Bei bilateralen Gesprächen in Ankara haben die Regierungschefs der Türkei und Libyens nicht nur eine Fortsetzung, sondern auch die Ausweitung ihrer umstrittenen Mittelmeer-Pläne verkündet.
Im Streit um die Erschließung und Ausbeutung von Rohstoffen im östlichen Mittelmeer geht der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan erneut in die Offensive.
Erdogan empfing in Ankara den Chef der von den Vereinten Nationen anerkannten libyschen Regierung, Fajis al-Sarradsch und forderte die internationale Staatengemeinschaft auf, gegen den abtrünnigen libyschen General Khalifa Haftar vorzugehen.
Erdogan sagte bei der gemeinsamen Pressekonferenz: "Wir verfolgen aufmerksam den Wunsch des Putschisten Haftar, Öl zu verkaufen, was das Recht des libyschen Volkes ist, mehr Waffen zu kaufen und Legionäre mit illegalen Mitteln zu rekrutieren. Wir wiederholen unseren Aufruf an alle Beteiligten, die notwendigen Schritte zu unternehmen."
"Natürlicher Reichtum des östlichen Mittelmeers"
Die monatelang von Haftars Truppen belagerte libysche Hauptstadt Tripolis ist laut Al-Sarradsch wieder unter vollständiger Kontrolle des libyschen Militärs. Die türkische Armee unterstützte sie. Erdogan sagte, die Türkei werde Libyen nicht den "Putsch-Verschwörern" überlassen.
Al-Sarradsch lehnt direkte Friedensgespräche mit Haftar weiter ab und bezeichnete den Rivalen als Kriegsverbrecher.
Im Vordergrund der Unterredung in Ankara stand aber das bilaterale Mittelmeer-Abkommen, das in Anrainerstaaten wie Griechenland und Zypern Empörung auslöste.
Es solle sogar ausgedehnt werden, verkündete Erdogan: "Wir haben beschlossen, eine neue Zusammenarbeit mit Libyen zu entwickeln. Wir wollen unsere Kooperation ausweiten, einschließlich Erkundungen und Bohrungen, um den natürlichen Reichtum des östlichen Mittelmeerraums zu nutzen."
Warnende Stimmen aus Athen
Die türkisch-libyschen Pläne stehen international in der Kritik, weil sie auch Seegebiete umfassen, die Griechenland und Zypern für sich beanspruchen. Der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis warnte in einem Brief an die EU-Führungsgremien vor einer weiteren Eskalation des Erdgaskonflikts durch die Türkei.
Die Regierung in Athen erklärte außerdem, die Taktik Ankaras werden nicht nur eine Krise zwischen Griechenland und der Türkei, sondern auch zwischen der EU und der Türkei verursachen.
Die EU hat bereits vor einiger Zeit den rechtlichen Rahmen für Sanktionen gegen Ankara geschaffen.