London: Coronakrise verschärft moderne Sklaverei

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Von Damon EmblingEuronews
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Fälle moderner Sklaverei sind in Großbritannien im vergangenen Jahr gegenüber 2018 um 50 Prozent gestiegen. Gesetze aus dem Jahr 2015 zur besseren Bekämpfung der Auswüchse zeigen nicht die erhoffte Wirkung.

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Sie spielt sich meist hinter den Kulissen ab und ist deshalb in der Öffentlichkeit schwer wahrnehmbar. Aber Sklaverei ist im modernen Großbritannien eine blühende wie kriminelle Industrie.

Die Opfer werden in der Regel zunächst mit großen Versprechungen angelockt, um später ausgebeutet und und missbraucht zu werden. Nicht wenige der oft ausländischen Opfer fürchten anschließend um ihr Leben und versinken noch tiefer in der Illegalität.

Euronews-Korrespondent Damon Embling erläuterte in London: "Im vergangenen Jahr wurde eine Rekordzahl von 10.600 Menschen als potenzielle Opfer der modernen Sklaverei hier im Vereinigten Königreich identifiziert. Das ist ein Anstieg von mehr als 50 Prozent gegenüber 2018. Ausbeutung der Arbeitskraft war die häufigste Form des Missbrauchs. Viele der Opfer stammen aus Großbritannien, Albanien und Vietnam."

Nagelstudios und Autowaschanlagen

Oft landen die illegalen Jobber in Nagelstudios, Autowaschanlagen, Fabriken und der Landwirtschaft. Die Wohltätigkeits- und Hilfsorganisation Hestia unterstützt Betroffene und befürchtet, dass es noch mehr Ausbeutung geben könnte, wenn die Corona-Beschränkungen gelockert werden.

Ella Read ist Expertin für moderne Sklaverei in der gemeinnützigen Organisation: "Wenn diese Unternehmen wieder öffnen dürfen, denken wir, dass die Zahl der Menschen, die in diesen Branchen ausgebeutet werden, wieder zunehmen wird. Dieses Risiko erhöht sich dadurch, dass Unternehmen und Arbeitgeber möglicherweise nicht genug Geld haben, um für die Löhne und andere Dinge zu sorgen."

Hestia hat gerade in London eine Notunterkunft eröffnet. Ella Read glaubt nicht, dass Reisebeschränkungen die Menschenhändler aufhalten werden: "Leider werden sie kreativere Wege finden, um Menschen zwischen Staaten hin - und herzuschieben,  oder sie nach Großbritannien einzuschleusen. Das Risiko steigt aber auch für britische Staatsbürger."

Kritik am Modern Slavery Act 2015

Großbritannien hat seine Bemühungen zur Bekämpfung moderner Sklaverei verstärkt. Kritiker bemängeln aber, dass die im Jahr 2015 eingeführten Gesetze des "Modern Slavery Act" nicht immer angewendet werden.

Nancy ist ein ehemaliges Opfer von Sklaverei, die andere unterstützt. Ihren vollen Namen mag sie nicht angeben. Sie ist der Meinung, dass die Opfer einen legalen Status erhalten müssen, damit sie in Großbritannien bleiben können:

"Das würde den Betroffenen helfen, ihr Leben neu aufzubauen, denn mit einer Rechtssicherheit beginnt für die Opfer die Freiheit. Ohne einen legalen Status werden Opfer nie ihre verwundbarere Lage ändern können, in der sie mit erneutem Menschenhandel und neuer Ausbeutung konfrontiert sind."

"Wenige Strafverfolgungen"

Unmesh Desai ist Labour-Politiker in der London Assembly, und nimmt als Vorsitzender eines Sonderausschusses die Verbrechensbekämpfung in der Hauptstadt unter die Lupe.

Desai kritisierte: "Nur sehr wenige Strafverfolgungen wurden im Rahmen der neuen Gesetze eingeleitet. Es geht darum, die Strafverfolgung zu intensivieren. Ich würde sagen, dass ziemlich viel getan worden ist, aber es muss noch mehr passieren."

Die weltweite Rezession und finanzielle Engpässe vieler Unternehmer könnten allerdings dazu führen, dass Menschenhandel und moderne Sklaverei in Großbritannien eher zu - als abnehmen werden, wenn die Drahtzieher weiterhin oft leichtes Spiel haben.

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