Impfkommission: AstraZeneca-Impfstoff nicht für Senioren empfohlen
Die Ständige Impfkommission (STIKO) in Deutschland empfiehlt, den Corona-Impfstoff von AstraZeneca nur an Menschen im Alter von 18-64 Jahren zu verabreichen. Als Begründung nannte die STIKO die unzureichende Datenlage für die Anwendung bei SeniorInnen.
"Zur Beurteilung der Impfeffektivität ab 65 Jahren liegen aktuell keine ausreichenden Daten vor", erklärte die Kommission in ihrer Mitteilung. "Abgesehen von dieser Einschränkung wird dieser Impfstoff ebenfalls als gleichermaßen geeignet angesehen", heißt es weiter.
Die STIKO empfiehlt zudem, zuerst Menschen mit erhöhten Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf und medizinisches Personal zu impfen.
Laut dem Unternehmen sind die Bedenken der deutschen Impfkommission unbegründet: "Die jüngsten Analysen stützen die Hypothese, dass der Impfstoff in der Gruppe der Über-65-Jährigen wirksam ist", so ein Sprecher.
Möglicherweise muss nun aufgrund der Empfehlung die Impfverordnung in Deutschland geändert werden. Derzeit werden lediglich BewohnerInnen und Personal von Pflegeheimen, Menschen ab 80 und KrankenhausmitarbeiterInnen geimpft.
Johnson verteidigt Wirksamkeit bei Älteren
In der Europäischen Union ist der Impfstoff des britisch-schwedischen Pharmaunternehmens noch nicht zugelassen. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA will noch in dieser Woche bekannt geben, ob sie einer Notfallzulassung statt gibt.
In Großbritannien wird der Vektor-Impfstoff bereits überall verimpft, auch an ältere Menschen. Der britische Premier Boris Johnson hat so auch die deutsche Empfehlung zurückgewiesen. "Unsere eigene Zulassungsbehörde hat sehr klar gemacht, dass der Oxford/Astrazeneca-Impfstoff sehr gut und wirksam ist, und bereits nach einer Dosis eine sehr hohe Schutzwirkung bietet und sogar noch mehr nach zwei Dosen", sagte Johnson bei einem Besuch in Schottland zu JournalistInnen.
EU lässt Astrazeneca-Werk in Belgien untersuchen
Im Impfstreit mit Astrazeneca haben die belgischen Gesundheitsbehörden eine Produktionsstätte des Konzerns in der Nähe von Brüssel kontrolliert. Die Europäische Kommission hatte die Untersuchung beauftragt, nachdem Astrazeneca erklärt hatte, nur sehr viel weniger Impfdosen liefern zu können, als vereinbart. Man wolle prüfen, ob die Verzögerungen tatsächlich mit Problemen in dem belgischen Werk zusammenhingen, hieß es aus belgischen Politikkreisen. Ein Sprecher der EU-Kommission wollte sich zunächst nicht zu den Hintergründen äußern.
Die EU fordert Astrazeneca dazu auf, auch zwei Fabriken in Großbritannien einzusetzen, um dem EU-Auftrag nachzukommen. Astrazeneca-Chef Pascal Soriot sagte in einem Interview, die Firma arbeite rund um die Uhr, um die Produktionsschwierigkeiten zu lösen, sein Unternehmen sei jedoch vertraglich nicht verpflichtet, bestimmte Mengen zu liefern. Der Vertrag soll nun veröffentlicht werden.