Kinder im Ukraine-Krieg: "Bei Bombenalarm spielen wir im Keller"

Kinder trifft der Krieg in der Ukraine besonders hart
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Von Anelise Borges
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Besonders Kinder trifft der Ukraine-Krieg hart. Jedes Kind trägt in irgendeiner Weise Schäden davon, meinen Experten.

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Alina und Christina haben einen Großteil der vergangenen drei Monate im Keller verbracht. 

"Ich wache auf und putze mir die Zähne. Danach esse ich Frühstück. Dann gibt es Unterricht. Nach der Schule mache ich eine kurze Pause und esse Mittag. Nachmittags gehen wir zum Spielen raus auf die Straße. Wenn es Luft- oder Bombenalarm gibt, spielen wir im Keller. Wenn die Bomben fallen, kommt unsere Mutter runter, unser Vater bleibt oben. Wenn wir heftig bombardiert werden, kommt Vater auch in den Keller. Im Moment will ich keine Bomben mehr", sagt die 11-jährige Alina.

Russlands Krieg in der Ukraine hat verheerende Auswirkungen auf alle Aspekte des Lebens, und, wie bei allen bewaffneten Konflikten, sind Kinder besonders davon betroffen.

"Ich kann mir nicht vorstellen, dass es ein einziges Kind in der Ukraine gibt, das nicht irgendwie von diesem Konflikt betroffen wurde. In den schwersten Fällen sind Kinder, die der Gewalt direkt ausgesetzt waren, wochenlang bombardiert wurden und in unterirdischen Bunkern lebten von einer posttraumatischen Belastungsstörung betroffen", erklärt UNICEF-Sprecher, Joe English.

Durch massenhafte Vertreibungen werden besonders Kinder schnell Opfer von Menschenhändlern und sexueller Ausbeutung - während der Krieg Millionen von ihnen Verletzungen zufügt. Seit Kriegsbeginn sind mehr als 200 Kinder getötet worden.

"Man muss nicht die Wissenschaft befragen, um festzustellen, dass Kinder dadurch Schaden nehmen", sagt Dr.Jack Shonkoff, Leiter des Zentrums für Kindesentwicklung an der Harvard Universität gegenüber Euronews. Schaden, der die Kinder bis ins Erwachsenenalter hinein beeinträchtigen können:

"Was im Körper vor sich geht, wenn das Stresssystem aktiviert ist - der Spiegel der Stresshormone steigt in unserem Blutkreislauf an, unsere Herzfrequenz steigt, unser Blutdruck steigt, unser Immunsystem wird aktiviert, so dass Entzündungen im Körper zunehmen. Unser Blutzuckerspiegel steigt und versorgt unser Gehirn mit Energie, damit wir klarer denken können... und unsere Muskeln, damit wir kämpfen oder rennen können.

Und wenn all diese Systeme nicht wieder auf ihr Ausgangsniveau zurückkehren, beginnen sie, Teile des Gehirns zu schädigen, was sich auf das Verhalten, den geistigen Zustand und die geistige Gesundheit auswirken kann, aber auch auf das Herz-Kreislauf-System, das Immunsystem und die Stoffwechselsysteme.

Also ja, psychische Gesundheitsprobleme sind immens wichtig, aber auch körperliche Gesundheitsprobleme, doch die treten erst später auf", so Shonkoff. 

Die Zukunft - das ist etwas, woran die Menschen hier nicht denken mögen:

"Ich weiß nicht. Was kann ich heute schon planen? Sie können uns bombardieren, es macht keinen Sinn, über die Zukunft zu spekulieren. Wenn eine Rakete einschlägt, hören wir auf zu existieren. Ich weiß nicht, warum ich über die Zukunft sprechen sollte. Wir leben von Tag zu Tag", meint der Vater von Alina und Christina.

Euronews-Korrespondentin Anelise Borges berichtet aus Mykolajiw, im Süden der Ukraine.

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