"Wir gehen in die falsche Richtung": Schwedens Corona-Zahlen ziehen an

Paar beim gemeinsamen Mittagessen in Stockholm, 4.April 2020
Paar beim gemeinsamen Mittagessen in Stockholm, 4.April 2020 Copyright Andres Kudacki/AP
Von Euronews mit AP
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In Europa wütend die 2. Corona-Welle. In einigen Ländern scheinen die ersten Corona-Maßnahmen zu greifen. Dennoch arbeiten viele Gesundheitssysteme weiter am Limit.

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Europa steckt mitten in der zweiten Corona-Welle, mehr als 270.000 Menschen sind der John-Hopkins-Universität zufolge auf dem Kontinent mit oder durch Corona gestorben. Die nationalen Gesundheitssysteme arbeiten am Limit, in vielen Ländern steigt die Angst vor ihrem Zusammenbruch.

An diesem Donnerstag werden auch in Großbritannien noch strengere Corona-Maßnahmen in Kraft treten. Damit folgt das Land anderen Staaten der EU, wie Deutschland, Österreich und Griechenland, die schon seit dem Anfang der Woche strengere Regeln eingeführt hatten.

Schweden

Wie geht es weiter in dem skandinavischen Land, das in der Corona-Krise seinen ganz eigenen Weg gegangen war? Das kleine 10 Mio. Einwohner Land hat inzwischen rund 142.000 gemeldete Corona-Infektionen, und überschritt die traurige Marke von 6.000 Menschen, die mit oder an COVID-19 gestorben sind. Allein an diesem Donnerstag sind 4.034 Neuinfektionen gemeldet worden.

"Wir gehen in die falsche Richtung. Die Lage ist sehr ernst", hatte der schwedische Ministerpräsident Stefan Löfven zuletzt erklärt. "Jetzt muss jeder Bürger Verantwortung übernehmen. Wir wissen, wie gefährlich das ist."

Zu den neuen Maßnahmen, die am Dienstag in Kraft treten werden, gehören Einschränkungen in Restaurants und Cafés. Dort dürfen dann maximal acht Personen an jedem Tisch sitzen. Zudem wurden gesonderte Restriktionen für drei weitere Bezirke, darunter große Städte, beschlossen.

Das Land kündigte auch lokale Beschränkungen in drei weiteren Bezirken an, zu denen die größten Städte Schwedens gehören.

Löfven und seine Frau Ulla hatten sich ab diesem Donnerstag in Corona-Isolation begeben. In seinem Umfeld war eine Person positiv auf das Virus getestet worden. Symptome hatte der Staatschef aber nicht.

Großbritannien

In Großbritannien ist seit diesem Donnerstag ein sehr strenger Lockdown in Kraft. Restaurants, Theater und Konzertsäle, Freizeiteinrichtungen und Sportzentren bleiben bis zum 2. Dezember geschlossen. Das hatte Premierminister Boris Johnson am vergangenen Wochenende angekündigt, nachdem Daten offengelegt hatten, dass das nationale Gesundheitssystem die zweite Corona-Welle nur schwer verkraften kann.

Viele Briten hatten die Gelegenheit am Mittwoch Abend noch einmal genutzt, um feiern und shoppen zu gehen. Schulen und Universitäten sollen vorerst offen bleiben.

Tschechien

Die Tschechische Republik hat bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) medizinische Unterstützung angefragt, vor allem mangelt es an Personal. Die Krankenhäuser sind dem Ansturm durch die zweite Corona-Welle nicht mehr gewachsen. So haben sich bereits Tausende Pflegekräfte angesteckt und sind deshalb nicht arbeitsfähig.

Ein Sprecher des WHO-Regionalbüros für Europa hatte erklärt, dass die tschechische Regierung "das WHO-Angebot zur Entsendung von medizinischen Notfallteams angenommen habe." Diese sollen die nationalen Bemühungen bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie unterstützen.

Deutschlands Nachbarland hat seit Ende August einen Rekordanstieg bei den Neuinfektionen zu verzeichnen. Immerhin hat sich zuletzt ein leichter Rückgang bei der Zahl der täglichen Neuinfektionen abgezeichnet.

