"Sturm auf Reichstag": Nazi-Flaggen und QAnon-Anhänger in Berlin

Q für QAnon und ein Portrait von Trump auf rechtsextremer Fahne
Q für QAnon und ein Portrait von Trump auf rechtsextremer Fahne Copyright Christophe Gateau/(c) Copyright 2020, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten
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Von Euronews mit dpa, AP
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Sie versuchen den Reichstag zu stürmen und zeigen Flaggen mit einem Q für #QAnon, Portraits von Donald Trump - was wollen die TeilnehmerInnen der #Corona-Demos?

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Nach den Protesten der laut neuen Zahlen vom Sonntag etwa 50.000 Gegnern der Corona-Regeln - wie der Maskenpflicht - haben einige Hundert versucht, in den Reichstag in Berlin zu gelangen und wurden erst auf den Stufen zum Parlamentsgebäude von der Polizei gestoppt. Die Fotos und Videos dieser Szene (siehe weiter unten) mit einer "Reichskriegsflagge" (die vom Deutschen Kaiser und später von den Nazis benutzt wurde) sorgen auch im Ausland für Furore.

Wie der Berliner Tagesspiegel berichtet, handelte es sich bei der Gruppe, die den Reichstag stürmen wollte, augenscheinlich um Reichsbürger. Diese erkennen die Bundesrepublik Deutschland nicht an und sind im rechtsextremen Spektrum verortet.

Der deutsche Außenminister Heiko Maas schreibt auf Twitter: "Alle haben Recht, über Umgang mit Corona zu streiten & natürlich für Ihre Meinung zu demonstrieren. NIEMAND sollte dafür Rechtsextremen hinterherlaufen, PolizistInnen gefährden & viele einem Infektionsrisiko aussetzen. Reichsflaggen vorm Parlament sind beschämend."

Nach Angaben der Polizei wurden die Beamten vor dem Reichtstag mit Flaschen und Steinen beworfen. Am Samstagabend war die Situation dann wieder unter Kontrolle.

In Deutschland sind viele entsetzt. Das Zeigen der Kriegsflagge des Dritten Reiches mit Hakenkreuz ist strafbar, doch auf vielen Fahnen war das Hakenkreuz durch ein Trump-Portrait oder durch ein Q, das für die QAnon-Bewegung steht ersetzt.

Was steckt hinter QAnon?

Die Anhänger der QAnon-Verschwörungstheorie glauben, dass geheime Mächte die Politik auf der ganzen Welt steuern. Dabei steht Q für die Freigabe von Akten des US-Geheimdienstes, die sogenannte "security-clearance", Anon wird im Internet von Usern, die anonym bleiben wollen, als Name genutzt. Seit 2016 wurde in den USA verbreitet, dass die Demokraten Minderjährige gefangen hielten, um aus deren Blut ein Serum zum Jungbleiben zu produzieren. Zunächste nutzte ein User mit dem Namen Q zur Verbreitung seiner Verschwörungstheorien das Darknet und das bei Rechtsextremen beliebte Forum "4Chan".

Inzwischen gibt es offenbar tausende QAnon-AnhängerInnen in sozialen Medien wie Instagram - darunter sollen zahlreiche weibliche Trump-Fans sein. Ende Juli hatte Twitter etwa 7.000 Konten von QAnon-Unterstützern dauerhaft gesperrt. Die Verbreitung der Inhalte von rund 150 000 weiteren Usern wurde eingeschränkt.

Michael Sohn/Copyright 2020 The Associated Press. All rights reserved
QAnon-Anhänger in BerlinMichael Sohn/Copyright 2020 The Associated Press. All rights reserved

Nicht gesperrt werden die Konten der QAnon-Fans in dem Messenger-Dienst Telegram. Viele deutschsprachige Verbreiter von Verschwörungstheorien wie Attila Hildmann und Xavier Naidoo nutzen Telegram-Gruppen, um ihre Aussagen.

Im Wahlkampf zählt US-Präsident Donald Trump offenbar auf die Anhänger der rechten QAnon-Verschwörungstheorie. Am 20. August sagte Trump auf einer Pressekonferenz: "Wie ich verstehe, mögen sie mich sehr, was ich zu schätzen weiß." Er wisse zwar nicht viel über die Bewegung, habe aber gehört, dass deren Popularität zunehme: "Ich habe gehört, dass es Leute sind, die unser Land lieben."

QAnon-Anhänger behaupten auch, dass es eine Verschwörung gegen US-Präsident Donald Trump in den tieferen Schichten des US-Regierungsapparats gebe. Oft ist die Rede von einem "deep state". Gemeint ist, dass nicht gewählte Prominente - wie Bill Gates - im Geheimen die Welt regierten. Zudem werden den gewählten Politikern wie Angela Merkel geheime Pläne unterstellt - auch an diesem Samstag in Berlin.

Kay Nietfeld/(c) Copyright 2020, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten
Protest in BerlinKay Nietfeld/(c) Copyright 2020, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten
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