria, - der sich mit einem Lockdown gegen den rechspopulistischen Präsidenten Jair Bolsonaro stellt - hat Lockerungen der Ausgangssperre für den 1. Juni angekündigt, um die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen. Die Bewohner, die nicht zur Arbeit müssen, sollen aber weiter zu Hause bleiben.
Präsident Jair Bolsonaro hatte sich gegen die Lockdowns ausgesprochen und hat die Pandemie immer wieder heruntergespielt. Er hat auch einen Gesundheitsminister entlassen, ein zweiter trat aus Protest zurück.
Joao Doria erklärte, falls nötig werde er die Lockerungen wieder zurücknehmen. Der bevölkerungsreichste Bundesstaat Sao Paulo ist am stärksten vom Coronavirus betroffen.
In Cidade Tiradentes - einem Vorort von Sao Paulo - versuchen Mitglieder einer Motorrad-Gang die Bewohner der Favela zu unterstützen.
Vanderlei Rodrigues, Bandenchef in Cidade Tiradentes, erklärt, er sehe es als seine Aufgabe an, die Menschen zu informieren. "Im Moment steht Covid-19 für diese Familien nicht an erster Stelle der Sorgen, so dass sie es erst glauben werden, wenn ein Verwandter daran stirbt. Viele verstehen es nicht, wir wollen für Informationen sorgen und Fake News bekämpfen - Coronavirus ist kein politisches Thema."
Viele Bewohner der Favela müssen tagelang auf die Testergebnisse warten.
Ruth Leite - die sich selbst isoliert hat - wartet schon seit zwei Wochen auf das Resultat - wie sie einem Reporterteam berichtet. Sie habe Angst, jemanden anzustecken. Ruth Leite hat aber auch Angst, im Fall einer möglichen Erkrankung ausgegrenzt und angefeindet zu werden. Vorerst bleibt sie zu Hause - und hofft, dass sie nicht doch noch schwerer krank werden wird.