In der Tschechischen Republik wurden seit Beginn der Pandemie 362.985 Fälle bestätigt, wobei in den letzten zwei Wochen fast 170.000 neue Fälle registriert wurden. Nahezu ein Drittel der 3.913 Todesfälle im Land ereigneten sich in den letzten sieben Tagen.

Belgien

Belgien ist verhältnismäßig noch immer die am schlimmsten betroffene Nation in Europa, wenn es um die Zahl der Corona-Fälle geht. Am Mittwoch hieß es aus dem Corona-Krisenzentrum, dass es erste Anzeichen dafür gebe, dass man sich einem Wendepunkt nähere.

Yves Van Laethem, Sprecher des Corona-Krisenzentrums, erklärte, dass das Land erstmals seit einem Monat rückläufige Zahlen bei den Neuinfektionen feststelle. In Belgien war schon Ende Oktober befürchtet worden, dass es in den Krankenhäusern zu Extremsituationen kommen könnte, weil weder Betten noch Pflegepersonal zur Verfügung stehen. Mit den leicht rückläufigen Zahlen schöpft Belgien nun wieder Hoffnung.

Die Einschränkungen in Belgien waren in den letzten Wochen wieder verstärkt worden. Neben der Schließung von Bars und Restaurants ist seit vergangenen Montag ein Teil-Lockdown in Kraft getreten, der auch Beschränkungen für Menschenansammlungen und Schließungen nicht systemrelevanter Geschäfte mit sich brachte.

Italien

Italien verzeichnete am vergangenen Dienstag die höchste tägliche COVID-19-Todesrate seit fast sechs Monaten, während Ungarn und die Niederlande strengere Corona-Maßnahmen einführten.

Nach Angaben des italienischen Gesundheitsministeriums starben in den vergangenen 24 Stunden 353 Menschen an COVID-19 - der höchste tägliche Anstieg seit dem 6. Mai.

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Bei der Pandemie in dem südeuropäischen Land sind inzwischen mehr als 39.400 Menschen ums Leben gekommen, während Gesamtzahl der registrierten Infektionen um 28.244 auf fast 760.000 anstieg.

Niederlande

In den Niederlanden erklärte die Regierung, dass der vor drei Wochen verhängte Teil-Lockdown sich auszuzahlen beginne. In der vergangenen Woche waren im Vergleich zur Woche davor ein Rückgang um 5 Prozent verzeichnet worden, insgesamt waren Neuinfektionen registriert worden.

Das 17 Millionen Einwohner zählende Land hatte vor drei Wochen einen Teil-Lockdown verhängt. atte. Bars und Restaurants bleiben geschlossen, auch Sport- und Freizeiteinrichtungen blieben zu. Die Regierung hatte die Bevölkerung dazu aufgerufen, von zu Hause aus zu arbeiten.

Die niederländischen Behörden sorgen sich dennoch, dass die Zahl der COVID-19-Patienten eine dauerhafte Belastung für die Krankenhäuser am Kapazitätslimit darstellt. Ministerpräsident Mark Rutte hatte zuletzt weitere Einschränkungen angekündigt. Dazu zählen Ausgangssperren, er warnte auch davor, vor Mitte Januar ins Ausland zu reisen.

Deutschland

In Deutschland war an diesem Donnerstag ein neuer Höchstwert gemeldet worden. 19.990 Neuansteckungen in 24 Stunden hatte das Robert-Koch-Institut registriert. Inzwischen sind fast 11.000 Menschen in Folge einer Corona-Infektion gestorben. Die Zahl der Neuinfektionen hatte sich in den vergangenen 14 Tagen verdreifacht, die Zahl der Intensivpatienten innerhalb der vergangenen zehn Tage verdoppelt.

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Seit diesem Montag gilt in ganz Deutschland ein Teil-Lockdown, um die exponentiell ansteigenden Zahlen an Neuinfektionen einzudämmen. So bleiben Bars und Restaurants sowie Kultur- und Freizeiteinrichtungen bis Dezember geschlossen.

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