Hungrig ins Bett: Weizen und Brot werden in Syrien knapp

Brotverteilung (Aufnahme aus dem Jahr 2019)
Brotverteilung (Aufnahme aus dem Jahr 2019) Copyright FADEL SENNA/AFP
Von euronews
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Das Land muss Getreide aus dem Ausland ankaufen, dabei wurde früher Weizen im Überfluss geerntet. Woran liegt's?

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Oft bleibt als einzige Lösung, selbst Hand anzulegen und Brot zu backen. In Teilen Syriens ist das Grundnahrungsmittel knapp geworden.

„Das Brot aus der Bäckerei reicht für uns nicht aus. Ich muss selbst Teig anrühren und für meine Kinder backen. Wir brauchen 50 Stück“, berichtet eine Frau.

Vor dem Krieg verfügte Syrien über Weizen im Überfluss, muss das Getreide inzwischen aber im Ausland ankaufen. 2020 betrug die syrische Weizenernte nur ein Viertel der Menge, die einst jährlich in den Kornkammern landete.

Omar Abdul Razzak, Agrarwissenschaftler an der Euphrat-Universität, erläutert: „Im Nordosten Syriens werden zwischen 50 und 60 Prozent des syrischen Weizens angebaut. Der Staat verlor während des Krieges die Kontrolle über dieses Gebiet. Terroristische und bewaffnete Gruppen haben außerdem Destillationsanlagen auf landwirtschaftlichen Flächen errichtet. Der Fluss Euphrat dient der Landwirtschaft als Hauptwasserquelle. Dass die Türkei die Wassermenge, die nach Syrien fließt, begrenzt, führt zu ernsthaften Störungen der Landwirtschaft. Wir importieren große Mengen aus Russland, um den Bedarf der Menschen an diesem wichtigen Nahrungsmittel zu decken."

Der Ankauf belastet den angespannten syrischen Staatshaushalt zusätzlich. Die Regierung hat inzwischen den Verkauf von Brot pro Familie begrenzt, der Preis ist in die Höhe geschnellt. „Wir kaufen das Brot im Handel“, sagt eine Frau. „Ein Packen mit 14 Stück kostet rund 500 Lira. Doch das reicht für die Familie nicht. Manchmal haben wir zwei Tage lange kein Brot. Die Kinder gehen hungrig schlafen, weil wir nicht an Brot kommen. Vom Roten Halbmond bekommen wir Weizen und haben damit begonnen, im Elektroofen Brot zu backen. Doch manchmal müssen wir lange warten und haben dann nur zwei Stunden lang Strom, um den Teig zuzubereiten und zu backen“, berichtet sie.

Den Vereinten Nationen zufolge hat der Krieg in Syrien rund 60 Prozent der Bevölkerung in eine Ernährungsnotlage gestürzt.

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