Am 36. Jahrestag des Super-GAUs beurteilte die Internationale Atomenergiebehörde die Lage nach der wochenlangen Besetzung durch russische Truppen.
Am 36. Jahrestag der Atomkatastrophe von Tschernobyl hat der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) die kürzliche Besetzung des stillgelegten Kraftwerk als gefährlich bezeichnet. Rafael Mariano Grossi war mit einem Team zu einem Besuch vor Ort, um Reparaturen und Messungen durchzuführen. "Ich weiß nicht, ob wir kurz vor einer Katastrophe standen, aber die Situation war absolut unnormal und sehr, sehr gefährlich", so der IAEA-Direktor. "Es gab ein paar Vorgänge, die den normalen Betrieb eines Atomkraftwerks gefährdeten. Es ist nichts Schlimmes passiert. Aber die Lage ist nicht stabil. Wir müssen achtsam bleiben."
Russische Truppen hatten die Anlage in der Sperrzone in der Nähe von Kiew über einen Monat lang besetzt, bevor die Einheiten wieder abzogen. Das noch laufende ukrainische Atomkraftwerk in Saporischschja ist weiterhin unter russischer Kontrolle.
Der Super-GAU von Tschernobyl im April 1986 gilt als die größte zivile Atomkatastrophe. Infolgedessen wurden radioaktiv verstrahlte Landstriche um den Meiler gesperrt. Zehntausende Menschen wurden zwangsumgesiedelt. Wie viele Menschen starben, ist unklar, da schwer einzuschätzen ist, ob spätere Krebserkrankungen von Anwohner:innen oder Aufräumarbeitern auf die erhöhte Strahlung zurückzuführen sind. Schätzungen reichen von mehreren Tausend bis Zehntausenden Todesopfern.