Nachhaltiger Kaviar

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Von euronews
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Um dem Rückgang der Stör-Bestände etwas entgegenzusetzen, bemühen sich einige Kaviarproduzenten in der russischen Region Astrachan um Nachhaltigkeit.

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Mit nachhaltigen Produktionsmethoden für Kaviar bemühen sich einige russische Fischfarmen darum, dem katastrophalen Rückgang wichtiger Flussfischarten entgegenzuwirken. Das Problem: es gibt immer weniger Störe. Der Grund: die Überfischung. Die Lösung: statt die Fische zur Entnahme des Rogens zu töten, werden die Störe nach der Kaviarernte ins Wasser zurückgesetzt.

Vladimir Vladimirov leitet die Störzuchtstation Beluga und legt selber mit Hand an. Während er mit Anglerstiefeln im Fischbecken steht, erklärt er uns das Vorgehen: "Ich betaste die Bäuche und wähle einen Fisch aus." Seine Helfer haben ein grobes Netz gespannt, ein gekonnter Griff - und schon liegt das Störweibchen auf dem Rücken.

Rückgang um 90 Prozent

Der Bestand des Beluga-Störs ist in den vergangenen zwei Jahrzehnten um 90 Prozent zurückgegangen, so einige Schätzungen. Dieser Betrieb in der Region Astrachan war einer der ersten in Russland, der auf nachhaltige Kaviarproduktion setzte. Im Jahr 2002 stellte "Beluga" um auf Nach- und Aufzucht.

"Die Eier werden herausmassiert", kommentiert Vladimirov den nächsten Schritt der "Ernte". Nach der Bauchmassage kommen die Störweibchen ins Wochenbecken: sieben Tage Ruhe.

Jungstöre werden ausgewildert

"Beluga" beherbergt in 50 Wassertanks und -becken etwa 11.000 Störe. Der Zuchtbetrieb ist zwei Hektar groß. Manche Tanks sind mit Pumpen ausgestattet, die die Fließgeschwindigkeit der Wolga simulieren.

Unser Kameramann filmt einen Tank, in dem unzählige kleine Fischleiber wimmeln. Einige dieser Jungstöre werden später ausgewildert, damit soll die Störpopulation im Kaspischen Meer stabilisiert werden. Bestandsschutz und wirtschaftliche Interessen gehen Hand in Hand. Offenbar erfolgreich: Nach Auskunft des russischen Landwirtschaftsministeriums stieg die Produktion schwarzen Astrachan-Kaviars in diesem Jahr um sieben Prozent.

Keine Entwarnung

Doch es wäre zu früh, Entwarnung zu geben. Ein Indikator für die nach wie vor problematische Situation ist die Größe der in freiem Gewässer gefangenen Störe. Es ist äußerst selten, dass voll ausgewachsene, alte Groß-Störe an Land gezogen werden. Das war früher anders.

Der größte je in der Wolga gefange Stör wog knapp 1,6 Tonnen und maß von Kopf bis Schwanz sagenhafte 7 Meter und 20 Zentimeter. Das war zu Zarenzeiten, im neunzehnten Jahrhundert...

Gesamteuropäischer Aktionsplan

Auch in Deutschland steht es mit dem Stör nicht zum Besten, weshalb Mitte der neunziger Jahre in Frankfurt die Gesellschaft zur Rettungs des Störs gegründet wurde. 2018, unter österreichischer EU-Ratspräsidentschaft, kam es dann zur Wiener Stör-Konferenz. Dort wurde ein gesamteuropäischer Aktionsplan für Störe vereinbart.

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